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Der Direktor

Rupert Grübl leitet die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit

Rupert Grübl hat sich ein Bild von Margret Steffens in sein neues Büro gehängt. Es zeigt das Kloster Benediktbeuern. Seit Anfang des Jahres leitet Grübl die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. (Bild: tab)

Es gibt Chancen, die klopfen zweimal im Leben an die Tür. Weil beim zweiten Mal alles besser passt als beim ersten Mal. Weil einfach die Gesamtsituation perfekt ist. So geschehen bei Rupert Grübl, ehemaliger Direktor des Gymnasiums Fürstenried.

Vor rund 20 Jahren klopfte die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (BLZ) an die Tür von Rupert Grübl. Es sei da eine Stelle als Sachgebietsleiter zu vergeben. Grübl, damals Lehrer am Murnauer Gymnasium, zögerte. "Das musst du machen", habe ihm seine Frau geraten. Doch er entschied sich dagegen. "Ich habe damals schweren Herzens abgesagt. Wir haben drei Kinder. Unser zweites war gerade unterwegs, das erste war noch sehr klein", sagt Rupert Grübl. Nein, sie passte einfach nicht, die Gesamtsituation.

Klopfklopf

Im vergangenen Jahr klopft es wieder an Grübls Tür – der Posten als Leiter der BLZ ist ausgeschrieben, Harald Parigger, bisheriger Leiter, geht in den Ruhestand. Der Familienrat bei Grübls wird einberufen, alles besprochen. Es gibt grünes Licht von der ganzen Familie, Rupert Grübl bewirbt sich. Es ist Sommer, es ist heiß, es ist aufregend. "Schließlich wurde ich aus einer Vielzahl von Bewerbern zum Gespräch eingeladen", blickt der 57-Jährige zurück. Zwei Stunden Gespräch, ihm gegenüber: vier Ministerialräte. Grübl ist vorbereitet, hat sich nochmal in die Materie eingelesen. Er weiß Bescheid. Doch noch ist nichts sicher und Rupert Grübl macht sich daran, das neue Schuljahr in Fürstenried vorzubereiten. Dann kommt in der letzten Woche der Sommerferien dieser eine Anruf: Grübl hat den Posten. "Jetzt müssen Sie sich beim Minister vorstellen", frohlockt die Dame am Telefon.

Am ersten Schultag ("Ausgerechent") folgt also ein Empfang bei Bernd Siebler, damals Staatsminister für Unterricht und Kultus ("Wir haben uns sofort gut verstanden"), bald darauf noch ein Vorsprechen im Landtag. Das Kollegium in Fürstenried muss natürlich auch informiert werden, nachdem alles in trockenen Tüchern ist. Rupert Grübl hat in der BLZ seinen Traumjob gefunden, aber: "Auch Fürstenried war ein Traumjob. Ich hatte dort ein tolles Kollegium und tolle Schüler", sagt er.

Rupert Grübl hat sein Büro im Gymnasium Fürstenried, im "Bunker", geräumt und ist Richtung Arabellapark gezogen. Hier, in der Englschalkiger Straße 12, hat er seit Anfang des Jahres seinen neuen Platz, mit Blick auf Bäume und eine Wohnsiedlung. Jeden Tag fährt er aus Benediktbeuern nach München, ein Stück mit dem Auto, den Rest mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Aufgabe der BLZ ist klar formuliert: Den Bürgern auf allen möglichen Kanälen und Wegen Materialien zur Verfügung zu stellen, die der politischen Bildung dienen.

