„Die Schüler wissen das zu schätzen“
Azubis erklären in ihrer ehemaligen Schule den Jüngeren ihre Jobs
„Berufsfindungstag an der Carl-von-Linde-Realschule (CLR)“ stand auf meinem Zettel. Die Türen des Schulgebäudes öffneten sich, ich war gespannt, was mich erwarten werde.
Vertreter von über 40 Firmen und Institutionen aus allen Branchen ermöglichen es den Schülern, erste Kontakte zu knüpfen. Von A wie AOK bis Z wie Zollamt ist alles dabei. „Mehr hätte den Rahmen eigentlich gesprengt“, sagt Lehrerin Maria Martin. Das Beste: „Das alles findet nicht im anonymen Büro, sondern auf dem gewohnten Terrain der Schüler statt. So kann eine Hemmschwelle abgebaut werden.“ Schulleiter Philipp Volkmer pflichtet bei: „Auch trauen sich die Jugendlichen mit ihren Freunden eher, die Aussteller anzusprechen“ - und sie übernahmen viele Aufgaben bei der Vorbereitung. Denn „Teamarbeit ist alles“, so Lehrer Steffen Paszkowski, Organisator des Abends. „Hübsch habt ihr euch gemacht“, begrüßt Volkmer seine Schüler. Auch Ehemalige sind an diesem Tag gekommen. Die einen zum Plaudern, die anderen zum Berichten. „Die Schüler wissen das zu schätzen, wenn ihnen die Älteren aus der Hand erzählen, zum Beispiel vom rauen Klima an der FOS und wie schön es doch auf der Realschule war.“ Die Großen sind inzwischen Azubis und stellen ihre Berufe vor. „Ihre persönliche Geschichte und wie es wirklich ist interessiert die Schüler besonders“, so Volkmer. Mit einem Berufserkundungsbogen machen sich die 400 Schüler der Jahrgangsstufen acht bis zehn auf den Weg. Das Prinzip ist simpel: Jeder Schüler soll sich mit zwei Ausbildungsmöglichkeiten befassen. „Die Schüler informieren sich und dann ihre Mitschüler so über Berufe, die sie sonst nie kennenlernen würden“, erläutert Paszkowski. Es gibt viele Wege, die man einschlagen kann.
Die Beraterin und das Verkaufstalent
Ein reiner Bürojob? „Nein, keine Sorge, man ist immer in Bewegung. In allen vier Ausbildungen pflegt man Kundenkontakt“, schildert Alina Reinhard die Welt der Autovermietung. Als Kauffrau für Büromanagement in der Vermietzentrale „hat man am meisten mit den Menschen zu tun und ist ganz nah am Auto dran. Für alle, die es noch nicht genau wissen, ist die Ausbildung zur Automobilkauffrau genau das richtige. Hier kann man überall reinschnuppern.“ Die beiden Schülerinnen Elisa und Shekelqesa sind besonders begeistert von der Möglichkeit des Summer Jobbings: eine Auslandsstation in London oder auf Mallorca machen, um internationale Arbeitsluft zu schnuppern.
Die Holzliebhaberinnen
„Wir kommen gerne hier her“, sagt Helmuth Kogler, Schulleiter des Holztechnikums Kuchl aus der Nähe von Salzburg. „Der Aktionstag ist gut organisiert, da die Schüler einen Fragebogen mit auf den Weg bekommen, der ihnen Orientierung gibt“, schwärmt Johanna Kanzian. "Wir sind auf der Suche nach jungen Leuten, die sich für Holz begeistern können. Das ist zwar nicht die Masse, aber die, die sich interessieren, zeigen richtige Freude. Wir haben auch zwei Schüler aus München bei uns, denn die Ausbildung gibt es nur einmal im deutschsprachigen Raum und wir können unseren Schülern eine Jobgarantie versprechen“. Am Stand können die Schüler auch selbst Hand anlegen und Schlüsselanhänger gestalten. „Wie? Einfach nur schreiben? Das ist ja cool“, sind die Schülerinnen von dem Brenn-Peter fasziniert. „Was macht man alles? Kann man zeichnen?“, erkundigt sich die Acht-Klässlerin. Kanzian bejaht: „Mit Computerprogrammen lernt man zu zeichnen und zu programmieren.“ Die beiden Mädchen wirken interessiert und werden vielleicht zum Schnuppern für ein bis zwei Tage in das Internat kommen.
Der Technikfan und der Sicherheitsbeauftragte
In den Zug der Bahn AG einsteigen: Tüftler, Drahtzieher, Networker steht auf dem Flyer für die Ausbildung zum Mechatroniker, den Ed in der Hand hält . „Hier spielen mechanische und elektronische Komponenten zusammen. Man lernt feilen, fräsen, bohren, schleifen, schweißen, auslesen, Leitungen verlegen. Alles zunächst ohne Maschine, da man es erst kennenlernen soll “, vermittelt Personalreferentin Monia Georgius dem Schüler. „Man sollte technisches und handwerkliches Geschick mitbringen und sehr lernwillig sein.“ Das schreckt den Neuntklässler nicht ab: „Ich möchte auf jeden Fall etwas im technischen Bereich machen.“
Georgius erwähnt: „Wir bieten aber auch in anderen Bereichen Ausbildungsberufe an. In der Summe sind es über 50. Vom klassischen Fahrdienstleister bis hin zum Koch.“ Die Fülle des Angebots imponiert auch Vassili. Er interessiert sich für alles rund um Sicherheit. Den Stand der Polizei hat er schon erkundigt. Aber auch die Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit wäre reizvoll. Er sieht in dem Abend auch einen weiteren Vorteil: „ Man kann hier nicht nur ein besseres Verständnis von den Berufen bekommen, sondern es ist auch nützlich für die anstehende Praktikumssuche.“
Die Managerin und die Kreative
Carolin und Johanna haben unterschiedliche Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft:
Carolin weiß schon genau, wohin ihr Weg gehen soll. „Ich möchte Managerin werden und etwas erreichen." Eines steht für sie schon fest: „Ich werde nach der Realschule auf jeden Fall die Wirtschafts-FOS besuchen“, hat die Klassenbeste ein klares Ziel vor Augen. „Ich will davon leben können und nicht knapp bei Kasse sein.“
Johanna möchte auch auf die FOS gehen. „Ich will lieber Spaß haben und weniger verdienen. Der Weg wird mich leiten.“ Sie interessiert sich für Film und Drehbuch, am Stand der IFOG Akademie ist sie daher genau richtig. Die private Hochschule bietet den Studiengang Kommunikationsdesign an. „Die Akademie arbeitet sehr praxisbezogen“, informiert sie der IFOG-Mitarbeiter Luka. „Wir haben 50 bis 80 Studenten pro Semester. Es gibt kein spezielles Fach, in dem man gut sein muss. Man sollte aber kreativ sein und eine künstlerische Veranlagung mitbringen“, erläutert Nick, Student an der Akademie. Das hat Johanna, sie schreibt für die Schülerzeitung, ist sogar Gründungsmitglied.
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