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Wo ein Stück Seife Luxus ist

Team des Griechischen Hauses liefert Hilfsgüter persönlich ab

Beim Auspacken der Hilfspakete (v.l.): Costas Gianacacos, Georgia Kyriakidou, Niki Chatziparassidou, hinten Katrin Schindler, der Mann rechts ist ein Jeside aus dem Nordosten Syriens. (Bild: EMZ)

"Die Frauen der örtlichen Hilfsorganisation haben immer wieder gejubelt, als sie unsere Kisten aufgemacht haben", erzählt Costas Gianacacos, Leiter des Evangelischen Migrationszentrums (EMZ) im Griechischen Haus. Nach einer Sammelaktion fuhren er und seine Mitarbeiterinnen Niki Chatziparassidou und Katrin Schindler mit einem Transporter in ein Flüchtlingslager in Griechenland, um 68 Pakete mit Sachspenden zu bringen. Benötigt wurden in der Zeltstadt Katsikas im Bezirk Ioannina (Nordgriechenland) vor allem Hygieneartikel wie Seifen, Cremes und Zahnbürsten sowie Babynahrung – Dinge, die in Griechenland sehr teuer sind. "Als wir den Aufruf starteten, dachten wir, dass wir vielleicht zehn oder 15 Pakete zusammenbekommen", berichtet der EMZ-Leiter. Doch nicht zuletzt durch den Artikel in unserer Zeitung waren es am Ende 68 Umzugskartons.

Etwa 1000 Menschen, die meisten aus Syrien geflohen, leben seit letztem März in Zelten auf einer Schotterfläche mitten im Nichts, einer ehemaligen Panzerwiese, mit inzwischen immerhin 40 Chemie-Toiletten und ein paar Duschen. In einer Militärbaracke sind Hilfsgüter untergebracht, eine spanische Hilfsorganisation kümmert sich um die Versorgung der Menschen. Im Sommer kann es bis zu 40 Grad heiß werden und es gibt weit und breit keinen Baum, der Schatten spenden könnte. "Die Verwaltung in Griechenland hat keine Erfahrung mit der Situation", sagt Costas Gianacacos. Bis Ende September solle das Zeltlager aufgelöst und die Flüchtlinge in Gebäuden untergebracht werden.

Beitrag der Solidarität

Der Kontakt zu diesem Lager kam über seine Bekannte Georgia Kyriakidou zustande, die in München beim Patentamt gearbeitet hatte und nun wieder zurück nach Griechenland gezogen ist, in eben diese Gegend. "Wir verstehen unser Engagement als einen Beitrag der Solidarität im Sinne der europäischen Werte. Wir fühlen uns verpflichtet zu helfen", erklärt Costas Gianacacos. Und so organisierte er, als sich die Kartons im Café Philoxenos des Griechischen Hauses in der Bergmannstraße 46 schon stapelten, bei StattAuto einen Transporter, und los ging's. "Es waren schon viereinhalb Hammer-Tage", resümiert Mitarbeiterin Katrin Schindler. "Mit kaum Schlaf, einer nicht so tollen Fähr-Überfahrt und vielen Eindrücken. Aber es ist ja wichtig vor Ort zu sehen, was die Leute wirklich brauchen."

Das Team des Evangelischen Migrationszentrums hatte noch eine zweite Station, ein ehemaliges Schülerinternat in einem Bergdorf, wo 130 Flüchtlinge untergebracht sind, auch viele Kinder. "Ein kleines Mädchen stürzte gleich auf Niki zu, klammerte sich an ihrem Bein fest und wollte sie gar nicht mehr loslassen", erzählt Costas Gianacacos. "Am liebsten hätte ich sie mitgenommen", ergänzt Niki.

Kein Problem zu teilen

"Griechenland hat genügend eigene Probleme", sagt der gebürtige Grieche Gianacacos, der seit 1974 in Deutschland lebt. Dennoch hätten die Griechen die Aufnahme der Geflohenen und die Gastfreundschaft sehr gut hingekriegt. "Dort gibt es bisher auch keine Ressentiments oder Übergriffe gegen Flüchtlinge. Man kann das immer wieder beobachten: Die, die wenig haben, haben kein Problem zu teilen." Sehr schwierig sei aber die Frage, was langfristig mit den Leuten geschehen solle. Griechenland werde versuchen, möglichst wenig Leute in die Türkei zurückzuschicken: "Das ist eine sehr große humanistische Geste."

Neue Aktion im September

Als das Team des Evangelischen Migrationszentrums im Zeltlager Katsikas eintraf, berichtete sogar das Fernsehen von der Lieferung aus München. "Ich habe in dem Interview gesagt, dass es Spenden der Münchner Bevölkerung sind", so der EMZ-Leiter. Die Hilfsaktion werde auf jeden Fall weitergehen, aber erst im September, wenn die Flüchtlinge wie geplant in festen Gebäuden untergebracht werden: "Dann wissen wir, was sie benötigen."


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