Vermüllung und Schikanen
BA-Bürgersprechstunde: Beschwerden der Kleingartenanlage
Die Kleingartenanlage an der Pasinger Hildachstraße besteht schon seit 1950. Ein gleichlautender Verein kümmert sich um die Belange der aktuell insgesamt 100 Gartenpächter und 214 Vereinsmitglieder. „Im Durchschnitt hat ein Garten bei uns 350 Quadratmeter“, erzählt Vereinsvorsitzender Wolfgang Wührer. „Dazu kommen noch Außenflächen, um die wir uns laut Pachtvertrag ebenfalls kümmern. Und da beginnen auch schon unsere Probleme.“
Über die sprach er in der letzten Sitzung des Bezirksausschusses Pasing-Obermenzing (BA) ausführlich und bat das Gremium um Unterstützung. Bis zum Verkauf der Anlage im Jahr 2008 durch die Deutsche Bahn an die Fortune Grundstücksverwaltung GmbH in München hätten die Gartler im Paradies gelebt. „Es war eine Idylle“, so Wührer, der seit 2000 hier einen Garten hat. „Es war ruhig trotz der Nähe zur Bahn. Und wir waren mitten im Grünen.“ Seit 2008 sei es mit der Ruhe vorbei gewesen. Nach und nach habe der Eigentümer Kleingewerbe zugelassen. Der Müll rings um die Kleingärten wuchs. „Da sind ausrangierte Fahrzeuge, Bauschutt und Container darunter. Aber auch jede Menge Elektromüll, sogar Autobatterien oder Chemikalien und jede Menge Glasscherben.“
„Reinster Schandfleck!“
Beim Ortstermin zeigte Wührer auf die Müllberge. „Das ist hier der reinste Schandfleck! Und keiner kümmert sich!“ Grund zur Klage haben die Gartler auch wegen der beiden Lärmschutzwände, zwischen denen sich die Gärten erstrecken. Die eine sei von München für das Neubaugebiet an der Paul-Gerhardt-Allee gebaut worden. Die andere habe die Aurelis Grundstücksgesellschaft hochgezogen, und zwar viermal so hoch wie angekündigt. „Die verschattet unsere Gärten und machen überhaupt keinen Sinn.“ Im Sommer sei es trotzdem laut, „von den Firmen und den Baufahrzeugen, die hier teils im Minutentakt durchbrausen. Vor diesem Lärm schützt keine Lärmschutzwand.“
Hin und wieder bemerke er Arbeiter, die in den Gewerbecontainer leben, so Wührer. „Auch das ist total illegal.“ Der Fall sei klar, „man will uns loswerden. Aber wir haben einen gültigen Generalpachtvertrag mit der Deutschen Bahn aus dem Jahr 1950, der 2008 aktualisiert wurde. Wir gehören zur Bahnlandwirtschaft München und sind unkündbar.“ Der benachbarte Hundeverein hatte weniger gute Karten, dessen Miete hob der neue Eigentümer ständig an. „Irgendwann war der Hundeverein draußen, leider“, bedauerte Wührer.
„Man will uns loswerden“
Eine Schande seien auch die Zuwegungen. „Der Eigentümer hat irgendwann die Sickergruben zugeschüttet mit dem Ergebnis, dass Straßen und angrenzende Gärten unter Wasser stehen, wenn es sehr stark regnet. Mittlerweile sind die Straßen total kaputt“, erzählte Wührer weiter und zeigte auf die riesigen Schlaglöcher. „Eine Katastrophe ist das hier!“
Doch auch von positiven „Entdeckungen“ konnte Wührer im BA berichten. „Bei uns ist eine ganz seltene Schlangenart aufgetaucht.“ Nun sei sogar der Bund Naturschutz (BN) eingeschaltet. Martin Hänsel vom BN bestätigte: „Es handelt sich wohl um die Äskulapnatter, eine ungiftige Schlangenart, die sowohl auf der einschlägigen bayerischen Roten Liste als auch in der Roten Liste Deutschland als vom Aussterben bedroht geführt wird. Danach wären Maßnahmen zum Schutz der Tiere und Erhalt des Lebensraumes dringend erforderlich.“
Gleiche Sorge in der Haberlandstraße
Im BA trafen die Ereignisse in der Hildachstraße auf offene Ohren. „Das sind üble Geschichten“, kommentierte BA-Vorsitzender Romanus Scholz. „Die Gemengelage ist unübersichtlich“, meinte Stadtrat und BA-Mitglied Christian Müller. Das so genannte „Gleislager“ sei planungshoheitlich kein Stadtgebiet mehr. In der nächsten Zeit werde er sich in den Referaten schlaumachen. „Entscheidend ist auch die Festlegung im Bebauungsplan. Wir hoffen, dass wir helfen können.“
Auch die Mitglieder der Tennisanlage an der Haberlandstraße meldeten sich in der BA-Sitzung zu Wort. „Wir haben den gleichen Eigentümer und fürchten ebenfalls, dass wir irgendwann vertrieben werden“, meinte Marianne Manz vom Tennisvorstand. Vor allem weil in den letzten Wochen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Verein illegale Baumfällungen stattgefunden hätten und ein nicht genehmigter Autohandel angesiedelt wurde. „Es soll dem Eigentümer nicht gelingen, die Kleingärten und den Verein loszuwerden“, betonte BA-Mitglied Frieder Vogelsgesang. „Bitte füttern Sie uns mit Informationen! Es ist wichtig, im Gespräch zu bleiben.“
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