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Schwarze Schafe nicht füttern

Illegale Altkleider-Container auch im Stadtbezirk

Legal: Die Container des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM) sind orange und meist bei den Wertstoffinseln aufgebaut, wie hier an der Trappentreustraße 44 / Heimeranplatz. (Bild: ds)

Einfach mal einen Container für Kleiderspenden aufstellen, den Inhalt an einen Textilverwerter verkaufen und den Gewinn einstreichen: Über dieses "Geschäftsmodell" von unseriösen Händlern wurde in den vergangenen Monaten häufiger in verschiedenen Medien berichtet. Ein Fernsehteam hat testweise selbst illegal einen Sammelcontainer aufgestellt und mit dem Verkauf der eingeworfenen Altkleider mehrere hundert Euro eingenommen. Nachdem er diese Sendung gesehen hatte, ging Thomas Hofstätter, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8) mal mit offenen Augen durchs Stadtviertel und entdeckte nicht weniger als sieben Altkleidercontainer, die offensichtlich illegal sind. Er meldete sie mit Standortangabe und Foto an den Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM).

Die Container sehen denen von caritativen Einrichtungen oft zum Verwechseln ähnlich, sind beschriftet mit Aufklebern wie "Kleidung und Schuhe" oder "Schuhe paarweise einwerfen", doch Kontaktangaben fehlen. Illegale Sammler geben oftmals vor, für einen guten Zweck zu sammeln und täuschen so die Bürger. "Ein großer Schaden also für die Stadt München (AWM) und die echten Hilfsorganisationen", so Hofstätter. Also: Augen auf bei der Kleiderspende.

Bei Nacht und Nebel

Wer beim illegalen Altkleidersammeln erwischt wird, dem droht ein Bußgeldverfahren. Doch erwischen lässt sich niemand, berichtet Evi Thiermann vom AWM. Wenn der illegale Container auf öffentlichem Grund steht, klebt der AWM einen roten Aufkleber auf den Container, einen so genannten "Abzugsverweis". Darauf wird der Eigentümer aufgefordert, den Container innerhalb von zwei Wochen abzuziehen. Wenn das nicht geschieht, entfernt der AWM den Container und behält ihn noch für vier Wochen in Verwahrung, falls der Eigentümer sich meldet, was allerdings noch nie geschehen ist. Danach wird der Behälter verschrottet. "Im Jahr 2014 sind in München 538 Container beklebt worden, davon wurden 299 verschrottet", erklärt AWM-Sprecherin Evi Thiermann. "Die restlichen 239 wurden in einer Nacht- und Nebelaktion abgezogen" – heimlich, um dem Bußgeldverfahren zu entgehen. Für das laufende Jahr sind die Zahlen erheblich gesunken: Bis November 2015 wurden nur 210 Container beklebt und 116 verschrottet.

"Im Rahmen der Möglichkeiten"

Wer darf Alttextilien sammeln und verwerten? Das regelt das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG). Demnach müssen gewerbliche und gemeinnützige Sammlungen bei der Stadt, Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) angezeigt, also gemeldet werden. "Eine Genehmigung sieht das KrWG nicht vor, das RGU hat jedoch die Möglichkeit, angezeigte Sammlungen zu befristen, mit Auflagen zu versehen oder zu untersagen", erklärt RGU-Sprecher Dr. Alois Maderspacher, "insbesondere wenn Bedenken gegen die Zuverlässigkeit der Firma vorliegen, die ordnungsgemäße und schadlose Verwertung der gesammelten Alttextilien nicht hinreichend dargelegt wurde oder überwiegende öffentliche Interessen der Sammlung entgegenstehen." Gegen "eine Reihe"  von gewerblichen Sammlungen seien aus "verschiedenen Gründen" Untersagungen ausgesprochen worden. Noch seien deswegen einige Gerichtsverfahren anhängig. "Im Rahmen seiner Möglichkeiten" gehe das RGU gegen illegale Alttextiliensammlungen vor.

Für die Müllgebühren

Ins – je nach Marktlage mehr oder weniger lukrative – Geschäft mit den Altkleidern ist der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb AWM selbst eingestiegen und sammelt in orangefarbenen Containern die nicht mehr benötigte Kleidung der Münchner Bürger. "Als kommunaler Betrieb garantieren wir Ihnen, dass wir die gesammelten Altkleider und Schuhe einer ordnungsgemäßen Verwertung zuführen, verantwor­tungsvoll und nach fairen Standards. Die Erlöse, die wir aus der Verwertung erzielen, stabilisieren die Müllgebühren und kommen somit Ihnen allen zugute", teilt der AWM mit. Im Jahr 2014 waren es 2583 Tonnen Kleidung, die der AWM gesammelt und weiterverkauft hat. Das Material wird professionellen Textilverwertern überlassen, die bestimmte Gütekriterien erfüllen müssen und über eine öffentliche Ausschreibung an den Auftrag kommen.

Und was passiert dann mit der Containerfüllung? Laut Fachverband Textilrecycling wird über die Hälfte als Secondhandkleidung wiederverwendet (insbesondere in Osteuropa, Asien und Afrika), rund 21 Prozent zu Putzlappen verarbeitet und etwa 23 Prozent einer Weiterverwertung als Sekundärrohstoff und hochwertigem Ersatzbrennstoff zugeführt.

Neben dem AWM sammeln in München auch die katholische "aktion hoffnung" und die evangelische "diakonia" legal Altkleider. Einen Sammelcontainer hat die diakonia im Innenhof neben der evangelisch-lutherischen Auferstehungskirche in der Gollierstraße 55.


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