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Im Tandem sind wir stärker

Schulprofil Inklusion – Die "Schrobi" macht's vor

Jeder wie er kann! In der Tandemklasse der Grundschule an der Schrobenhausener Straße wird Inklusion gelebt und differenziert gefördert. Im Bild: Grundschullehrerin Sabina Maras im Unterricht in der 2a. (Bild: kö)

„Das Anderssein ist ein Gewinn“, finden Grundschullehrerin Sabina Maras und Sonderschulpädagogin Heide Froschauer, wenn sie an ihre gemeinsame Schulklasse denken. Anders ist die 2a der Grundschule an der Schrobenhausener Straße im Vergleich zu den meisten Münchner Grundschulklassen deshalb, weil hier Kinder mit und auch ohne Förderbedarf gemeinsam unterrichtet werden. In einer sogenannten Tandemklasse lernen 21 Kinder rechnen, schreiben und lesen. Bei sieben von ihnen besteht erhöhter Förderbedarf. Stark differenziert wird daher unterrichtet, mit mehr Lehrkräften und individuell ausgerichteter Unterstützung. Ein Modell, das allen zugutekommt, finden Eltern und Lehrer. 'Im Tandem sind wir stärker', das scheint hier das Motto zu sein.

Differenzierter Unterricht

2009 wurde die UN-Behindertenkonvention ratifiziert, auf Grundlage derer sich die Bundesrepublik zu einer sogenannten inklusiven Bildung verpflichtet hat: Alle Kinder und Jugendlichen sollen demnach einen gleichberechtigten Zugang zu allen Schularten haben. Dazu gehört, dass Kinder mit und ohne Förderbedarf gemeinsam unterrichtet werden. Seit September 2011 zählt die Laimer Grundschule an der Schrobenhausener Straße zu einer der wenigen Grundschulen in München, die zur „Schule mit Profil Inklusion“ ernannt wurde. Zuvor bereits führte die Schule sogenannte Partnerklassen, so dass Kinder mit erhöhtem Förderbedarf am Unterricht teilnehmen konnten.

Seit 2012 aber gibt es die Tandemklasse. Damit sind die Kinder nicht mehr nur Besucher, sondern Schüler der „Schrobi“. Die Leitidee dabei: „So viel gemeinsamer Unterricht wie möglich, so viel individuelle Förderung wie nötig.“ Grundlage für alle 21 Schüler bleibt dabei der Grundschullehrplan. „Die sieben Schüler mit erhöhtem Förderbedarf werden außerdem nach dem 'Lehrplan für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung' unterrichtet“, erklärt dazu die Schulleitung. Konkret bedeutet das: Im Deutschunterricht etwa behandeln alle Grundschüler das gleiche Buch. Dabei wird jedoch jeder Schüler nach seinem Tempo gefördert. Innerhalb der Klasse gibt es daher mehrere Gruppen, die verschiedene Aufgaben – nach ihrem individuellen Lernziel – lösen. Um einen so differenzierten Unterricht zu gestalten, bedarf es jedoch sehr viel Einsatz durch die Lehrkräfte.

Alle profitieren

„Wir versuchen Methoden zu finden, damit alle Schüler teilhaben können“, erklärt Sonderschulpädagogin Heide Froschauer. Und hier liegt auch die Herausforderung für das Modell „Tandemklasse“. Unterrichtsmaterial liegt für so heterogene Klassen wie diese 2a noch kaum vor. Viele Absprachen und viel Zeit für die Unterrichtsvorbereitung brauchen Sabina Maras und Sonderschulpädagogin Heide Froschauer, die zusammen die Klasse unterrichten. Jedem Kind gerecht zu werden und zugleich alle teilhaben zu lassen, ist nicht immer leicht. Dennoch stellen Lehrer wie Eltern die Vorteile des Modells in den Vordergrund.

In der Klasse unterstützt werden die Lehrerinnen von Kinderpflegerin Irina Hey, ebenso wie aktuell von einem Schulbegleiter, der für eines der Kinder da ist. Ein vergleichsweise hoher Betreuungsschlüssel besteht damit in der Tandemklasse. „Davon profitieren alle Kinder“, findet Mutter und Elternbeiratsvorsitzende Sonja Maier. Zudem würden soziale Kompetenzen wie etwa gegenseitige Rücksichtnahme, sich behaupten und durchsetzen in der Tandemklasse geschult. Dass ihre Kinder Klara und Ludwig in der Tandemklasse unterrichtet werden, hat Familie Maier daher bewusst entschieden.

Hemmungen verschwinden schnell

Ebenso geht es Toms Mutter Tina von Volckamer, die sich dafür ausspricht, dass jedes Kind bestmöglich gefördert wird – ob mit oder ohne Förderbedarf. Kinder mit Förderbedarf haben durch die Tandemklasse die gleichen Chancen auf Bildung und gesellschaftliche Teilhabe wie Kinder ohne Förderbedarf. Früh übt sich, ob eine Gesellschaft inklusiv ist, in der jeder seinen Platz hat und dazugehört. „Die Hemmungen bauen sich ab und der Umgang miteinander wird schnell selbstverständlich“, erklärt Schulleiterin Petra Ebert. Für die Kinder der 2a ist der Schulalltag in der Tandemklasse jedenfalls längst Normalität.

Eine Besonderheit an der „Schrobi“ ist: Nach der Grundschule können die Kinder direkt weiter an die hier ansässige Mittelschule wechseln. Auch hier gibt es eine Tandemklasse. Außerdem hat die Grund- und Mittelschule in der Schrobenhausener Straße eine inklusive Nachmittagsbetreuung. Diese wurde sogar als Modellprojekt mit dem „Miteinander-Preis“ des bayerischen Sozialministeriums ausgezeichnet.

Infos zur Schule bietet die Seite www.gsschrob.musin.de im Internet.


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