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"Wo ist das Problem?"

Rad und Tat e.V. möchte seinen Wagenpark einrichten

Auf das städtische Gelände an der Ganghoferstraße soll eine Schule gebaut werden. Doch bis es tatsächlich so weit ist, möchte sich dort der "Rad und Tat e.V." mit einem Wagenpark niederlassen - und das geht nicht von heute auf morgen. (Bild: ds)

Es war im Februar 2018, als der Verein "Rad und Tat e.V." dem Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) sein Anliegen vorstellte: Die bunt gemischte Gruppe aus Physiker, Sonderpädagogin, Holzbildhauer, Schreiner, Stimm- und Sprachtherapeutin, Islamwissenschaftler, Fotograf, IT-Fachmann, Baumpfleger, Lektorin und Künstler mit Babys, Kindern, Jugendlichen, Hund und Katze möchte das als "MK2" bekannte städtische Grundstück an der Ganghoferstraße zwischen Max-Hirschberg-Weg und Bahnlinie pachten und dort in umgebauten LKWs, Bau- und Zirkuswägen leben. Der Lebensstil soll ökologisch nachhaltig und solidarisch sein. Mit ihren unterschiedlichen Hintergründen möchten sich die Rad-und-Tat-Leute in Form von kulturellen Veranstaltungen und Aktivitäten in die Gestaltung des Viertels einbringen und die Nachbarschaft bereichern.

Dass es sich nur um eine Zwischennutzung des Geländes handeln kann, ist von vornherein klar: Die Stadt plant auf der brach liegenden Fläche bereits sehr konkret einen Schulbau, der die räumliche Enge von Real- und Mittelschule an der Ridlerstraße lösen soll.

Verzögerungen

Der Bezirksausschuss stand dem Vorhaben des alternativen Wohnprojekts positiv gegenüber und befürwortete die Zwischennutzung als Wagenpark einstimmig. Was seither geschah, schildert der Rad und Tat e.V. in einer Pressemitteilung von Ende Juli so: "Am 27. März fand ein sehr positives und konstruktives Gespräch mit dem Kommunalreferat statt, das uns unter anderem eine Ermöglichung unseres Projekts zusagte. Während des Gesprächs wurde der 1. Juni als möglicher Mietbeginn in Aussicht gestellt. Ende Mai wurde der für unser Projekt zuständige Sachbearbeiter im Kommunalreferat ausgetauscht, wodurch es leider zu großen Verzögerungen kam."

Am 12. Juni habe nun endlich ein Begehungstermin gemeinsam mit dem aktuellen Sachbearbeiter aus dem Kommunalreferat stattgefunden. "Dabei ging es vorwiegend um das Thema Brandschutz, das die Verhandlungen bisher erheblich verzögerte. Während der Begehung stellte sich allerdings heraus, dass die anwesenden Brandschutzbeauftragten keinerlei Bedenken haben, die gegen unser Vorhaben sprechen würden – weshalb einem Mietvertrag nun eigentlich nichts mehr im Wege steht."

Man fordere die Stadt auf, endlich einen Mietvertrag auszuarbeiten, der den 1. August als Beginn des Mietverhältnisses vorsieht. "Außerdem wäre eine klarere Kommunikation vonseiten der Stadt in dem gesamten Prozess wünschenswert gewesen und sollte in Zukunft unbedingt ermöglicht werden. Gerade in Anbetracht dessen, dass Stadt und PolitikerInnen unentwegt über die große Wohnungsnot in München klagen, empfinden wir es als befremdlich, dass die kreative Zwischennutzung einer Brachfläche im Stadtbereich München so verkompliziert wird", heißt es in der Erklärung.

"Müssen bürokratisch sein"

"Es gibt da eine Menge Dinge, die zu beachten sind", hält Bernd Plank, Pressesprecher des Kommunalreferats, entgegen. Die Deutsche Bahn habe auf dem Gelände ebenfalls mitzureden, es bestünden so genannte Dienstbarkeiten. Auflagen und Voraussetzungen müssten geprüft werden. So sei das eben, wenn man sich die Stadt als Vermieter aussucht: "Wir sind bürokratisch und müssen es auch sein." Im übrigen habe man zwischenzeitlich den Entwurf einer Nutzungsvereinbarung an "Rad und Tat" verschickt, nun müsse sich der Verein dazu äußern.

"Rad und Tat" hat sich Ende Juli an einer Aktion der beiden Münchner Wagenparks "Stattpark OLGA" und "Hin und Weg" beteiligt, die auf dem Max-Joseph-Platz vor der Oper für ein Bleiberecht an ihren bisherigen Standorten demonstrierten. "Wo bleibt die Perspektive? Und wo ist eigentlich das Problem?", lautete die Überschrift der Einladung der drei Initiativen.

Der Stadt sei es schlichtweg nicht möglich, städtische Grundstücke dauerhaft für Wagenparks zur Verfügung zu stellen, erklärt Plank. Es sei nun mal ihr Auftrag, auf diesen Grundstücken für die wachsende Stadt zu bauen: Schulen, Sozialbürgerhäuser, Wohnungen zum Beispiel. Die einzigen verfügbaren städtischen Flächen mit längerfristiger Perspektive seien in Freiham, und dort wollten die Wagenpark-Initiativen nicht hin. Plank empfiehlt ihnen, sich bei anderen Grundstückseigentümern nach Standorten umzusehen: Kirche, Freistaat und vor allem Privatleuten.


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