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Eine Insel zum Ratschen

Micky Wenngatz über volle Mülleimer und Mobilität in München

Regelmäßig geht Micky Wenngatz zum Einkaufen auf den Wochenmarkt, der samstags und mittwochs auf dem Schweizer Platz stattfindet. (Bild: tab)

Er ist ein echtes Zentrum, ein Treffpunkt und Marktplatz. Manchmal auch ein Ratschplatz: der Schweizer Platz. Und trotzdem haftet ihm ein negatives Image an. Micky Wenngatz schüttelt den Kopf: "Ich finde das sehr schade. Das hat der Schweizer Platz nicht verdient."

Zwischen Avocados und Zitronen

Die SPD-Politikerin wohnt gleich ums Eck und kommt samstags gerne zum Wochenmarkt auf den Platz. Von 7 bis 13 Uhr gibt es Obst, Gemüse, Käse- und Backwaren, Fleisch, Wurst und vieles mehr. Und auch mittwochs können die Bürger von 13 bis 18 Uhr hier einkaufen. Der Markt war an diesem Wochentag hierher ausgewichen, weil an seinem ursprünglichen Platz an der Züricher- / Ecke Winterthurer Straße gebaut wurde. "Jetzt geht ein Teil der Händler wieder dorthin zurück, ein Teil bleibt hier", so die stellvertretende Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA) 19. In der Anonymität der Großstadt kann so ein Platz zur kleinen Insel der Anwohner werden. Man kennt sich. Nicht immer, aber manchmal. Zwischen Avocados und Zitronen wird natürlich auch Micky Wenngatz als Lokalpolitikerin öfter angesprochen, zum Beispiel wenn die Mülleimer wieder zu voll sind. Kein schönes Gesicht für den Schweizer Platz. "Aber wir sind immer im Gespräch mit dem Gartenbauamt. Die Mitarbeiter bemühen sich sehr und reagieren auch schnell", sagt die 58-Jährige.

Gegenseitiges Verständnis

Es sei ihr klar, dass der Platz gerade im Sommer sehr frequentiert sei, auch von Menschen ohne festen Wohnsitz. Konflikte blieben da nicht aus. "Man kann da nur immer wieder beide Seiten um Einsicht bitten. Viele Anwohner haben kein Verständnis für die Menschen, die sich hier treffen", so Micky Wenngatz. "Aber es sind auch Menschen, die genau so ein Recht haben, hier zu sein. Das ist ein öffentlicher Platz." Natürlich seien auch sie gefordert, Rücksicht zu nehmen. "Diejenigen, die sich hier treffen, müssen darauf achten, nicht zu laut zu sein."

Auf Rücksichtnahme sei man auch in einem anderen Bereich angewiesen: im Straßenverkehr. "Die Frage ist doch, wie können wir die Autos aus der Stadt raushalten", sagt die Lokalpolitikerin. "Das Fahrrad ist hier eine tolle Alternative, um von A nach B zu kommen." Doch Auto- und Radfahrer müssten aufeinander achten. "Das funktioniert nur, wenn man nicht immer auf sein Recht pocht. Eine Seilbahnlösung, wie sie derzeit für den Münchner Norden diskutiert wird, hält Micky Wenngatz für sinnvoll. "Eine Seilbahn ist immer noch billiger als jede U-Bahn und auch schneller umzusetzen", sagt sie. Wenn das für bestimmte Strecken realisierbar sei, solle man darüber nachdenken.

"Mehr Sozialwohnungsbau"

Ein besonderes Reizwort im Stadtbezirk 19 ist "Nachverdichtung". Der richtige Weg für München? "In einer wachsenden Stadt wie München ist Nachverdichtung notwendig", sagt Micky Wenngatz. Man dürfe nicht vergessen, dass das Quartier rund um die Appenzeller Straße einst errichtet wurde, weil man mehr Wohnungen gebraucht habe. "Der Wohnungsbau ist nicht die einzige Lösung, aber er muss dabei sein." Allerdings halte sie die aktuellen Planungen im Schweizer Viertel zum Teil für zu dicht. Zu den bisherigen rund 1.200 Wohnungen kämen nochmals etwa 600 dazu, durch Neubauten und Aufstockung bereits bestehender Gebäude. "Da geht man mit den Abstandsflächen an die Grenzen", kritisiert sie.

Kritik übt Micky Wenngatz vor allem am Freistaat Bayern. "Der Freistaat muss Geld in die Hand nehmen. Er bekommt Geld vom Bund, aber investiert nicht in den Sozialwohnungs-bau. Er verkauft lieber seine Wohnungen, aber schafft keine ran." Anders die Landeshauptstadt München: Sie errichte Wohnraum mit Wohnungsbaugenossenschaften. "Die sozialgerechte Bodennutzung ist inzwischen ein Vorzeigeprojekt." Eine wichtige Aufgabe der Politik sei es zudem, die Mietsteigerungen in den Griff zu bekommen. "Der Druck von außen treibt die Mieten ins Exorbitante", betont die SPD-Politikerin. "Dagegen müssen wir dringend etwas tun. In der Innenstadt werden immer mehr Wohnungen luxussaniert. Das treibt die Bewohner raus aus der Stadt, weil sie sich die Mieten nicht mehr leisten können, und Neu-Münchner hinein." Die Mietpreisbremse würde wirken, wenn sie stärker greifen dürfte, ist sie sicher.

"Das ist sträflich"

Kritik am Freistaat übt Micky Wenngatz noch in einem anderen Bereich: bei der Bildung. "Es fehlt an Lehrern. Wir haben einen eklatanten Lehrermangel. Es ist absehbar gewesen, wie sich die Schülerzahlen entwickeln, aber der Freistaat hat geschlafen und stellt einfach nicht genug Lehrer ein." Diejenigen, die eingestellt würden, erhielten einen befristeten Job und müssten sich im Sommer arbeitslos melden. "Das ist sträflich", so die Politikerin. Die Bereitschaft, auf Lehramt zu studieren, sei dann folgerichtig auch nicht mehr so hoch.

Ungerechtigkeit treibt Micky Wenngatz zudem um. "Es kann nicht sein, dass Kinder mit Migrationshintergrund schlechtere Bildungschancen haben als andere", sagt sie. Kinder, die nach Deutschland kämen, müssten sofort in Kindertagesstätte oder Schule integriert werden. "Und zwar unabhängig von ihrer Bleibeperspektive. Denn Sprache ist der Schlüssel zur Integration."

Es gibt viel zu tun für Micky Wenngatz. Die persönliche Referentin von Münchens 3. Bürgermeisterin Christine Strobl tritt am 14. Oktober für die SPD zur Landtagswahl an. Sie ist Direktkandidatin im Stimmkreis 101. Dazu zählen Hadern, Sendling-Westpark, die Hälfte von Forsten- und Fürstenried sowie ein Teil Laims.

 

"Garant für Arbeitsplätze"

Landtagskandidatin Micky Wenngatz:

"In der unmittelbaren Umgebung einkaufen zu können, ist mir sehr wichtig und hat einen großen Wert für viele Menschen. Ohne Auto oder Blick auf Fahrpläne die Dinge des täglichen Bedarfs zu bekommen – das ist Lebensqualität. Kleine Läden bringen zudem eine bunte Vielfalt mit und sind somit eine echte Bereicherung für die Lebensqualität. Dazu ist ein gesunder Einzelhandel vor Ort auch ein guter Arbeitgeber – Geschäfte und Stände in der Umgebung sind auch ein Garant für Arbeitsplätze ohne weite Wege."


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