Einst im Hinterhof

Wer die BLZ noch aus früheren Zeiten kennt, wird sich daran erinnern, dass sie einst in der Brienner Straße residierte. In einem Hinterhof. Die Ausweise waren aus Pappe, die Bücher sofort zum Mitnehmen. Rupert Grübl lacht. So kennt er die BLZ noch aus seiner eigenen Münchner Studienzeit (Englisch, Geschichte, Sozialkunde). Da habe sich inzwischen einiges geändert. "Publikumsverkehr gibt es nicht mehr", sagt er. Die Materialien könnten nun über die Internetseite bestellt werden. Das sei natürlich auch viel praktischer für Menschen, die nicht in München wohnen. "Innerhalb kürzester Zeit haben die Bürger ihre Sachen." Der Selbstversuch zeigt: Stimmt. Donnerstagmittag bestellt, Samstagvormittag per Post geliefert.

Vier Referate gibt es in der BLZ: Publikationen; Öffentlichkeitsarbeit, Didaktik und Neue Medien; Demokratie und Gesellschaft, Lernort Staatsregierung; Bayern und seine Regionen. Zwei weitere Abteilungen sollen folgen: Extremismus – Vorbeugung und Aufklärung sowie Politische Bildung online. Künftig soll die die Landeszentrale auf 40 Mitarbeiter aufgestockt werden. "Wir müssen die Social Media-Kanäle bedienen", formuliert Grübl eine seiner Aufgaben. Schließlich seien hier die Jugendlichen gerne unterwegs. Formate wie Twitter und Facebook müssten bedient werden. "Dafür braucht es Personal, das die technischen Fertigkeiten mitbringt und das entsprechende Vorwissen in politischer Bildung", betont der BLZ-Direktor. Dafür solle eine digitale Abteilung im neu entstehenden Augsburger Medienkompetenzzentrum zuständig sein. Gleichzeitig gelte es auch einen Blick darauf zu haben, wie man miteinander – gerade im Netz – umgehe. "Das Zwischenmenschliche wird immer mehr zu einem Thema", sagt Grübl. Respekt spiele eine wichtige Rolle, etwas, das er klar formuliert: "Respekt ist für mich, jemandem zu zeigen, dass er mir als Mensch wichtig ist und anzuerkennen, dass er unter Umständen andere Vorstellungen vom Leben hat als ich. Das erwarte ich auch umgekehrt."

Die Erfolgsgeschichte

Eine besondere Erfolgsgeschichte hat bereits die Säule "Lernort Staatsregierung" hinter sich. "Das Angebot gibt es genau seit 30 Jahren", sagt Grübl. "Lernort Staatsregierung" ermöglicht es Schülern aus dem Freistaat, sich vor Ort über die Aufgaben und Arbeitsweisen der Bayerischen Staatsregierung zu informieren. Der Informationstag findet in der Regel in der Landeshauptstadt statt. Besuche des Staatsministeriums der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat können auch am zweiten Dienstsitz in Nürnberg durchgeführt werden. "Alle Ministerien sind daran beteilgt", so Grübl. Rund 150 Klassen nähmen das Angebot jährlich wahr. Schön wäre es, das Ganze auf allen Ebenen bedienen zu können. Ein "Lernort Rathaus" schwebt Grübl vor, um den Schülern politische Entscheidungsprozesse in den Kommunen nahezubringen. Und der Direktor denkt noch ein bisschen weiter: die Vertretung der Vereinten Nationen in Wien würde das schließlich abrunden. So wären von den Kommune bis zu den Vereinten Nationen alle Ebenen miteingebunden. Zukunftsmusik. Noch.

Zu tun gibt es also genug für Rupert Grübl. "Ich arbeite super, wenn am Tisch drei, vier, fünf Leute mit mir sitzen", sagt er und fügt an: "Ich arbeite wahnsinnig gerne im Team und freue mich, dass ich hier so offen aufgenommen wurde." Er genieße es zudem, dass er viele neue Leute kennenlerne und schon interessante Einladungen erhalten habe.

Bei Rupert Grübl hat die Chance zum zweiten Mal angeklopft. Das passiert nicht oft im Leben. Diesmal hat Rupert Grübl die Tür geöffnet. Und ist durchgegangen.


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