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Rosen vor die Bergmann-Schule

Mit Rosenbüschen an die „Weiße Rose“ erinnern

An der Längsseite der Bergmann-Schule könnten drei weiße Rosenbüsche daran erinnern, dass die Schule Bezug zur „Weiße Rose“ hat – eine Idee vom Stadtteilbewohner Udo Gerlicher. (Bild: kö)

Die Bergmannstraße 36 ist eine geschichtsträchtige Adresse. Im über 130 Jahre alten Schulhaus, war u.a. Anfang der 1940er Jahre eine Studentenkompanie stationiert, wo Studenten für ihren militärischen Einsatz ausgebildet wurden, unter ihnen drei Mitglieder der später gegründeten Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Später,von Dezember 1944 bis April 1945, wurden Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau im Gebäude interniert, die u.a. Bombenentschärfungen vornehmen mussten. An dieses Ereignis erinnert eine Gedenktafel neben der Eingangstüre der Schule. Nicht ausreichend erinnert werde hingegen an die Mitglieder der „Weißen Rose“, findet der Stadtteilbewohner Udo Gerlicher. Er regte daher an, dass auch für die Widerstandkämpfer eine Gedenktafel angebracht werde, alternativ könnten Rosenbüsche vor das Schulgebäude gepflanzt werden. Seine Ideen brachte Udo Gerlicher im Bezirksausschuss (BA) Schwanthalerhöhe ein, der nun „wohlwollend prüfen“ will, ob und in welcher Weise ein Erinnern an die „Weiße Rose“ an der Bergmann-Schule ermöglicht werden kann.

Die „Weiße Rose“ im Westend

Als die Bergmann-Schule 1891 nach Plänen der Architekten Friedrich Löwel und später Carl Hocheder erbaut wurde, sah ihr Umfeld noch völlig anders aus als heute. Weder das Ledigenheim noch die evangelische oder die katholische Kirche standen damals. Bereits im Jahr der Eröffnung wurden im neuen Schulhaus rund 1.300 Kinder unterrichtet. Laut „Kulturgeschichtspfad“, den das Kulturreferat der Stadt München herausbringt, wurden zur Zeit des zweiten Weltkrieges die Schüler der Bergmann-Schule in der Ridler-Schule verlegt, weil in ihrem eigenen Schulhaus die Studentenkompanie der Medizinstudenten stationiert wurde. Unter den Studenten waren Hans Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf, die für ihren Einsatz an der Front geschult wurden. Nach ihren Erfahrungen im Krieg gründeten sie 1942 die studentische Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gegen das Regime des Nationalsozialismus. Alle drei wurden 1943 hingerichtet. Im Januar 1943 waren Flugblätter der „Weißen Rose“ auch in den vier Kompanien der Bergmann-Schule in Umlauf gebracht worden, heißt es im Begleittext zum „Kulturgeschichtspfad“. An die Widerstandsgruppe will man im Westend erinnern und hat bereits vor einigen Jahren dazu angeregt. Der BA stellte im Januar 2015 einen entsprechenden Antrag.

„Erinnerungsarbeit ist uns wichtig“

Letztendlich entschied die Stadt, das Erinnern an der Bergmann-Schule auf „nur“ eine Gedenktafel zu begrenzen. Seit Frühjahr 2018 weist eine Tafel am Haupteingang auf die 18 Häftlinge der einstigen Konzentrationslager-Außenstelle hin. An die „Weiße Rose“ erinnern indes die Bemalungen an der Schulmauer in der Kazmairstraße, die im Sommer 2017 von den Grundschülern selbst gestaltet wurde. Das Bild zeigt herabfliegende Flugblätter aus denen Rosen erwachsen. Udo Gerlicher aber wünscht sich mehr Gedenken. Denn auch im Westend habe die „Weiße Rose“ ihre Spuren hinterlassen. „Warum immer nur Schwabing“, meint er. Er möchte zum Ideenaustausch anregen und steuert selbst einen „Impuls“ bei: Die Pflanzung dreier Rosenbüsche, eventuell auch Büsten mit den drei Namen Scholl, Schmorell und Graf. Im BA steht man dem Vorstoß „grundsätzlich positiv gegenüber“. „Jede Form von Erinnerungsarbeit ist uns wichtig“, sagt Daniel Günthör (Grüne), Vorsitzender des BA-Ausschusses für Kultur und Integration auf Anfrage. Einen Antrag will man trotzdem nicht sofort an die Stadtverwaltung stellen. Noch nicht. Der Ausschuss will sich zuerst mit der Schule, dem Referat für Bildung und Sport aber auch dem Kulturreferat besprechen. Daniel Günthör plädiert dafür, auch die Schüler in den Prozess einzubinden: „Vielleicht haben die Ideen dazu.“


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