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„Bienen entschleunigen total"

Laimer Gärten – ein Paradies für Mensch und Biene

Kirstin Bauer rückt ihren Bienen mit dem „Smoker“ zu Leibe, um an den wertvollen Honig aus den Waben zu kommen. (Bild: kö)

In den 127 Gärten auf dem Areal zwischen Hans-Thonauer- und Westendstraße sprießt und blüht es bereits prächtig. Und es summt! Neben Salat, Radieserln, Obstbäumen und duftigen Blumen, sind auch einige Bienenvölker zu Hause. Zwei Bienenstöcke mit je rund 40.000 Bienen beherbergt Bauer. Paradiesisch haben es Mensch und Tier in der Gartenanlage „Bahn-Landwirtschaft München-West“, die seit 105 Jahren zur grünen Lunge im Stadtbezirk zählt. Während für die einen eine reiche Auswahl an wertvollen Pollen bereitsteht, gibt es für die anderen neben köstlichem Honig auch noch Entspannung mitten im Bienenvolk. Denn gestresste Großstädter und Bienen passt nicht gut zusammen, weiß die Bienen-Kennerin: „Bienen entschleunigen total!“

Die üppigen Gärten bieten reichlich Nahrung

„Die Bienen merken es, ob man gestresst ist“, erklärt Bauer. Ruhig und gelassen bleibt sie daher auch, wenn das Völkchen ganz unvermittelt ausschwärmt und mit lautem Brummen Richtung Nachbarsgarten schwirrt. Spektakulär ist der Anblick der fliegenden 40.000 und lockt die Gartennachbarn an, die das Naturwunder bestaunen. In kurzer Zeit orientieren sich die Bienen und finden wieder zusammen, bilden auf einem Ast im Nachbarsbaum eine Traube um ihre Königin und werden still. Wer den Schwarm entdeckt, darf ihn abschlagen und behalten – so lautet die Imkerregel. Mit Leiter und Eimer heißt es also hinaufsteigen, um das Bienenvölkchen rasch wieder heim zu holen. Neben einer Königin sind es vor allem Arbeiterbienen und ein paar Drohnen, die zum Volk gehören. „Die Arbeiterinnen im Sommer haben sich in ca. drei Wochen zu Tode gearbeitet“, weiß Bauer. Und obwohl sie für ein Glas Honig ziemlich viel fliegen (Eine Biene müsste für ein Pfund Honig wohl bis zu 3,5 Mal um die Erde fliegen), kommen sie doch nicht besonders weit. Rund drei Kilometer ist der Radius, in dem die Laimer Bienen ihr Territorium abfliegen. In den üppigen Gärten der Bahn-Landwirtschaft finden sie dabei freilich reichlich Nahrung.

Genuss- und wirksames Hausmittel

Alleine im Garten des Vereinsvorsitzenden Ferdinand Lauseker warten 14 Bäume und 18 Sträucher darauf, beschnuppert und befruchtet zu werden. „Für uns sind die Bienen natürlich von Nutzen, um die Obstbäume zu bestäuben“, erklärt er. „Außerdem schmeckt der Honig richtig gut.“ In den Genuss des Sommer-Blüten-Honigs von Kirstin Bauer kommen jedoch nur wenige. Nur drei Mal im Jahr schleudert sie Honig, wobei der Ertrag je nach Bienenvolk und Wetter variiert. Wertvoll ist das flüssige Gold – in Zahlen: „Ein Kilogramm Honig ist die Lebensarbeit von ca. 350 bis 400 Bienen.“ OP-Schwester Kirstin Bauer weiß ihren Honig daher nicht nur als Genussmittel sondern auch als wirksames Hausmittel zu schätzen. Seit etwa vier Jahren hat sie nun die beiden Bienenstöcke im Garten, kümmert sich zusammen mit Mann Markus und Tochter Klara (12) um deren Wohlergehen. „Wir wollen einfach auch einen Beitrag leisten, denn das Bienensterben ist ja schon lange ein Thema“, erklärt die 47-Jährige. Ende Februar beginnt das Bienenjahr und dauert bis Ende Juli, wenn sie zum letzten Mal Honig schleudert. Danach bilden sich die Winterbienen, die bei wohligen 37 Grad Celsius überwintern. Einmal pro Woche schaut Bauer nach den Völkern, verwöhnt sie auch im Winter, bringt Zuckerwasser oder fertiges Bienenfutter. Und während die Mühsal mal in den Waben pausiert, ackert Familie Bauer eben in den eigenen Beeten, zupft und pflanzt im heimischen Garten.

Infos zur Kleingarten Anlage Bahn-Landwirtschaft West bietet die Seite www.blw-muenchen-west.de im Internet.


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