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Hohe Auszeichnung

Menschenrechts-Förderpreis für wohlbedacht e.V.

Annette Arand (vorne 3. von links), 1. Vorsitzende von wohlBEDACHT e.V., zusammen mit Sonja Brandtner (vorne 4. von links), Leiterin der Tagespflege Rosengarten e.V., und ihren Teams, die gemeinsam mit dem Förderpreis "Menschenrechte und Ethik in der Medizin" ausgezeichnet wurden. (Bild: wohlbedacht)

Der Verein wohlBEDACHT e.V. hat für sein Engagement für Demenzerkranke den Förderpreis „Menschenrechte und Ethik in der Medizin“ erhalten. Die Josef-und-Luise-Kraft Stiftung rückt mit diesem Preis das Thema Menschenrechte in Pflege und Medizin in den Fokus gesellschaftlicher Aufmerksamkeit. Zusammen mit ihren Partnern, dem Deutschen Institut für Menschenrechte Berlin, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, dem King’s College London und der Katholischen Stiftungshochschule München zeichnet die Stiftung seit 2018 Projekte und engagierte Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Praxis aus.

„Erdbeeren schälen erlaubt“ – so lautet das Motto von wohlBEDACHT e.V. bei der Begleitung demenzkranker Menschen. Gegründet vor genau 20 Jahren entwickelt und verwirklicht der Verein bedürfnisorientierte Angebote für Demenzkranke. Seit Vereinsgründung sind ein Demenz-Krisendienst, eine Nachtbetreuung und drei Demenz-WGs entstanden; eine vierte und fünfte sind aktuell in Planung. wohlBEDACHT e.V. betreibt zudem deutschlandweit die „Beratungsstelle für Seltene Demenzerkrankungen“. Das flexible Konzept findet Antworten auf immer neue Situationen. Geholfen wird nach dem Motto „Alles ist möglich“. In der Pandemie sind deshalb alle Angebote zu einem Corona-Nothilfe-Programm verbunden, für die wohlBEDACHT e.V. im vergangenen Jahr mit dem Marie-Simon-Pflegepreis ausgezeichnet wurde.

„Demenzkranken Freiheiten lassen“

„SanftMUTIG! – Betreuen und Pflegen“ heißt der Ansatz, mit dem bei wohlBEDACHT e.V. Demenzkranke sanft und mutig begleitet werden. Entstanden ist das Konzept aus dem Zusammenspiel von Demenzkranken, pflegenden Angehörigen und Mitarbeitern im Kooperationsverbund der Tagespflege RosenGarten, wohlBEDACHT e.V. und dem Pflegedienst Mitten im Leben e.V. Es vereint Erfahrung aus 20 Jahren Arbeit mit Demenzkranken und Projektentwicklung. „Sanft, weil wir Demenzkranken die Freiheit lassen, ihr Leben zu führen, wie sie es jetzt möchten. Weil wir freundlich sind zu ihnen und sie nicht unter Druck setzen“, erklärt Annette Arand.

„Sich trauen ‚anders’ zu pflegen“

„Sanft auch, weil wir unseren Mitarbeitern die getaktete Pflege ersparen und für Ausgleich zum anstrengenden Pflegeberuf sorgen. Mutig, weil wir Verantwortung übernehmen für diese freiheitliche Pflege und neuartige Betreuungsangebote entwickeln. Weil unsere Mitarbeiter den Mut aufbringen, auf die Wünsche von Demenzkranken einzugehen, auch wenn sie ungewöhnlich oder gar gefährlich erscheinen“, so die 1. Vorsitzende des Vereins. „Weil sie Dinge ausprobieren ohne Angst vor dem Scheitern. Sich trauen ‚anders’ zu pflegen und das nach außen hin auch zu begründen. Mutig auch, weil es von pflegenden Angehörigen Mut erfordert, mit uns der Freiheit den Vorzug zu geben vor der Sicherheit, um jeden Preis und ihre kranken Familienmitglieder so zu akzeptieren wie sie sind, statt vergebens gegen dementielle Veränderungen anzukämpfen.“

Pflegekräfte dringend gesucht

wohlBEDACHT e.V. geht es darum, die Erfahrungen aus 20 Jahren Arbeit abseits des regulären Pflegesystems zur Diskussion zu stellen und jedem, der den Verein besuchen möchte, Einblicke in die Arbeit geben. „Wir wollen verändern“ – so lautet das Motto des gemeinnützigen Vereins. Weg von der Reglementierung und angstgeleiteter Begrenzung zu freiheitlich-gewährender mutiger Pflege. Das ist das Anliegen. „Zum Wohle der demenzkranken Menschen, denen unser Herz und unser Engagement gehört. Wir denken, dass unsere Art der Pflege auch wieder mehr Menschen für den Beruf begeistern kann, was angesichts des Fachkräftemangels so wichtig wäre“, sagt Annette Arand. „Denn wie wir frech sagen: Wir können zwar jeden Demenzkranken nehmen, aber eben nicht alle. Dazu brauchen wir die Unterstützung aller beruflich Pflegenden und der Einrichtungen, in denen sie arbeiten.“ Und gesellschaftliche Aufmerksamkeit für die Pflege. Zur Verstärkung der Teams und als Unterstützung für die mannigfaltigen Projekte, unter anderem für die Nachtpflege, ist wohlBEDACHT e.V. aktuell auf der Suche nach Pflegefachkräften.

Seminar: Umgang mit Schluckstörungen

Ein ungestörtes Schlucken und damit eine ausreichende und genussvolle Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme ist für viele Menschen schwierig, die an Krankheiten wie Schlaganfall, Morbus Parkinson, Demenz und Schädel-Hirn-Traumen leiden. Aber auch der ganz normale Alterungsprozess kann zu Schluckstörungen führen. Sie mindern die Lebensqualität der Betroffenen erheblich und können schnell lebensbedrohliche Formen annehmen. Es ist aber auch ein wichtiges Thema für Alten- und Pflegeeinrichtungen, Kliniken und den ambulanten Pflegebereich.

In einem Seminar am Montag, 19. Juli, von 9.30 bis 13 Uhr für Pflegekräfte und von 14 bis 17 Uhr für Angehörige im Kesselhaus (Am Münchfeld 40) zeigt Nicolin Bähre anhand von Videoaufnahmen die Anatomie und den Ablauf eines gesunden Schluckvorgangs, erklärt Ursachen und Formen der Störungen, und wie man ihnen im Pflege- und Betreuungsalltag begegnen kann. Die Teilnehmer lernen, wie Sie es den erkrankten Angehörigen oder Bewohnern beim Essen und Trinken etwas leichter machen können. Für das Seminar sind noch Restplätze frei.

Anmeldung zum Seminar und weitere Informationen – auch bei Interesse zur Verstärkung der wohlBEDACHT-Teams – unter Tel. (089) 8180209-30 sowie per Email an info@wohlbedacht.de.


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