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Lernpaten gesucht

Hafis e.V. fördert an der Grundschule am Winthirplatz Deutschkenntnisse

Kinder aus allen Gesellschaftsschichten sollten einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung haben – so ungefähr lautet das Motto von „Hafis e.V.“. Der Verein ist nicht nur in Neuhausen an der Grundschule am Winthirplatz sondern auch im Hasenbergl an den Grundschulen an der Ittlinger Straße und der Eduard-Spranger-Straße als freier Träger der Jugendhilfe tätig. „Hafis“ ist die Abkürzung für „Hausaufgabenbetreuung für internationale Schüler“. Den Verein hat Christian Dörr vor 15 Jahren gegründet. Zurzeit unterstützt „Hafis e.V.“ Kinder von der 2. bis zur 4. Klasse aus 19 verschiedenen Ländern.

An der Grundschule am Winthirplatz betreut der Verein Kinder aus den sogenannten Übergangsklassen (Ü-Klassen), „das sind praktisch Neuankömmlinge sowohl in München als auch in der deutschen Sprache“, erzählt Christian Dörr. „In zwei Deutschlerngruppen erarbeiten wir gemeinsam mit den Lehrerinnen die Lernziele des Wochenplans und verknüpfen somit inhaltlich den Nachmittag mit dem Vormittag. So bereiten wir die Schüler optimal auf den möglichst schnellen Einstieg in die Regelklassen vor.“ Das Angebot von „Hafis e.V.“ ist kostenlos. Das Mittagessen gibt es für die Kinder der WIN-Klassen im Clean-Projekt Neuhausen (CPN) in der Andreestraße. „Danach übernehmen wir dann“, sagt Christian Dörr. „Zuerst machen wir mit ihnen Sport und Spiel, um 14 Uhr fangen wir dann mit dem Unterricht an.“ Um 15.30 Uhr gibt es dann noch einmal eine kurze Essenspause, danach wird erneut gespielt oder Sport gemacht, bevor es zum Abschluss des Tages noch einmal ans Lernen geht.

„Zugewinn für die Kinder“

An der Grundschule am Winthirplatz heißen die Ü-Klassen übrigens WIN-Klassen. „Das ist abgeleitet von Wir in Neuhausen und von dem Wort Zugewinn“, betont Eva Wobido, Rektorin der Grundschule. „Ein Zugewinn ist es für die Kinder nämlich allemal.“ Die Schüler sind unterteilt in die Gruppen WIN 1 und WIN 3. „WIN 1 sind die ganz frischen Quereinsteiger. In der WIN 3 sind Kinder, die schon die WIN 1 durchlaufen haben. Oft kommt es aber auch auf das Alter an.“ Viele der Kinder hätten noch nie eine Schule besucht, „da fangen wir mit dem Alphabetisieren ganz von vorne an“, sagt Eva Wobido. Und Christian Dörr ergänzt: „Die meisten Kinder, die wir betreuen, sind arm – und zwar in jeglicher Hinsicht: was die Bildung betrifft, was die Sprache betrifft, weil viele oft nicht mal ihre Muttersprache richtig können, und arm aufgrund ihres Status als Asylbewerberkinder und Migranten, als unbegleitete Flüchtlinge oder als Waisenkinder.“

In den sogenannten WIN-Klassen müssen die Kinder mindestens ein halbes Jahr bleiben, maximal dürfen sie dort zwei Jahre beschult werden. An der Grundschule am Winthirplatz sind die Schüler in den WIN-Klassen im Schnitt sieben Jahre alt. „Wie lange die Schüler in den Klassen bleiben hängt sehr stark von der jeweiligen psycho-sozialen Situation des Kindes ab“, betont Christian Dörr. „Und dass wir da sind hilft sicherlich auch. Man muss sich mal vorstellen, dass weder die Stadt noch der Staat für diese Kinder ein Ganztagskonzept haben. Als wir vor 15 Jahren angefangen haben, gab es in München rund 120 Kinder, die durch dieses Raster gefallen sind. Heute sind es rund 750 Kinder.“

Da Kinder mit Migrationshintergrund oft aus sozial schwachen Familien kommen und weil das Angebot von „Hafis e.V.“ kostenlos ist, ist der Verein zur Finanzierung der Beiträge auf Spenden und Förderer angewiesen. So hat die Finanzierung der WIN 1 an der Grundschule am Winthirplatz der Rotary-Club München Blutenburg übernommen, die WIN 3 erhält ihre Zuschüsse von der Castringius-Stiftung.

Wertvolle Hilfe

Aktuell sucht „Hafis e.V.“ weitere Mitstreiter, um die Kinder zu unterstützen. „Wir sind momentan auf der Suche nach Paten“, betont Christian Dörr. „Wer interessiert ist, sollte großes Interesse mitbringen und Spaß an der Arbeit mit den Grundschulkindern und sehr viel Geduld haben.“ Für die Kinder sei eine feste Bezugsperson unglaublich wichtig, sagt auch Rektorin Eva Wobido. „Die Kinder sind ja oft traumatisiert und haben schon einen Verlust hinter sich. Die Arbeit die Hafis leistet ist auch für uns unglaublich wertvoll, weil sie in kleinen Gruppen ganz intensiv gefördert werden.“ Insgesamt ist Christian Dörr mit seinem achtköpfigen Team an der Grundschule am Winthirplatz tätig. „Meistens sind wir zu zweit vor Ort – jeweils ein Lehrer und ein ehrenamtlicher Pate zur Unterstützung.“ Als Pate sollte man mindestens an einem Nachmittag drei Stunden lang Zeit haben.

„Was die Kinder in den WIN-Klassen auszeichnet ist, dass sie sehr motiviert sind, die Sprache zu lernen“, erklärt Christian Dörr. „Im Hasenbergl haben wir evaluiert, dass an den von uns betreuten Grundschulen 85 Prozent aller Kinder den Übertritt in die Realschule oder auf das Gymnasium schaffen.“ Dort ist „Hafis e.V.“ allerdings in den Regelklassen tätig – sowohl am Vor- als auch am Nachmittag.

Wer Interesse hat, bei „Hafis e.V.“ mitzuarbeiten, bekommt nähere Informationen bei Christian Dörr (Tel. 0177/3002301, Email: christiandoerr67@gmail.com) oder im Internet: www.lernhilfe-hausaufgaben.de.


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