"Feel home" in Planegg
Gemeinderat ringt um weitere Standorte für Flüchtlingsunterkünfte
Noch vor den Pfingstferien könnten die 72 Flüchtlinge in die neuen Häuser am Planegger Friedhof einziehen. Erwartet werden zumeist Männer, die bereits im Sommer in der Dreifachhalle am Feodor-Lynen-Gymnasium untergekommen waren. Landrat Christoph Göbel und Bürgermeister Heinrich Hofmann besichtigten die Häuser und dankten dem sehr rührigen Helferkreis Asyl für die unermüdliche Arbeit und Unterstützung. „Es ist uns ein Anliegen, die Menschen bei ihren ersten Schritten in eine neue Zukunft zu unterstützen, damit sie eines Tages echte Planegger Bürger werden können“, meinte Hofmann.
Ähnlich der Anlage in der Großhaderner Straße in Gräfelfing ist auch in Planegg eine klitzekleine Siedlung mit Dorfcharakter entstanden. Drei zweigeschossige Häuser in Holzbauweise bieten in jeweils vier abgeschlossenen Wohneinheiten Platz für die Flüchtlinge. Dazu gibt es Gemeinschaftsräume und Platz für die soziale Betreuung. Die abgeschlossenen und komplett möblierten Wohneinheiten sind ausgestattet mit Bad, Dusche, einem Gemeinschaftsbereich zum Kochen und Essen.
Sieben neue potenzielle Standorte
Doch Planegg braucht weitere Unterkunftsmöglichkeiten. „Am Friedhof kommen 72 Flüchtlinge unter, in Martinsried ziehen weitere 56 ein. Dazu sind 20 Flüchtlinge privat untergekommen“, zählte Hofmann in der letzten Gemeinderatssitzung auf. „Es fehlt uns also noch Platz für 88 Flüchtlinge. Dann haben wir unsere Quote vollständig erfüllt.“
Nach den Bürgerprotesten gegen den von der Verwaltung vorgeschlagenen Standort in der Georgenstraße legte die Verwaltung nun eine neue Liste möglicher Standorte vor und nannte sie Prioritätenliste. Darauf stehen ein nicht näher benanntes Privatgrundstück, der Klopferspitz nordseitig, der Zaunkönigweg, Hofmarkstraße 3, die Mathildenstraße am Trafohaus sowie zwei Flächen auf der Semmelweiswiese. Nach langer Diskussion einigten sich die Gemeinderäte darauf, das Wort „Prioritäten“ zu streichen. „Hier gibt es keine Nummerierung, keine Wertigkeit“, fasste zweiter Bürgermeister Peter Heizer zusammen. „Wir müssen über alle Standorte gleichermaßen in Ruhe nachdenken.“
Die Bürger mitnehmen!
Am meisten Unterstützung fand Gemeinderätin Bela Bach für Ihre Vorschläge. „Ich fordere nicht nur keine Flüchtlingsunterkunft in der Georgenstraße, sondern eine Aufwertung des Gebietes, am besten unter Mithilfe von Jugendlichen!“ Die neuen Vorschläge für potenzielle Standorte seien eine gute Grundlage für ein neues Konzept mit langfristigem Bestand, „doch dürfen wir nicht vergessen, die Bürger mitzunehmen. Ich beantrage einen zeitnahen Informationsabend zum Thema.“
Bürgermeister Hofmann verteidigte den Vorschlag der Verwaltung: „Das ist nun ein Vorschlag, der zur Diskussion steht. So können wir in der Sache endlich weiterkommen.“ Auch er wolle die Standorte in Ruhe in den Fraktionen erörtert wissen, „das Thema Flüchtlingsunterbringung ist einfach zu komplex für einen Schnellschuss.“ Zur Komplexität gehöre auch die Unterbringung der dann anerkannten Flüchtlinge. „Wohin mit ihnen? Hier brauchen wir wirklich preiswerten Wohnungsbau“, so Hofmann und fand damit viel Zustimmung. Nun sind die Fraktionen angehalten, die Vorschläge der Verwaltung zu diskutieren. Zur Sitzung Ende Juni wird das Thema „Flüchtlingsunterkünfte“ wieder auf der Tagesordnung des Gemeinderats stehen.
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