Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

"Einen Mosaikstein zum Frieden beitragen"

Das Interkulturelle Dialogzentrum IDIZEM zeichnet Einsatz und Ideen für Vielfalt aus

Mehmed Celik, Vorsitzender von IDIZEM, (links) mit den Preisträgern und Laudatoren im Künstlerhaus. (Bild: Idizem)

Seit 16 Jahren setzt sich das Interkulturelle Dialogzentrum e.V. (IDIZEM) dafür ein, Menschen aus unterschiedlichen Kulturen einander näher zu bringen. Alle zwei Jahre zeichnet der Verein zudem andere Menschen und ihre Projekte aus, die sich um ein Miteinander in Vielfalt bemühen. Beim Dialog-Dinner im Künstlerhaus wurden nun das House of One (Berlin), die Unterbiberger Hofmusik mit Josef Himpsl, der Augsburger Stadtrat Peter Grab und Florian Besold (Präsident der Bayerischen Einigung e.V.) mit dem Dialog-Preis ausgezeichnet.

Die Vielfalt von Kulturen, Religionen, Weltanschauungen und Menschen ist längst ein maßgeblicher Teil des Münchner Stadtbildes geworden. Wie wichtig die Begegnung und der Dialog zwischen ihnen ist, unterstrich IDIZEM-Vorsitzender Mehmed Celik vor zahlreichen Gästen wie MdL Margaret Bause, Simone Fleischmann (Präsidentin Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband), Nükhet Kivran (Vorsitzende Ausländerbeirat München), Peter Benthues (Münchner Bildungswerk) sowie den Generalkonsuln Russlands, der Ukraine und der USA. Allein im vergangenen Jahr hat IDIZEM 40 Veranstaltungen organisiert, um diesen Dialog zu führen und so zu einem friedvolles Miteinander in München beizutragen. Celik dankte den ehrenamtlichen Mitgliedern des Vereins und allen Unterstützern. Von Skeptikern lasse man sich nicht beeindrucken: "Wir machen weiter wie bisher", betonte er.

Namhafte Laudatoren wie der Orientalist Prof. Stefan Jakob Wimmer und MdL Markus Blume (CSU) überreichten die Dialogpreise. Ausgezeichnet wurde das "House of One", das in Berlin ein gemeinsames Gotteshaus für alle drei abrahamitischen Religionen erbauen will; außerdem die Unterbiberger Hofmusik, die Menschen zusammenbringt und deren Musik auch in Krisengebieten Grenzen überwindet; der Augsburger Stadtrat Peter Grab wurde für sein langjähriges gesellschaftliches Engagement geehrt; Florian Besold, Präsident der Bayerischen Volksstiftung, erhielt den Preis für die seit Jahren gelebte Verknüpfung von bayerischer Heimatverbundenheit und Weltoffenheit.

Für sie alle gilt, was Barbara Witting über das Projekt "House of One" sagte, für das sie den Dialogpreis entgegennahm: "Einen Mosaikstein zum Frieden beitragen" wolle das Vorhaben - alle Preisträger und IDIZEM haben solche Mosaiksteine in die Stadtgesellschaft eingebracht.

"Die Angst vor dem Fremden nehmen"

Die Unterbiberger Hofmusik spielte u.a. für syrische Flüchtlingskinder in der Osttürkei. Tuncay Acar (Glockenbachwerkstatt) würdigte ihr Wirken als Laudator:

"Gerade in einer globalisierten Welt, in der der Austausch zwischen verschiedenen Menschen und Kulturen möglich wird, ist es notwendig, die Angst vor dem Fremden zu nehmen. Die Unterbiberger Hofmusiker leisten einen wichtigen Beitrag, Menschen zusammenzubringen, denen durch die Sprache der Dialog verwehrt bleibt. Ihre Musik überwindet diese Grenzen und macht aus Fremden Freunde."

