"Kein Mensch würde sich so einen Neubau einfallen lassen"
Das Kare-Kraftwerk in Obersendling öffnet in zwei Monaten
"Und hier ist unser kleines Deutsches Museum", erklärt Kare-Chef Jürgen Reiter schmunzelnd. Er deutet auf einen riesigen, noch funktionstüchtigen Kran an der Decke über der Eingangshalle seines neuen Möbelhauses. An der Drygalski-Allee 25 wird kein gewöhnliches Möbelhaus gebaut, vielmehr wird das ehemalige Obersendlinger Heizkraftwerk als Industriedenkmal erhalten und als geschmackvolle Kulisse für die Kare-Möbelausstellung verwendet. Teilweise mit Original-Inventar. "Jeder dieser Räume hatte einen Sinn", erinnert Architekt Markus Stenger, der das Vorhandene belassen und für die neue Funktion tauglich gemacht hat. "Kein Mensch würde sich so einen Neubau einfallen lassen", sagt Jürgen Reiter.
"Soft Opening"
Nun ist der Umbau fast fertig und ab Mitte Juni bis Ende Juli gestaltet das Dekoteam die rund 10.000 Quadratmeter Ausstellungsflächen. Schon ab Anfang August ist ein "Soft Opening" geplant mit Events, die auf einzelne Zielgruppen und Kundenschichten ausgerichtet sind. Kurz nach dem Oktoberfest soll es dann ein "rauschendes Fest" geben, versprechen die beiden Kare-Gründer und -Geschäftsführer Jürgen Reiter und Peter Schönhofen. Ganz sicher nicht mit Aktionen à la "ein Hendl und eine Maß Bier für 5 Euro", sondern mit einer "angemessenen" Einführung.
"Hier wird was passieren"
Reiter und Schönhofen planen eine Bereicherung fürs Stadtviertel mit kulturellen Events wie Ausstellungen, Seminaren und Konzerten: "Hier wird was passieren, es wird sich entwickeln." Die Gastronomie mit 80 Plätzen im Innenraum und weiteren 80 Plätzen auf der Dachterrasse mit Alpenblick wird separat zugänglich und auch außerhalb der Kare-Geschäftszeiten geöffnet sein, also auch abends und am Wochenende. Außerdem sei sie bezahlbar und familienfreundlich: Das sei ihnen sehr, sehr wichtig, erklärten die Kare-Geschäftsführer.
Hans Bauer, bis vor kurzem Vorsitzender des örtlichen Bezirksausschusses (BA), erklärte denn auch beim Besichtigungstermin, er werde schon von den Anwohnern gefragt, wann sie ihren ersten Kaffee auf der Dachterrasse trinken können. Das Stadtteilgremium habe den Entwicklungsprozess kritisch betrachtet und begleitet, und in den Jahren sei eine Wertschätzung entstanden für die beteiligten Personen. Er hob die entstehenden Arbeitsplätze positiv hervor. Auch der neue BA-Vorsitzende Ludwig Weidinger und Stadtrat Christian Vorländer nutzten die Gelegenheit, sich im umgebauten Heizkraftwerk kurz vor der Eröffnung umzusehen.
Tiefgarage mit 99 Stellplätzen
Für die "Erlebbarkeit des Gebäudes" wurde auf 700 Quadratmeter Betriebsfläche verzichtet, dafür wurden Geschossdecken offen gelassen und es eröffnen sich beeindruckende Aus- und Durchblicke. Von den hohen "Kathedralen" geht es weiter in die "Sandwich-Räume", die rein zufällig eine normale Raumhöhe von ca. 2,40 Meter haben. Die Wände sind von kreisrunden Öffnungen durchbrochen, in denen teilweise noch große Ventilatoren sitzen. Die Sandwich-Räume entstanden durch die statischen Anforderungen des Gebäudes, die Ventilatoren sorgten für die Querbelüftung. Nun bieten sie genau den passenden Rahmen für die Dekoration von Wohnbeispielen.
Neben Fans von Wohndesign möchte Kare auch ausdrücklich Familien ansprechen - mit Spielecke und dem Angebot einer Entdeckungstour durch das Gebäude mit Rätsel-Parcour. Eine Tiefgarage mit 99 Stellplätzen soll Parkplatzprobleme vermeiden.
Falken bekam Nachwuchs
Belassen wurde der Falkenhorst am Kraftwerkskamin, und von dort gibt es Neuigkeiten: Das Wanderfalkenpaar, das dort seit acht Jahren nistet, hat Nachwuchs bekommen. Max Kerscher, Eigentümer des Gebäudes, freut sich darüber besonders, denn einige Umbauarbeiten wurden mit spezieller Rücksicht auf die seltenen Greifvögel geplant.
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