Klimawandel war ausschlaggebend
Förderverein Stadtmuseum stellt spannende Untersuchung vor
Erdgeschichtlich sind 8000 Jahre wenig, ortsgeschichtlich aber sehr viel. Den Beweis, dass bereits in der Mittelsteinzeit Menschen auf Germeringer Flur lebten, verdankt die Stadt Germering ihrem Archivar Franz Srownal und seiner Frau Angelika, die lange Zeit hier wohnten und auf ihren Spaziergängen 1994 die ersten ein bis fünf Zentimeter großen bearbeiteten Steinartefakte entdeckten. Insgesamt sammelte das Ehepaar in den darauffolgenden Jahren exakt 571 Teile, die auf einer größeren Fläche unterhalb des Ortsteils Nebel lagen und speziell nach heftigen Regenfällen an die Oberfläche gespült wurden.
Bedeutsame Funde
Der gesamte Fund gelangte über das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zur Universität nach Köln, wo sie der Landshuter Archäologiestudent Thomas Richter für seine Magisterarbeit gründlich untersuchte. Auf Einladung des Fördervereins Stadtmuseum Germering stellte Richter nun seine Erkenntnisse in einem spannenden Vortrag und mit Hilfe von zahlreichen Grafiken und Bildern in der Stadthalle Germering einem interessierten Publikum von mehr als 100 Personen vor.
Die Funde seien in mehrfacher Hinsicht sehr bedeutsam, betonte Richter: Sie wurden in einem Gebiet südlich der Donau und östlich des Lechs entdeckt, das bisher „ein schwarzer Fleck“ gewesen sei. Die verwendeten Steine stammten nicht nur aus der Münchner Schotterebene, sondern auch aus dem Donaugebiet, vor allem aus dem Raum Abensberg sowie teilweise auch aus Norditalien. Schließlich handelt es sich bei zehn Pfeilspitzen um einen bisher nicht bekannten Typ, dessen Bearbeitungstechnik aber identisch ist mit der des späten Mesoltihikum. Die Steinartefakttechnik dieser Zeit gleicht früher Bandkeramik, die es hier nicht gab.
Zu Fuß unterwegs
Alles Hinweise darauf, dass die Menschen damals weite Strecken zu Fuß zurückgelegt haben und dass sie auch Kontakt mit anderen Gruppen gehabt haben müssen. Das Aufeinandertreffen der steinzeitlichen Jäger und Sammler mit den Anfängen bäuerlichen Lebens wird als „neolithische Revolution“ bezeichnet, die letztlich die alte Kultur ablöste. Mit ausschlaggebend hierfür war zudem ein Klimawandel: Die Eiszeit mit großen Mengen gebundenen Wassers und weiten Ebenen, in denen es kalt und trocken war, ging zu Ende. Es wurde wärmer, große Waldflächen entstanden, das leichte Jagen von Fleisch aus großen Tierherden war nicht mehr möglich. Aus dem Donauraum wanderten Menschen ein, die rodeten; sie brachten den aus Vorderasien stammenden Getreideanbau und die Haustierhaltung mit. Die bis dahin üblichen Zelte wurden von festen Häusern, mit bis zu 40 Metern Länge, abgelöst. Die Rohform für Werkzeuge zur Fell- und Holzbearbeitung entstand durch das Abschlagen von Klingen vom Stein. Wurden sie nach dem Gebrauch stumpf, ließ man sie liegen und stellte neue her. Dadurch erklärt sich auch die große Zahl der Funde.
Die fertige Arbeit von Thomas Richter mit dem Titel „Germering-Nebel – Silextechnik und Landschaftsnutzung während des späten Mesolithikums im Alpenvorland“ liegt in Kürze als Buch vor und kann dann auch im Bürgerbüro im Rathaus Germering (Rathausplatz 1) und später im Germeringer „Zeit+Raum Museum“ (Domonter Str. 2) gekauft werden. Alle Informationen zum Förderverein Stadtmuseum Germering e.V. gibt es beim Vereinsvorsitzenden Günter Zeidler unter Tel. 8412468 sowie unter www.museumsverein-germering.de.
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