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Von Goldfischen lernen

Lesen, lesen, lesen: Darum geht es in dieser Ausgabe

7,5 Millionen haben Probleme: Die Level-One-Studie von 2011 hat dokumentiert, wo in Deutschland Lücken klaffen. (Bild: BMBF)

Diese Lese-Ausgabe der Münchner Wochenanzeiger wird am 27. September mit dem Dietrich-Oppenberg-Medienpreis der Stiftung Lesen ausgezeichnet. Alle Beiträge dieser Schwerpunktausgabe "Lesen" finden Sie hier:

 

Die Lese-Schätze:

Die 26 größten, seltensten, schwersten, liebsten Bücher in unseren Bibliotheken

 

Was sagen die Experten?

"Auch Kinder mit Lernstörungen können alles erreichen"

"Dinge, die in Print erscheinen, sind dem Gehirn näher"

"Das Handy darf nicht auf den Esstisch"

"Viele Kinder haben noch nie ein eigenes Buch in der Hand gehabt"

Es ist nie zu spät, richtig lesen zu lernen

Erfahrung trumpft auf

Zum Lesen verführen

Sich im Alltag besser zurechtfinden

Die ersten Leser eines Buches sind "Spürhunde"

"Lesen ist der zentrale Schlüssel"

"Als Lesepatin lerne ich auch sehr viel"

 

Was passiert in unseren Vierteln?

"Es gibt mehr als nur Google"

Ein gefährlicher Beruf

Guides im Mediendschungel

Lesen ist Vergnügen

Von wegen "nur lesen"

Komm mit auf die Reise

Lesen hat ihr eine neue Welt eröffnet

"Ausleihzahlen sind hervorragend"

Zum Lesen anregen

Samira gewinnt

Bitte mehr Andrang

Lesepaten nehmen Schulanfänger unter ihre Fittiche

Shakespeare lebt

Schmökern im Paradies

 

Von Goldfischen lernen

Jetzt, genau in diesem Moment, machen Sie gerade eines der wichtigsten Dinge, die sich Menschen je beigebracht haben: Lesen. Schlaue Leute sprechen da gerne von "Schlüsselqualifikation" und "Kernkompetenz". Sie meinen damit etwas ganz Einfaches: Lesen öffnet das Tor zur Welt. Es sind unzählige Tore und Welten, die uns offenstehen. Auf mehr als eine Million deutschsprachiger Titel können wir zurückgreifen - soviele sind in den Datenbanken lieferbarer Bücher verzeichnet.

Man kann es verlernen

Aber: Lesen ist eine Kulturtechnik. Das heißt: Man kann es im Gegensatz zum Schwimmen und Radfahren durchaus wieder verlernen. Und das passiert häufiger als wir gemeinhin denken. Die "Leo-Studie" der Uni Hamburg kam 2011 auf die überraschend große Zahl von 7,5 Millionen "funktionaler" Analphabeten (was das genau ist, lesen Sie im Kasten unten) in Deutschland. Nicht richtig lesen und schreiben zu können, ist ein Tabuthema. Wer "Mathe" nicht kann, kann damit in jedem Gespräch kokettieren. Wer zugibt, dass er mit Schreiben und Lesen dieselben Probleme hat wie andere bei Differentialgleichung oder Primfaktorenzerlegung, gilt dagegen schnell als dumm.

Den meisten Betroffenen gelingt es mit viel Geschick, ihre Lücken zu überspielen. Analphabetismus ist nach wie vor ein Tabuthema. Doch es gibt viele Möglichkeiten, sie zu schließen. Lesen und Schreiben kann man in jedem Alter lernen. Wo das geht, erklären wir in dieser Ausgabe.

Vom Goldfisch überflügelt

Unser Leseverhalten ändert sich; wo es früher Bücher und Zeitungen gab, gibt es heute auch iPad, Smartphone und soziale Medien. Wer jeden Tag 150-mal sein Smartphone checkt (das ist der Schnitt), findet wenig Ruhe, um längere Texte zu lesen. Nach einer Microsoft-Studie ist die Aufmerksamkeitsspanne in den vergangenen 15 Jahren von zwölf auf acht Sekunden gesunken. Goldfische sind besser. Sie können sich immerhin noch neun Sekunden auf eine Sache konzentrieren.

Gemeinsamer Schwerpunkt

Wer früh mit dem Lesen beginnt und Bücher zu schätzen lernt, tut sich mit vielem leichter. Die Lesfüchse sind in München Vorreiter bei Schulprojekten, doch längst nicht die Einzigen, die Kinder unter ihre Fittiche nehmen und ihnen Zeit schenken, damit sie die Freude am Lesen fühlen können. Die Münchner Wochenanzeiger unterstützen solche Leseprojekte. Lesen ist der Schwerpunkt in dieser Ausgabe - und in vielen anderen Anzeigenblättern: In ganz Deutschland stellen die zum Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter gehörenden Verlage in diesen Wochen solche Initiativen vor. Sie legen unter dem Motto "Das geht uns alle an" gemeinsam den Fokus auf das Thema Lesen.

Bunte Welten

Wie bunt die Welt der Bücher ist und wieviele Dinge es beim Lesen zu entdecken gibt, zeigen wir auf vielen Seiten dieser Ausgabe: Ganz oben stellen wir jeweils ein Buch vor - stellvertretend für die unendlich vielen Welten in ihren Seiten. Zudem zeigen Mitarbeiter aus vielen Bibliotheken in und um München - alle öffentlich zugänglich! - ihre "Leseschätze": von spannenden Kinderbüchern über neun Pfund schwere Bände bis hin zu wunderschönen, seltenen Ausgaben.

Was ist "funktionaler Analphabetismus"?

Er betrifft kumuliert mehr als 14 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung. Das entspricht einer Größenordnung von 7,5 Millionen funktionalen Analphabeten in Deutschland. Das sind Menschen, die zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben können, nicht jedoch zusammenhängende – auch kürzere – Texte. Betroffene Personen sind aufgrund ihrer begrenzten schriftsprachlichen Fähigkeiten nicht in der Lage, am gesellschaftlichen Leben in angemessener Form teilzuhaben. So misslingt etwa auch bei einfachen Beschäftigungen das Lesen schriftlicher Arbeitsanweisungen.

Daneben haben über 13 Millionen Menschen in Deutschland Probleme mit der Rechtschreibung. Sie lesen und schreiben selbst gebräuchliche Wörter langsam oder fehlerhaft. Die in der Grundschule erlernte Rechtschreibung beherrschen sie nicht mehr.

Quelle: "leo. – Level-One Studie" der Universität Hamburg 2011.

 

 


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