Neue Heimat schenken
Planegger Bürgerversammlung zur Aufnahme von über 100 Flüchtlingen in der Gemeinde
In den kommenden Monaten wird die Gemeinde Planegg über 100 Flüchtlinge aufnehmen und stellt dafür zwei Grundstücke für je rund 50 Flüchtlinge zur Verfügung. Das erste Heim für Flüchtlinge entsteht am Rande des Parc de Meylan, an der Ecke Einstein-/ Bunsenstraße. Dabei werden 3.300 Quadratmeter des 25.000 Quadratmeter großen Parks verbaut. Das zweite ist an der Fürstenrieder Straße auf dem südlichen Teil des Parkplatzes zum Friedhof vorgesehen. In einer Bürgerversammlung informierte Bürgermeister Heinrich Hofmann über die Vorhaben und stellte sich den vielen Fragen. Über 500 Bürger nutzten diese Infoveranstaltung in der Martinsrieder Grundschule.
Nach einem offiziell festgelegten Schlüssel werde Planegg 113 Flüchtlinge aufnehmen, für die es nun eine Unterkunft zu schaffen gelte. „Wir haben alle relevanten Flächen geprüft“, erklärte Hofmann der Versammlung. Tatsache sei, dass die Gemeinde nur über sehr wenige eigene Grundstücke verfüge, auf denen die Errichtung einer Unterkunft möglich sei. Kriterien seien: rasche Bebaubarkeit, Sicherheit für Asylbewerber und Bürger, Nähe zu öffentlichen Verkehrsmitteln und kurze Wege zu Einkaufsmöglichkeiten. In langen Diskussionen und einer nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung sei die Wahl einstimmig auf die beiden Objekte gefallen, so Hofmann.
Lebhafte Diskussion
„Für die Bolzwiese schaffen wir Ersatz“, griff Hofmann in seiner Ansprache den kritischen Stimmen vor. „Nehmen Sie mich beim Wort!“ Doch nicht nur der Wegfall der Bolzwiese erregte viel Planegger in ihren Redebeiträgen. Auch um das Wohl des Friedhofs sorgten sie sich, bemängelten die Infopolitik und kritisierten stark, dass das Gelände um den Wertstoffhof als Biotop eher unter den Gemeindeschutz falle als der Erholungspark mitten in Martinsried. „Der Park ist uns allen ganz wichtig, nehmen Sie uns nicht unsere grüne Mitte fort“, meinten Judith Grimme und Jutta Heusel von der Martinsrieder Runde und übergaben dem Bürgermeister 328 Unterschriften gegen das Heim im Parc de Meylan.
„Für mich geht es hier nicht um Flüchtlinge, sondern darum, wie die Gemeinde mit ihren Bürgern umgeht“, machte sich ein weiterer Bürger Luft. Hier fehle die Nachhaltigkeit, denn bei den 100 Flüchtlingen werde es kaum bleiben. „Und was kommt dann? Wir Bürger haben ein Recht auf Offenheit.“ „Glauben Sie, Ihr Kollege in München zieht das Gleiche im Englischen Garten durch?“, so ein anderer. Hofmann verwies auf die Anordnung des Landratsamts, bei Nichtzuteilung von geeigneten Grundstücken die Dreifachturnhallen mit Flüchtlingen zu belegen. „Wir alle müssen zusammenrücken und auf Annehmlichkeiten verzichten. Geben wir diesen 113 Flüchtlingen eine Zuflucht und eine Herberge!“
Gräfelfing nimmt 200 Flüchtlinge auf
Doch nicht nur Argumente für und gegen die Flüchtlingsunterkünfte kamen zur Sprache. Ein Bürger fragte: „Brauchen Sie Hilfe? Wohin kann ich mich wenden, wenn ich helfen möchte?“ Josef Veit vom Helferkreis Asyl nannte die Ansprechpartner: „Sie können sowohl in der Gemeinde, bei der Würmtal-Insel oder bei uns nachfragen.“ Insgesamt bestehe der Helferkreis Asyl bisher aus 40 Personen. „Ich kann Ihnen keine Lösung für das Weltflüchtlingsproblem geben. Aber mir erscheint es äußerst wichtig, dass wir gemeinsam den Menschen in Not helfen. Wir fürchten uns sehr vor dem Ansturm. Aber wir sind zuversichtlich und voller Gottvertrauen, dass wir das alle zusammen schaffen werden“, erklärte Veit.
Auch der Gemeinderat Gräfelfing beschloss in nichtöffentlicher Sitzung die Aufnahme von 200 Flüchtlingen. Dafür ist laut Pressemitteilung eine Unterkunft auf der Wiese Ecke Neurieder Weg/ Großhaderner Straße vorgesehen. Eine Bürgerinfoveranstaltung dazu findet am 15. Juni um 19.30 Uhr im Gräfelfinger Bürgerhaus, Bahnhofsplatz 1 statt. Landrat und ehemaliger Gräfelfinger Bürgermeister Christoph Göbel nannte das Einverständnis Gräfelfings, ein Grundstück von erheblichen Ausmaßen zur Verfügung zu stellen, „ein Geschenk des Himmels“. Die vielen, teils schwer traumatisierten Asylbewerbern hier „mit Respekt und Offenheit“ aufzunehmen, „sehe ich als ein Gebot der Menschlichkeit. Es freut mich sehr, dass meine Heimatgemeinde hier ein deutliches Signal in den Landkreis sendet.“
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH