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„Auf den Putz hauen“

In der Kritik: Bauabsichten Berchemstraße

Nachbarn der Berchemstraße 25 stellen sich gegen das Bauvorhaben und baten jüngst beim Bezirksausschuss um Unterstützung. (Bild: Beatrix Köber)

Wenn Bauabsichten verlautbart werden, wird rege gegeneinander argumentiert: Einerseits besteht der Ruf nach mehr Wohnungen im Stadtgebiet, weswegen Bauvorhaben auch mit maximaler Bebauung von Grundstücken in Kauf genommen werden. Andererseits üben Anwohner Kritik daran, wenn das Gesicht der Nachbarschaft sich unwiederbringlich verändert und Gartenstädte oder Einfamilienhäuser enormen Wohnungsbauten weichen müssen. In der Berchemstraße 25 zeigt nun die Kirche derlei Bauabsichten. Die Nachbarn stellen sich dagegen und werden vom örtlichen Bezirksausschuss (BA 25) unterstützt.

Manchmal müsse man auf den Putz hauen, sagt Josef Mögele (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Laim. Was in der Berchemstraße 25 gebaut werden könnte, stößt auf harsche Kritik und Gegenwehr im Viertel. „Sie können versichert sein, dass ich hundert Prozent gegen das Bauvorhaben bin“, erklärt der BA-Chef daher den Nachbarn, die jüngst beim Lokalparlament vorsprachen. Die Empörung darüber, dass ein „wohl proportioniertes und gepflegtes“ Haus, wie Wolfram Schendel (CSU), Vorsitzender des Bau-Ausschusses beurteilt, abgerissen werden soll, ist groß. Stattdessen sollen „riesige Bauten die Gegend verschandeln“, so Schendel. Man befürchtet die Zerstörung der Laimer Wohnstrukturen: „Wenn man Grundstücke bis zum letzten zubaut, was bleibt dann noch übrig von allem?“, so Josef Mögele.
Was konkret gebaut wird, steht indes noch nicht fest. Auf Anfrage erklärt das Referat für Stadtplanung und Bauordnung: „Aktuell prüft die Lokalbaukommission (LBK) einen Antrag auf Vorbescheid, in dem Fragestellungen zum Neubau eines oder zweier Wohngebäude in der Berchamstraße 25 aufgeführt sind.“ Ein Bauantrag liege noch nicht vor, weswegen man noch keine Aussagen über die Auswirkungen auf die Umgebung treffen könne.

„Völlig überzogen“

Anwohner aber machen sich Sorgen, dass mit einer Genehmigung des Bauvorhabens ein Präzedenzfall geschaffen werde und anderen Bauabsichten Tür und Tor geöffnet werde. Über die Bauvoranfragen wurden die direkten Nachbarn bereits informiert. Zwei Bauvarianten wurden ihnen dabei vorgestellt, beide nach Ansicht der Anwohner überdimensioniert und „völlig überzogen“, wie Anwohnerin Nicole Weiß erklärt. Zu hoch sei der angefragte Grad der Versiegelung, zu wenig die Umgebung und die Häuserstruktur beachtet. Es werde befürchtet, dass der Gartenstadtcharakter im Quartier gänzlich verschwindet. Verschärft wird die Kritik, weil sich das Grundstück in der Berchemstraße 25 im Eigentum der Erzdiözese München Freising befindet und man bei Vorhaben der Kirche darauf drängt, dass Sozialverträglichkeit vor Wirtschaftlichkeit steht.
Die Pressestelle des Ordinariats bestätigt auf Anfrage seine Bauabsicht. „Geplant sind Wohngebäude mit Erdgeschoss, 1. Obergeschoss und Dachgeschoss“, so die Sprecherin. „Dies entspricht der üblichen Bebauung in diesem Wohngebiet. Wir gehen davon aus, dass familiengerechter Wohnraum geschaffen wird.“ Man werde den behördlichen Anforderungen uneingeschränkt nachkommen. „Unabhängig davon sind wir grundsätzlich bestrebt, die Versiegelung so gering wie möglich zu halten“, so die Sprecherin.

In der Berchem-, der Hörkher- und der Flotowstraße hat sich aber schon längst das Baurecht durchgesetzt und neue Wohnbebauung breitgemacht. So stieß etwa das Bauprojekt in der Berchemstraße 33 zuletzt auf große Kritik im BA. Dennoch sind hier Wohnungen entstanden und inzwischen bezugsfertig. Und auch für die Berchemstraße 23, 21 und 19 fürchten Anwohner Bauabsichten durch einen Bauträger, in dessen Eigentum die Grundstücke liegen. Die Nachbarn sammeln nun Unterschriften und wenden sich an Politiker, um die Ausbreitung von Maximalbebauungen im Quartier noch abzuwenden. Der BA sicherte zu, bei der Lokalbaukommission (LBK) vorzusprechen.

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