Das Ensemble ist gerettet
Aubinger Dorfkern könnte sogar erweitert werden
Jahrelang haben sie sich mit Leidenschaft für ihr geliebtes Dorfensemble engagiert. Der Einsatz des Fördervereins 1000 Jahre Urkunde Aubing hat sich gelohnt. Der Landesdenkmalrat hat den weiteren Erhalt des Aubinger Dorfkerns bestätigt. Und nicht nur das: "Die Fachleute des Landesamts für Denkmalpflege schlugen sogar vor, das Ensembleschutzgebiet zu erweitern - eine Entwicklung die angesichts der jahrelangen Wackelpartie nicht zu erwarten war", erklärte Vereinsvorstand Klaus Bichlmayer im Rahmen eines Pressegesprächs. Grundlage der Entscheidung waren die Ergebnisse der denkmalfachlichen und städtebaulichen Untersuchungen, die im Kommunalen Denkmalkonzept (KDK) zusammen gefasst worden waren.
Viele Bausünden hatten die Denkmalwürdigkeit des Dorfs zwischen der Alto- und der Ubostraße gefährdet. Die Situation hat sich jetzt geändert. Um die Ensembleeigenschaften zu stärken und das Ortsbild stimmig zu verschönern, wurde als eine der ersten Maßnahmen vom Förderverein eine Art Baufibel herausgegeben. Darin konnten Bauherren nachlesen, was in das Ensemble passt (zum Beispiel nach der Straße ausgerichtete Giebel, Pultdächer und Bauerngärten) und was nicht (Flachdächer, Gauben, Thujenhecken).
Führungen durch den alten Dorfkern
In den fünf Jahren "Gnadenfrist" machte der Förderverein mit vielen Aktionen auf das Dorfensemble aufmerksam. Eine Ortstafel mit den Angaben der alten Häuser wurde vor der Kirche St. Quirin aufgestellt. die einzelnen alten Häuser wurden mit Tafeln, auf denen die Hofnamen vermerkt waren, versehen und an wichtigen Plätzen informierten Schilder über die Bedeutung in der Vergangenheit.
Werner Dilg, Architekt in Rente, hatte sogar ein Kinderbuch geschrieben, um auch die Kleinen für das Dorfensemble zu sensibilisieren. Immer wieder führten die Dorfschützer Interessierte und Behördenvertreter durch das Ensemble oder zeigten in Ausstellungen und Veranstaltungen dessen ursprüngliche Schönheit auf. Mit Unterstützung des Bezirksausschusses wurde bei den Baugenehmigungen darauf geachtet, dass sich das Neue gut einfügt. Dabei wurden so manche Bauwerber in hartnäckigen Diskussionen zur Einsicht gebracht. Nicht zuletzt wurde in vielen Briefen an das Rathaus für das Ensemble geworben. "Das Ganze hat bei der Stadt sehr großen Eindruck hinterlassen", erinnert sich Dilg. Die Baufibel werde von der Lokalbaukommission sogar für andere Viertel herangezogen.
Auf ihren sprichwörtlichen Lorbeeren wollen sich die Fördervereinsmitglieder nicht ausruhen. "Für die Zukunft kommt es entscheidend darauf an, ob der Stadtrat im Frühjahr 2018 eine Städtebauförderungsmaßnahme für den Ortskern beantragen wird", so Bichlmayer. Er unterstützt auch die Idee des KDK eine Gestaltungssatzung für den Dorfkern aufzustellen, "auch wenn sich die Stadt München bisher weigert dieses rechtliche Instrument einzusetzen." Eine Bauleitplanung wäre ebenfalls eine Alternative, um künftigen Bausünden vorzubeugen. "Es muss kein Museumsdorf werden", versichert Dilg. Alt und neu passen durchaus zusammen, wenn bestimmte Kriterien beachtet werden.
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