„Unsere Kapazität ist erschöpft“
Bürgerversammlung Obermenzing mit heftigen Diskussionen zu Bauvorhaben
Zum ersten Mal besuchte Oberbürgermeister Dieter Reiter die Obermenzinger Bürgerversammlung und musste sich sogleich mit lauter schwierigen Themen beschäftigen. Im Fokus standen Bauvorhaben wie das Neubaugebiet an der Paul-Gerhardt-Allee. Gleich mehrere Anträge forderten ein Verkehrskonzept, damit die umliegenden Wohnstraßen nicht auch noch den Verkehr von 5.000 Neuobermenzingern und 2.000 Arbeitskräften sowie den Liefer- und Busverkehr aufnehmen müssen.
„Wir erheben massiven Einspruch gegen die Stadtpolitik. Hier muss ein Verkehrskonzept her!“, forderte Hermann Wolter von der Exter-Initiative. Und Johannes Paula von der Initiative Offenbach-Meyerbeerstraße (IGOM) ergänzte: „Bitte ziehen Sie aktuelle Daten heran, unsere Kapazität ist erschöpft. Wir können absolut nicht das Doppelte des jetzigen Verkehrs aufnehmen.“
Buhrufe für Verkehrsplaner
Doch wie schon zur Pasinger Bürgerversammlung beharrte Stadtverkehrsplaner Bernd Schmiedlau darauf, alles Erdenkliche für ein Verkehrskonzept getan zu haben. „Hier sind falsche Fakten im Umlauf. Es gibt ein Verkehrskonzept. Eine Erweiterung ist nicht nötig, denn Sie werden keine Auswirkungen des Neubaugebiets spüren!“ Grund hierfür wäre, dass kein Gewerbe an der Paul-Gerhardt-Allee geplant sei. Der Quell- und Zielverkehr bleibe im Gebiet selbst. Verkehrszählungen würden ab Herbst unternommen. „Danach schauen wir, was noch getan werden muss“, lautete Schmiedlaus gleichbleibende Antwort, die schon die Pasinger erzürnt hatte und die nun auch die Obermenzinger mit Buhrufen beantworteten.
Formaldehyd-Verseuchung
Neben Diskussionen zum Erhalt der Gartenstädte, Forderungen für eine sichere Querung der Verdistraße, Verkehrskontrollen in der Bergsonstraße und Forderungen nach einem Buswartehäuschen für den 56er Bus vor dem Bahnhof Pasing brachte vor allem die Formaldehyd-Verseuchung der Schulcontainer der Grundschule an der Grandlstraße die meisten Redebeiträge.
Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule Angela Riesner und ihre Stellvertreterin Christiane Lindenthal brachten drei Forderungen zur Abstimmung: Lüfter in allen Klassenzimmern und innenliegenden Räumen, künftig kontinuierliche Messungen und zeitnahe Informationen an die Eltern. Reiter räumte ein: „Mich stört selber, dass der Informationsfluss viel zu lange dauert. Und ich habe mich sehr geärgert, dass wir beim Aufstellen der Container von der Baufirma über den Tisch gezogen wurden.“ Jetzt aber sei alles unter Kontrolle, die nächsten Messungen seien für die Zeit vor den Pfingstferien geplant. Alles weitere könne am 18. Mai beim Elterninformationsabend diskutiert werden.
Den anwesenden Eltern war dieses Gesprächsangebot nicht weitreichend genug. Sie wollten sich gleich in der Bürgerversammlung Luft machen. „Sie haben uns ohne Informationen in diese Container ziehen lassen“, kritisierten die Eltern. Und: „Wir wollen genaue Informationen zu den Krebsrisiken von Formaldehyd. Das Vertrauen in die Stadt ist zerstört.“
"Ich will jetzt nicht weiterdiskutieren"
Doch Reiter sowie der Baureferatsvertreter Johannes Hofbauer zeigten wenig Verständnis und bemühten sich kaum um neues Vertrauen. „Ich will jetzt nicht weiterdiskutieren“, meinte Reiter und verwies erneut auf die Infoveranstaltung. Und Hofbauer ergänzte launisch und sichtlich genervt: „Es gibt keine Grundlagen für weitere Diskussionen. Messen Sie doch selber und sagen Sie den Fachleuten, was sie falsch machen.“
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