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Freiham ohne Friedhof

Letzte Ruhestätte für neue Siedlung gefordert

Klaus Bichlmayer vor der alten Heilig-Kreuz-Hofmarkskirche im Ensemble Freiham, das unter Denkmalschutz steht. (Bild: pst)

„Tote sollen nach unseren Informationen wie ausrangierte Waren auf verschiedene Friedhöfe verteilt werden.“ Es sind harte Worte, die der Sprecher des Ökumenischen Rats Aubing-Neuaubing-Westkreuz-Lochhausen, Klaus Bichlmayer, an die Stadtspitze gerichtet hat. Es geht um das neue Wohnviertel Freiham. Mit geplanten 25.000 Bürgern wird das Gebiet so groß wie eine Kleinstadt sein. Schulen, Sportplätze, Freizeiteinrichtungen, Geschäfte – an alles haben die Planer gedacht, nur ein Friedhof ist nicht vorgesehen. Stattdessen sollen Verstorbene aus Freiham an andere Friedhöfe verteilt werden: eine „unwürdige Praxis“, kritisiert Bichlmayer. „Als Vertreter des Rats, dem sieben evangelische und katholische Kirchengemeinden im Münchner Westen angehören, möchten wir unsere Bestürzung über eine solche Planung ausdrücken“, so Bichlmayer.

Der Rat fordert deswegen einen eigenen Friedhof für Freiham. Schließlich sei es bayernweit beispiellos, dass eine Siedlung geplant werde „ohne am Ort einen würdigen Platz für die Toten vorzusehen“. Mit der üblichen Bestattungs- und Friedhofskultur habe dies nichts zu tun. Ein „Bestattungstourismus“ in andere Stadtteile bringe für die Trauernden große Nachteile. Ein entfernter Friedhof sei schwerer zu erreichen, was die Grabpflege erschwere. Das Grab als Ort der Trauer, Erinnerung und Verbundenheit mit dem Verstorbenen werde dann unweigerlich seltener besucht werden. „Es kann sicher nicht im Interesse der Verantwortlichen sein, mit „Freiham ohne Friedhof“ einen Präzedenzfall zu schaffen, der zeigt, wie geringschätzig die bayerische Landeshauptstadt in Zukunft, im 21. Jahrhundert, mit ihren Toten umgehen wird.“

Friedhof im Landschaftspark

Eine Idee, wo ein Friedhof situiert werden könnte, hat der Ökumenische Rat bereits. „Wir könnten uns sehr gut vorstellen, dass ein kleiner Teil im nordwestlichen Eck des Landschaftsparks dafür geeignet wäre.“ Hier könne die lange und berühmte Tradition der Münchber Wald- oder parkartigen Friedhöfe fortgesetzt werden.

Ein Friedhof wäre auch aus anderen Gründen wichtig für den neuen Stadtteil. „Es braucht viele identitätsschaffende Momente bei der Entwicklung dieser Kleinstadt auf dem Gebiet der Millionenstadt München. Dazu gehört unbedingt ein ortsnaher Friedhof“ sowie eine Aussegnungshalle oder ein Andachtsraum „für einen würdevollen Abschied von einem Toten“, bekräftigt Bichlmayer. Vertreter des Ökumenischen Rats hoffen auf ein Gesprächsangebot mit den Planern.


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