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Architekten-Portraits für Allach-Untermenzing

Stadtteilhistoriker Dr. Walter G. Demmel berichtet von Hans Döllgast (1891-1974) und Gustav Gsaenger (1900-19

Bild 2 (Bild: Demmel)

Wenn von mir in drei Teilen Architekten-Portraits angeboten werden, geht es weniger um fotografische Darstellungen der einzelnen Architekten, sondern um ihr Wirken und ihre Bauten in der Vergangenheit für unseren Stadtbezirk. Wir können diese noch heute besichtigen. Die von mir „porträtierten“ Architekten Döllgast, Gsaenger, Kurz, Lang, Meitinger, Rank, Ruf setzten bauliche Markierungen und legten offensichtlich besonderen Wert auf Stil und Ästhetik. Das ist in unseren Tagen, nicht überall, aber doch deutlich erkennbar, unter dem Zwang der Nachverdichtung verloren gegangen.

Es handelt sich in unserem Stadtbezirk um Einfamilienhäuser, um Wohnblöcke und Siedlungen, um Kirchen und Schulen, um Verwaltungsgebäude und Fabriken und sogar um Hochbunker. Fast alle diese Gebäude sind inzwischen denkmalgeschützt. Ich möchte an diese Bauten erinnern und zur Besichtigung anregen, für unsere Neubürger gilt letzteres Ansinnen ganz besonders. Wer sich gut auskennt in diesem Bereich, der wird diesen Hinweis (Bilder 1 u. 2) lokalisieren können. Wir kommen aber bei Gsaenger noch darauf zu sprechen.


Der Architekt Hans Döllgast, geb. in Bergheim und gest. in München, begegnete mir 1956 als Professor, als ich mich 1956 an der damaligen Technischen Hochschule München (THM) als Architekturstudent versuchte. Döllgast studierte von 1910 bis 1914 an der THM Architektur, arbeitete erfolgreich in verschiedenen Büros, wurde selbständiger Architekt, erhielt 1929 einen Lehrauftrag, 10 Jahre später eine Professur an der THM. Weil er 1930-1932 die Katholische Pfarrkirche St. Raphael entwarf, die seit 2006 einen Pfarrverband mit unserer Kirche Maria Trost bildet, fand er Eingang in meine Architekten-Portraits. Der Entwurf war nicht unumstritten, weil er den Gläubigen zu nüchtern schien, im Laufe der Jahre aber, dann 1960 mit Turm (Bild 5), immer mehr Anerkennung fand.

Interessant sind die in der Festschrift der Pfarrei enthaltenen Döllgast-Handzeichnungen der Außen- und der Innenansicht (Bild 3 u. 4) und seine Gedanken zu seiner Schöpfung: „Die Kirche St. Raphael steht ihrer Größe und Bedeutung nach zwischen unseren mittelgroßen Stadtpfarrkirchen und jenen bescheidenen dörflichen Anlagen, wie sie in Menzing, Blutenburg und Allach aufs Beste vertreten sind.“ Döllgast machte sich nach 1945 durch weitere Münchner Kirchenbauten, so z.B. „Heilig Blut“ in Bogenhausen, St Heinrich in Sendling, St. Peter und Paul in Trudering u.v.a. auch an anderen Orten, einen Namen und prägte als Professor für Architekturzeichnen (besonders Freihandzeichnen) und Raumkunst an der THM viele Generationen von Architekten, u.a. Theodor Hugues, mit dem ich u.a. an der TU München zusammenarbeiten durfte.

 

Gustav Gsaenger, geb. und gest. in München, war ein deutscher Architekt mit Schwerpunkt Sakralbau und für unseren Stadtbezirk Erbauer der beiden evangelischen Kirchen Epiphanias in Allach und Bethlehem in Untermenzing. Er studierte von 1920-1924 an der Technischen Hochschule München (THM) Architektur und zählte German Bestelmeyer (Kongressbau des Deutschen Museums) zu seinen Lehrern. Sehr früh (1926-1928) schon errichtete er in der heutigen Menzinger Straße 125 neben der damaligen Burenschenke (heute Menzingers) sein eigenes Wohn- und Atelierhaus, das zwar unter Denkmalschutz stand, aber 2012 aus bisher unbekannten Gründen ausbrannte und so einem großen Wohnkomplex Platz machen konnte. Es gehörte zu Obermenzing.

1932 baute Gsaenger für die ständig wachsende evangelische Gemeinde in Allach die Epiphaniaskirche (Bild 6). In der Festschrift des Jahres 2002 ist zu lesen, dass zwar das „Kirchlein“ geweiht, die Wand hinter dem Altar aber noch schmucklos war. Kommerzienrat Theodor Kirsch, nach dem das Kirschgelände in Untermenzing benannt ist, stiftete dazu das bekannt gewordene Wandgemälde.

1950 baute Gsaenger für den bekannten Gartenarchitekten Alfred Reich (1908-1970) ein Wohnhaus im Untermenzinger Eichgehölz 15, das heute unter Denkmalschutz steht, ein privates Kunst- und Architekturmuseum mit Skulpturengarten darstellt, aber sicher nur wenigen Stadtteilbewohnern als „Museum Gehring“ bekannt ist. Ein weiteres denkmalgeschütztes Haus nach dem Entwurf Gsaengers ist in der Untermenzinger Niethammerstr. 13 zu sehen, auf dessen Grundstück sich auch ein bronzezeitlicher Grabhügel (um 1500 v. Chr.) befindet.

Ein zweiter Sakralbau, die evangelische Kirche Bethlehem aus dem Jahr 1961, soll aus seinen vielen weiteren Kirchenbauten an anderen Orten hervorgehoben werden. Die Bethlehemskirche versteht sich als „Gotteshaus der frohen Botschaft“, die sich in ihrer Innenarchitektur zeigt, besonders im wunderbaren Altarbild, das von Gsaengers Tochter Angela stammt. Man sollte die Kirche in der Lechelstr. 51 (Bild 7) unbedingt besuchen. Ich habe sie in der Festschrift zu „1200 Jahre Menzing“ ausführlich auf einer Ausstellungstafel und in der dazugehörigen Festschrift „1200 Jahre Menzing“ beschrieben.

Auch Gsaenger hat einige weitere Münchner Kirchen gebaut, wie 1953-1955 die Matthäuskirche, die Markuskirche, die Dankeskirche in Milbertshofen und viele andere in anderen Städten. Auch der Erweiterungsbau des Münchner Stadtmuseums gehört zu seinen Arbeiten.

 

 

 

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