"Stütze für unser Haus"
Seit über zehn Jahren kulturelles Ehrenamt in der Pasinger Fabrik
Die Pasinger „Kulturschwestern“ helfen seit über zehn Jahren ehrenamtlich in der Pasinger Fabrik, um dort den Kulturbetrieb zu unterstützen. Eintrittsdienst, Kartenkontrolle, Ausstellungsaufsicht, Programmverkauf – die Bandbreite der Tätigkeiten, die diese Ehrenamtlichen für einen reibungslosen Veranstaltungsablauf leisten, ist groß. Jede der ungefähr 20 „Kulturschwestern“ ist nach einem genau festgesetzten Dienstplan eingeteilt, natürlich ganz individuell nach den Möglichkeiten der Engagierten.
„Wir schätzen die große Kontinuität ihres Engagements“, meint Ausstellungskurator Stefan-Maria Mittendorf, der dieses Kulturehrenamt für die Pasinger Fabrik 2003 ins Leben rief, die Organisation führt und enge Verbindung zu der ehrenamtlichen Gruppe hält. „Ohne diese Hilfe könnten wir den sehr umfangreichen Veranstaltungsbetrieb bei uns im Haus nicht stemmen. Soviel Engagement lässt sich einfach nicht ersetzen, das ist eine Stütze für unser Haus.“ Als Kurator hatte er seit Beginn seiner Kuratorentätigkeit im Jahre 2001 viel Kontakt zu Ausstellungsbesuchern und dabei gesehen, "welch großes Potenzial an Hilfsbereitschaft und Lust, sich für die Gesellschaft auf kulturellem Gebiet einzubringen", besteht.
Entprofessionalisierung? Nein!
In einer Wissensgesellschaft mit kulturell interessierten und gebildeten Stadtbewohnern sei die Bereitschaft zum kulturellen Ehrenamt zum Glück hoch. Immer mal wieder gebe es Anfragen zum Mitmachen bei den „Kulturschwestern“. „Im Kulturbetrieb kommt häufig die Frage auf, ob solch ein Ehrenamt zur Entprofessionalisierung der Institution beiträgt“, so Mittendorf weiter. „Aber da können wir ein klares Nein antworten. Es entstehen neue Perspektiven für die Besucher genauso wie für uns Hauptverantwortliche. Gerade als Stadtteilkulturbetrieb möchten wir in die Gesellschaft mit unserer Kultur einwirken. Das geschieht mit Ehrenamtlichen wie von selbst. Auf diese Weise können wir Kunst und Kultur ganz anders kommunizieren. Das ist wunderbar."
Auch die „Kulturschwestern“ sehen viel Nutzen in ihrer Tätigkeit für die Öffentlichkeit, aber auch für sich selbst. „Ich mache Musik, gehe häufig in die Oper und bekomme durch mein Ehrenamt viel Input. Das gefällt mir“, meint zum Beispiel die pensionierte Ergotherapeutin Johanna Schöll, „Kulturschwester“ aus Leidenschaft seit sechs Jahren. „Die Arbeit macht ungeheuer viel Spaß und in der Zeiteinteilung bin ich frei.“ Ihr gefalle es besonders, dass sie auch über die Pasinger Fabrik hinaus viel vom Ausstellungsbetrieb in München erfahre und oft an der einen oder anderen Führung teilnehmen könne.
Pasinger Fabrik mit Vorreiterrolle
Bisher war Mittendorf mit den "Kulturschwestern" bereits auf Reisen in Berlin und Dresden. „Im Mai haben wir eine weitere große Reise vor uns“, erzählt er. „Dann sind wir Gast der rund 50 ehrenamtlichen Helfer im berühmten Amsterdamer Stedeijk Museum. Wir freuen uns alle schon sehr auf das Museum dort, auf fachkundige Führung, das gemeinsame Essen und den fachlichen Austausch.“ Schließlich sei ein derartiges Ehrenamt noch recht selten in Kulturhäusern, die Neugier auf andere Formen und Umgehensweise sei daher immens groß.
"In München sind wir die einzigen mit fest integriertem Kulturehrenamt. Wir in der Pasinger Fabrik sind stolz darauf, auf diesem Gebiet Vorreiter zu sein.“ Mittendorf wünscht sich, dass die "Kulturschwestern" Schule machen und sich mehr Institutionen für ehrenamtliche Mitwirkende öffnen. "Ehrenamt muss nicht auf den sozialen Sektor beschränkt werden. Überall wollen sich Menschen einbringen. Und die Gesellschaft kann davon nur profitieren."
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH