Ein berühmter und verdienter Allacher Hütteningenieur
Stadtteilhistoriker Walter Demmel hat über Peter Müller recherchiert
Bei den Straßennamen Krautheim- und Peter-Müller-Straße handelt es sich um zwei berühmte Ingenieure und Unternehmer, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in unserem Stadtbezirk, genauer in Allach, gelebt und gewirkt haben. Wenn man nach der Peter-Müller-Straße in Hans Dollingers „Die Münchner Straßennamen“ sucht, dann findet man: „Peter Müller (1866-1941) hat sich um die ehemals selbständige Gemeinde Allach Verdienste erworben.“ Wenn man aber seinen Lebensweg genauer betrachtet, gehen seine Verdienste weit über Allach hinaus. Diese Betrachtung wird möglich durch Dokumente und Bilder, die seine Enkelin in ihrem Hause, das ihr Großvater 1911 bauen ließ, sorgsam aufbewahrt hat.
So erfährt man zum Beispiel, dass Peter Müller – geboren 1866, gestorben 1941 in Leipzig, begraben in München – nach seinem Studium des Hüttenwesens und Entwicklungsarbeiten bei einigen Stahlwerken in Norddeutschland seit Mai 1895 im Stahlwerk der königlichen Geschützgießerei und Geschoßfabrik in Ingolstadt als Fachingenieur für Gießerei angestellt war. Die kgl. Geschützgießerei und Geschoßfabrik war 1885 auf einem Gelände am Stadtrand von Ingolstadt unmittelbar am Donauufer in Betrieb genommen und in der lokalen Presse vermutlich aus Gründen der Geheimhaltung nur am Rande erwähnt worden. Nach zwölf Jahren verließ Müller diesen Betrieb, um als selbständiger Leiter des in Allach bei München im Aufbau befindlichen Stahlwerks der Firma Krautheim & Co. seinen Dienst anzutreten. Vom Direktor des militärischen Betriebes in Ingolstadt wurde er im Beisein der Ingenieure und Meister für die geleisteten Dienste mit herzlichem Dank und großer Anerkennung verabschiedet. Für sein weiteres Wirken an der neuen Stelle in Allach bei München sprach man ihm die besten Wünsche aus. Auch Gustav Adam Krautheim scheint nach einigen Jahren mit Müllers Einsatz für die neu gegründete Stahlformgießerei sehr zufrieden gewesen zu sein, weil man dem gleichzeitigen Inhaber eines hüttentechnischen Büros in Allach im Dezember 1911 bescheinigte, „dass er unsere Gießerei mit mechanischer Werkstätte im Jahre 1907 eingerichtet und bis 30. Juni d. Ja. geleitet hat.“ Die Bayerische Stahlformgießerei Krautheim & Co. GmbH in Allach bei München, mit Hauptsitz in Chemnitz, war der erste Industriebetrieb in Allach, der 1907 östlich des Allacher Bahnhofs eröffnet wurde. Die Gießerei Krautheim, die nach dem 1. Weltkrieg von der alten Lokomotivfabrik Maffei übernommen wurde, legte so mit anderen den Grundstein zum späteren Industriestandort Allach. Müller schied aus diesem Betrieb freiwillig aus, um seine eigene Firma weiter auszubauen. Im Jahr 1911 kaufte er in Bad Karlsfeld bei Allach ein sehr großes Grundstück am damaligen Bahnweg 32, das noch im gleichen Jahr privat und geschäftlich bebaut wurde.
Der Weltkrieg 1914/18 ging auch an Peter Müller nicht ganz spurlos vorüber, er wurde von 1914-1916 in Russland interniert und zum Hochofenbau verpflichtet. Ein eindrucksvolles Erinnerungsfoto von seiner Unterkunft brachte er mit.
Eine interessante Begebenheit vermutlich aus dem Jahr 1923: In diesem Jahr landete Ernst Udet, der weltbekannte deutsche Kampfflieger aus dem Ersten Weltkrieg, mit einer von seiner 1921 gegründeten und in einem Schuppen in Milbertshofen „Udet Flugzeugbau GmbH“ konstruierten Maschine (von zwei Arbeitern und einem Ingenieur) auf den Wiesen zwischen Bad Karlsfeld und Allach, wo heute MAN und MTU stehen. Auch davon gibt es zwei Fotos. Bereits im Jahre 1925 wurde Peter Müller durch die bayerische Staatsregierung zur Erinnerung an die Eröffnung des Deutschen Museums, dem er einen Hochofen zusammen mit seinem Sohn Walter gebaut und vermutlich zusammen mit anderen Unternehmern gestiftet hatte, im Neubau auf der Kohleninsel in Anerkennung seiner eifrigen Mitarbeit bei der Vollendung dieses Werkes einen Silbernen Ehrenring mit dem bayerischen Staatswappen in Gold verliehen.
Ebenso erhält er eine ehrenvolle Einladung zum Begrüßungsabend der Stadt München aus Anlaß der Grundsteinlegung zum Studienbau des Deutschen Museums am 3. Sept. 1928. Die Ehrungen gehen weiter am 7. Mai 1930, an dem auch sein Sohn Walter Müller, ebenfalls Hütteningenieur, als Zeichen der Dankbarkeit für das dem Deutschen Museum bewiesene Interesse, das sicher auch mit einer Spende verbunden war, eine Plakette überreicht wird, die an seine Verdienste erinnern sollte. Von Interesse sind auch die Unterschriften u.a. von Hugo Junkers, dem bekannten Ingenieur und Unternehmer, von Walter van Dyck, dem bekannten Mathematiker und damaligen Rektor der TH München und dem ehemaligen Münchner Stadtschulrat und damaligen Pädagogikprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität Dr. Georg Kerschensteiner.
Peter Müller und seine Frau Olinde wurden im Waldfriedhof begraben, das Grab ist inzwischen aufgelassen. Sein Sohn Walter und dessen Frau ruhen in einem neuen Familiengrab im Untermenzinger Friedhof. Seine Firma, die unter seinem Sohn Walter Müller unter dem Firmennamen „Müller Industrieofenbau“ weitergeführt wurde, stellte in den späten 60er Jahren den Betrieb ein.
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