"Verkörpert dauernden Dialog"

Prof. Stefan Jakob Wimmer hob die Bedeutung des Projekts "House of One" hervor:

"Der Dialog der Religionen ist eine nicht wegdiskutierbare Notwendigkeit für ein langfristig friedvolles Zusammenleben. Für einen ehrlichen Dialog sind nur wertschätzende Worte nicht ausreichend; vielmehr sind wirkungsvolle Taten erforderlich. Das House of One geht einen Schritt weiter und verkörpert einen dauernden Zustand des Dialogs, zeitunabhängig und an einem einzigen Ort."

"In weiten Teilen eine Erfolgsgeschichte"

MdL Markus Blume (CSU) begründete die Auszeichnung für Florian Besold, den Präsidenten der Bayerischen Einigung:

"Die Integration und Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund ist in Bayern in weiten Teilen eine Erfolgsgeschichte. Wichtiger Faktor dieses Erfolgs ist die in Bayern gelebte Verbindung von Tradition und Moderne, von Laptop und Lederhose. Die Bayerische Einigung wurde 1954 mit der Erkenntnis gegründet, dass Kultur und Demokratie kein Wiegengeschenk der Geschichte sind, sondern kontinuierlich im Bewusstein gehalten werden müssen. Bayern ist die Heimat für Bewohner unterschiedlicher Herkunft: Neben Altbayern, Franken, Schwaben und Sudetendeutschen sind dies aus alle Menschen unabhängig ihrer Herkunft, die dauerhaft hier leben und Teil der Gesellschaft sind."

"Heimatverbundenheit erhöhen"

Anna Tabak würdigte das Engagement von Peter Grab:

"Kulturpolitik soll die Lebensfreude heben, weshalb sie nicht auf die 'hohe' Kultur beschränkt sein darf. Sport, Freizeit, Feiern und Miteinander Erleben sollen beitragen, dass eine Stadt lebens- und liebenswert bleibt. Ein wichtiges Ziel war es, durch diese 'weichen Standortfaktoren' die Heimatverbundenheit der Menschen in der Region, ob mit oder ohne sog. Migrationshintergrund, zu erhöhen."

Brücken bauen

IDIZEM wurde 2001 durch türkischstämmige Studenten und Akademiker gegründet. Der gemeinnützige Verein will Brücken zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen bauen. Zahlreiche Veranstaltungen (etwa 40 im Jahr) setzen die Ehrenamtlichen gegen Ignoranz, Vorurteile, Bildungsarmut und Gewalt. IDIZEM fördert den Dialog und die gegenseitige Wertschätzung in der Gesellschaft.

2006 wurde IDIZEM mit dem Ökumenischen Förderpreis des Ökumenischen Jugendrates Bayern ausgezeichnet, 2007 mit dem Förderpreis Münchner Lichtblicke (Lichterkette e.V., Landeshauptstadt und Ausländerbeirat). Seit 2006 vergibt IDIZEM seinerseits seine Dialog-Preise.

Maria im Islam und Christentum

Maria ist die wichtigste Frauengestalt im Christentum. Die "Patrona Bavariae" hat daneben nicht nur einen festen Platz in der bayerischen Volksfrömmigkeit, sondern auch im Koran: Er erwähnt Maria als einzige Frau namentlich und widmet ihr ein ganzes Kapitel. Wie wird die Mutter Jesu im Islam und im Christentum dargestellt. Welche Bedeutung spielt sie heute für Christen und Muslime? Diese Fragen stellt der Abend "Maria im Islam und im Christentum: Ein Vorbild für das 21. Jahrhundert?" des Münchner Bildungswerkes am Mittwoch, 7. Dezember, 19-21 Uhr im Pfarrsaal St. Bonifaz (Karlstr. 34). Nach zwei Impulsvorträgen (von Marion Mauer-Dausch, Referentin Frauenseelsorge, Erzbischöfliches Ordinariat, und Sümeyye Ugur, Islam- und Politikwisschenschaftlkerin, IDIZEM e.V.) Diskussion und Imbiss. Ukb 5 bzw. 3 Euro.


Verwandte Artikel

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt