Erinnerung bewahren, Courage beweisen und Humor zeigen: Conny Beckstein, Martin Blumöhr, Elisabeth Winter, Florian Oberndorfer und Thomas Hasselwander (v.l.) mit Kindern aus der Kinder- und Jugendwerkstatt der Pasinger Fabrik bei der Ordensverleihung im Ebenböckhaus. (Bild: us)
Zu internationalem Ruhm brachte es der Pasinger Werbegraphiker Helmut Winter im Februar 1967, als er mit einer selbstgebauten Knödelschleuder auf Starfighter schoss, die vom Fliegerhorst Fürstenfeldbruck aus kommend die Schallmauer in rund 500 Fuß Höhe genau über Pasing durchbrachen und damit für ohrenbetäubenden Lärm sorgten. Bis nach San Francisco eilte sein Ruf eines humorvollen Mannes mit Zivilcourage. Am 1. März 1967 schaffte es Winter mit seiner Geschichte sogar auf die Titelseite des San Francisco Chronicle.
Starfighter traf er zwar nicht (die Schleuder hatte eine Reichweite von 70 Metern), erreichte aber mit seiner weltweit aufmerksam verfolgten Aktion, dass die Flugzeuge umgeleitet wurden und relative Ruhe über Pasing und dem Münchner Westen einkehrte. Bis zu seinem Tod 2013 blieben seine Neugier und sein Widerspruchsgeist lebendig. In vielen Anträgen und Briefen an Politiker bewies er, wie sehr er an den aktuellen Geschehnissen interessiert war.
„Es ist die erste Bürgerpflicht, die Zivilcourage und den Humor aufrechtzuerhalten“, erklärte er sein Lebensmotto. Noch zu Lebzeiten hob er dafür den „Knödelorden“ aus der Taufe, „als Verpflichtung zu eben diesen“, wie er stets betonte. Nun hält seine Witwe Elisabeth Winter sein Gedenken wach. Knödelorden werden immer noch verliehen, „wenn sich Leute im Alltag besonders couragiert verhalten, wenn sie Humor beweisen und wenn sie die Erinnerung an den Pasinger Knödelschützen aufrechthalten, am besten alles miteinander“, sagte sie vor der diesjährigen Ordensverleihung.
Nach Franz Josef Strauss, Peter Alexander oder auch dem österreichischen Skirennläufer Karl Schranz erhielt Florian Oberndorfer den letzten Knödelorden. Der gebürtige Pasinger Oberndorfer bewahrt in seinem „Wirtshaus in der Au“ oder in der „Knödelei“ auf der Wiesn seit 2009 die historische Schleuder auf. „Das macht uns immer noch wahnsinnig stolz und ist uns eine große Ehre. Viele Besucher kommen und fragen nach der Knödelschleuder und dem Knödelschützen, bei uns bleibt die Geschichte lebendig. Die ganze Aktion beweist doch, dass man mit Humor durchaus die Welt ändern kann.“
Die drei neuen Ordensträger haben nun zwar nicht die Welt verändert, aber sie mit ihren Aktionen definitiv schöner gestaltet. Zum einen erhielt Maler Martin Blumöhr den Knödelorden, der mit seinem über 100 Meter langen Bild im Hesse-Tunnel die Geschichte Pasings bis in viele kleine, charmante Details auf eine liebevolle Weise verewigt hat und bei dessen Betrachtung die Passanten immer wieder ins Gespräch kommen. Die Knödelschleuder und Helmut Winter kommen im Tunnelbild natürlich ebenfalls vor. „Was für eine Ehre! Ich bedanke mich sehr für die Würdigung“, meinte Blumöhr bei der Ordensverleihung. „Unter allen Geschichten, die ich bei meiner Tunnelarbeit und meiner Pasing-Recherche gehört habe, ist die von der Knödelschleuder mit Abstand die beeindruckendste.“
Für die unermüdliche Bewahrung der Knödel-Geschichte und des Andenkens an Helmut Winter erhielt auch das Pasinger Archiv e.V. den Orden. Ebenso wie die Kinder- und Jugendwerkstatt in der Pasinger Fabrik. Während des Jubiläums zu 1250-Jahre-Pasing bastelte die Werkstatt die Schleuder nach und nutzte sie als Anschauung und als Mitmachaktion für Kinder. „Es ist eine originelle Geschichte und Helmut Winter war ein wunderbarer Mensch“, so Conny Beckstein Einrichtungsleiterin der Werkstatt. „Wir hatten viel Spaß mit der Aktion und alle Kinder waren extrem bei der Sache. Der Knödelorden wird einen Ehrenplatz bei uns erhalten.“