Asyl im Hotel
Forum 22 informiert am 23. Mai über die Flüchtlinge im „Pollinger“
In ihrer Heimat herrscht Krieg. Täglich wird auch in deutschen Medien über die Bombenhagel, Hinrichtungen, Folter und Menschenrechtsverletzungen berichtet. Um ihr Leben zu retten, verlassen deswegen viele Menschen ihr Zuhause. Auch in Bayern suchen sie Asyl. Doch die Aufnahmeeinrichtungen für Asylbewerber in Zirndorf und München sind überfüllt. „Wir haben derzeit in München eine Kapazität von rund 800 Plätzen. Leider sind die Zugangszahlen so hoch, dass diese Plätze in eigenen Unterkünften nicht ausreichen“, bedauert Roland Endlicher, Leiter der Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber der Regierung von Oberbayern. Die Regierung hat deswegen im Hotel Pollinger Betten angemietet. Rund 100 Flüchtlinge haben hier ein Dach über den Kopf zugewiesen bekommen. „Der Hotelbesitzer hat sofort zugesagt, als er von der Not der Menschen gehört hat“, freute sich Bezirksausschussvorsitzender Dr. Josef Assal. Insgesamt hat das Hotel 55 Zimmer, die mit Balkon, Dusche und WC ausgestattet sind, für die Herbergssuchenden bereit gestellt. Die Flüchtlinge haben „ganz normal eingecheckt“, sagte Assal, der als einer der Ersten die Flüchtlinge aus Syrien, Irak, Afghanistan und Afrika besucht hat. Er berichtete, dass es sich bei den Asylbewerbern um Alleinstehende, aber auch viele Familien mit Kindern und Jugendlichen, Menschen mit den unterschiedlichsten Berufen vom Akademiker bis zum Handwerker handele. „Sie sind froh, dass sie keine Bomben mehr hören müssen“, berichtete Assal.
Aubinger sollen Herbergssuchende willkommen heißen
Die Menschen, die in diesen Tagen das Hotel Pollinger verlassen, wirken anders, als die gewohnten Hotelgäste. Sie haben keine Fotoapparate umhängen und keine Stadtpläne in der Hand. Sie wirken erleichtert, aber auch niedergeschlagen. Sie wissen nicht, wie es weitergeht und sorgen sich um die, die zurückgeblieben sind. An die Aubinger appelliert Assal, die Menschen willkommen zu heißen. Er selbst habe sie bereits persönlich begrüßt und Kinderbeauftragte Monika Assal organsiert bereits Spielsachen für die Kinder. Die Aubinger Tenne und der SV Aubing machen sich ebenfalls Gedanken darüber, wie sie die Flüchtlinge integrieren könnten, damit vor allem die jungen Menschen in der neuen Heimat ein wenig auf frohe Gedanken kommen können. Außerdem hat Assal die beiden Kirchen informiert, damit diese Aktionen der Nächstenliebe initiieren können.
Nicht jeder im Bezirk heißt die Flüchtlinge willkommen. Im Bezirksausschuss meldeten sich Anwohner zu Wort, die die Asylbewerbenden mit dem abwertenden Begriff „Asylant“ versahen und mit Mietminderung drohten. Die Bürger kritisierten eine angebliche Nutzungsänderung des Hotels. „Das Ganze ist eine Notlösung“, erklärte Assal. „Das Hotel bleibt ein Hotel“. „Grundliegend schiefgelaufen“ sei aber die Informationspolitik der Regierung, denn der Bezirksausschuss war nicht über die neue Sachlage informiert worden. Der Grund war ein Versehen, beteuerte Endlicher: „Ich hatte mich zunächst fälschlicherweise an Ihren Pasinger Kollegen Herr Müller gewandt“, erklärte er.
„Hotel Pollinger – willkommen in München-Aubing“, der Leitspruch auf der Homepage des Hotels, soll auch für die neuen Gäste gelten. „Nach den vielen Erfahrungen der letzten Jahre mit dem Thema Obdachlose und Asylbewerber weiß ich aber um die Angst der Bürgerschaft“, meinte Assal in einem Schreiben. Deswegen hat er kurzfristig ein Forum 22 einberufen. Am Donnerstag, 23. Mai lädt er die Bevölkerung um 19 Uhr in das Hotel Pollinger, Aubinger Straße 162 ein. Es findet eine Infoveranstaltung zum Thema „Flüchtlinge im Hotel Pollinger“ mit Vertretern der Regierung von Oberbayern, des Sozialreferats und des Eigentümers des Hotels statt.
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