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Mahnung an die Jugend

KZ-Überlebender Abba Naor zu Gast im Max-Planck-Gymnasium

„Wir fühlen uns geehrt, Sie bei uns begrüßen zu dürfen." Die Schüler der zehnten und elften Jahrgangsstufe des Pasinger Max-Planck-Gymnasiums lauschten gebannt den Erinnerungen des KZ-Überlebenden Abba Naors. Im Bild Schulleiter Walter Scharl, Stellvertreter Ulrich Ebert und Abba Naor (v.l.) zu Begnn der Veranstaltung. (Bild: Regula Winkler)

„Ich möchte meine Erinnerungen an die Jugend weitergeben“, erklärt der 87-jährige Israeli Abba Naor die vielen Lesungen und Vorträge, die er trotz seines hohen Alters hält. In den Schulen im Münchner Raum ist er längst kein Unbekannter, regelmäßig besucht er schulische Veranstaltungen und Jugendforen, um aus seinen Memoiren vorzulesen und über sein Schicksal als Gefangener dreier Konzentrationslager und Überlebender des Todesmarsches aus dem KZ Dachau zu sprechen. Vor kurzem war er auch am Pasinger Max-Planck-Gymnasium zu Gast.

Den Kontakt zwischen Naor und dem Gymnasium vermittelte eine ehemalige Schülerin, die nun im KZ Dachau ihr Freiwilliges Soziales Jahr ableistet. „Wir schätzen uns glücklich, dass wir Abba Naor bei uns begrüßen dürfen“, meinte Schulleiter Walter Scharl. Naors großer Lebenserfahrungsschatz als litauischer Flüchtling, als Gefangener in drei Konzentrationslagern und als Überlebender seien unschätzbar wertvoll für die Schüler, so Scharl.

Berührender Vortrag

Alle Schüler der zehnten und elften Jahrgangsstufe nahmen an der Veranstaltung teil. „Die Turnhalle war komplett voll und trotzdem herrschte zwei Stunden lang extreme Aufmerksamkeit. Die Stille und die Konzentration der Schüler zeugten davon, wie sehr sie der Vortrag von Abba Naor berührt hat“, meinte später Raphaela Marx aus dem Kollegium. Zur Sprache kamen Naors Lebenserinnerungen und seine Autobiografie „Ich sang für die SS. Mein Weg vom Ghetto zum israelischen Geheimdienst“.

Danach hatten die Schüler noch jede Menge Fragen: angefangen von der Höhe seiner Entschädigung über seinen beruflichen Werdegang bis zur Frage „Können Sie verzeihen?“ Verzeihen schon, meinte er, nur nicht vergessen. Denn über 100 Verwandte von ihm seien dem Naziterror zum Opfer gefallen. Lange Zeit habe er nicht darüber sprechen können, was ihm passiert war. Sein Hass sei vergangen. „Doch die Zeit heilt keine Wunden.“

Erinnerung weitertragen

„Seine Erinnerungsarbeit ist phantastisch und hilft uns allen, besonders aber der Jugend, eine Vorstellung von dieser schrecklichen Zeit zu bekommen und wach zu halten", resümierte Marx. Durch den Lebensbericht Naors und durch seine ehrlichen Antworten lernten die Schüler weit mehr, als im „normalen“ Geschichts- und Sozialkundeunterricht vermittelt werden könne.

Naor hatte eine wichtige Botschaft für die Schüler: „Es geht immer darum, die Erinnerung an die schreckliche Zeit und das Nazi-Unrecht wachzuhalten und weiterzutragen. Wer ist dazu besser in der Lage, als die junge Generation!? Seid vorsichtig, passt auf, dass derartiges nie wieder geschieht.“


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