„Viele von uns hätte es interessiert“
Kein Blick hinter die Kulissen: BA 9 besichtigt Briefverteilzentrum
Bei der Besichtigung des Briefverteilzentrums der Deutschen Post AG in der Arnulfstraße hatten die Mitglieder des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) eigentlich gehofft, einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können, genauer gesagt, ins Innere der unter Denkmalschutz stehenden Spannbetonhalle, die als möglicher Standort für einen Münchner Konzertsaal gehandelt wird. „Der Besuch dieses besonderen Bauwerks war schon länger vorgesehen und erhält durch die Idee der Planungen einer Musikstadt in diesem Areal natürlich noch eine zusätzliche Aktualität“, betonte Grünen-Stadträtin Anna Hanusch, die Vorsitzende des Gremiums, im Vorfeld der Besichtigung.
Doch so wirklich wurde daraus nichts. „Meine Erwartungshaltung war auch, dass wir keine Post PR-Show geboten bekämen, sondern einen Aus- und Einblick in die Planungen der Post beziehungsweise einen Blick in die Halle werfen können“, erklärt Nikolai Lipkowitsch (Grüne). „Trotzdem fand ich die Führung, auch aus beruflichem Interesse sehr spannend und habe nicht bereut, teilgenommen zu haben. Die Aussage, dass der Leiter des Sortierzentrums ‚nichts weiß‘ zu den Planungen eines Umzugs, den er auch nicht befürwortet, fand ich durchaus plausibel – das ‚passt‘ zu den Strukturen eines Mega-Konzerns.“ Insofern ist seiner Ansicht nach vielleicht auch der BA nicht ganz unschuldig, wenn die Erwartungshaltung nicht zu der der Post gepasst habe. „Zum Blick in die Halle wurde andeutungsweise erwähnt, dass es noch nicht erlaubt sei, es aber in kleinerem Kreis schon möglich wäre, mal einen Fuß hinein zu setzen. Ich hatte dennoch von außen einen Eindruck von den gewaltigen Ausmaßen der Konstruktion gewonnen.“
Keine Wasserstandsmeldungen
Leonhard Agerer (CSU), der Vorsitzende des Unterausschusses Kultur im BA 9, betont, dass es schade gewesen sei, „dass wir die Paketposthalle jenseits des eingebauten Briefzentrums nicht besichtigen konnten. Viele von uns hätte es schon sehr interessiert, wie die fast 20.000 Quadratmeter große Halle mit über 30 Meter Höhe von innen wirkt.“ Nachdem die Gespräche mit der Post in Sachen Konzerthalle auf anderer Ebene (Bonn) laufen, ist es aus seiner Sicht aber verständlich, „dass uns dazu keine Wasserstandsmeldungen zur aktuellen Verhandlungslage gegeben werden konnten. Erfreulich ist die Offenheit gegenüber dem Projekt „Resonanz“ – gerade weil damit ja die Umsiedlung des Standorts verbunden wäre.“
Industriedenkmal weiterentwickeln
Man sei von der Führung beziehungsweise den Informationen der Post nicht enttäuscht, erklärt Anna Lena Mühlhäuser, die zusammen mit ihren SPD-Kollegen Willi Wermelt und Otmar Petz an der Führung durch das Briefverteilzentrum an der Arnulfstraße teilgenommen hat. „Wir wussten ja vorher, was wir besichtigen werden“, erklärt die stellvertretende Fraktionssprecherin der SPD im BA 9. Parallel dazu begrüße man aber als SPD in Neuhausen-Nymphenburg den Vorschlag, die Halle im Zusammenhang mit einem neuen Konzertsaal neu zu definieren und das Industriedenkmal nachhaltig und kulturell weiterzuentwickeln. „
Wir konnten während der Besichtigung sehr gut erkennen, dass die Halle deutlich größer ist, als ihre momentane Nutzung durch die logistischen Einbauten vermuten lässt und bedauern sehr, dass diese unter Denkmalschutz stehende Industriearchitektur nicht für die Öffentlichkeit zugänglich und erfahrbar ist“, betont Anna Lena Mühlhäuser. „Darin liegt eine der großen Chancen der ‚Resonanz‘ und dem Standort als neuer Konzertsaal, den die SPD in Neuhausen-Nymphenburg auch deshalb favorisiert.“
Projekt „Die Resonanz“
Das Gelände des Briefverteilzentrums an der Friedenheimer Brücke ist für den Bau eines neuen Konzertsaals vorgeschlagen worden. Die Realisierung der „Resonanz", so ist das Ganze betitelt, könnte voraussichtlich bis Ende 2020 abgeschlossen sein. Auf dem Areal müsste nach diesen Plänen keine neue Halle für Konzertsäle gebaut werden, es würde vielmehr nutzbar und zugänglich gemacht werden, was bereits existiert: der denkmalgeschützte und architektonisch einzigartige Hallenbogen könnte als Dach für die Konzertsäle fungieren. Das Grundstück vor dem Hallenbogen transportiert eine einmalige Atmosphäre, in die die Besucher unmittelbar eintauchen. Insgesamt sind ein großer Konzertsaal (mind. 1900 Sitzplätze) und kleinere Säle angedacht. Rund um die Konzertsäle soll ein urbanes Areal in Form einer Musikstadt mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten entstehen, zum Beispiel Musikhochschule, Gastronomie, Hotel, Kongresse oder Ausstellungen.
Initiator und Investor des Projektes ist die Bayerische Projekt Beteiligung GmbH (BPB), an der zu jeweils 50 Prozent die „Mathias Niemeier Property Makers“ und die „Michael Dankerl Bau GmbH“ beteiligt sind. Die BPB wird durch den Gesellschafter Mathias Niemeier repräsentiert. Als fachliche Berater und Initiatoren sind die Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin Andrea Gebhard (Büro Mahl-Gebhard-Konzepte Landschaftsarchitekten), der Architekt Joachim Jürke (Juerke Architekten BDA), der Rechtsanwalt Josef Nachmann (Nachmann Rechtsanwälte) sowie der Immobilienexperte Konstantin Wettig (KW Real Estate) in das Projekt involviert.
Konzept
Das Konzept sieht vor, dass der Investor die Konzertsäle baut und eine vom Investor initiierte und geführte Betreibergesellschaft das Nutzungskonzept operativ umsetzt. Die BPB würde das Grundstück „Sondergebiet Post“, auf welchem die denkmalgeschützte Halle steht, sowie die angrenzende Flächen von der Deutschen Post AG, respektive dem Pensionsfond der Deutschen Post AG (Eigentümer laut Grundbuch) kaufen. Mit dem Erwerb durch die BPB würde für das Grundstück „Sondergebiet Post“ ein Bebauungsplan-Verfahren eingeleitet. Das Grundstück würde langfristig in das Eigentum des Freistaates Bayern übergehen, der mit der Betreibergesellschaft einen Pachtvertrag mit 50-jähriger Laufzeit für die Konzertsäle abschließen würde (Public-Private-Partnership).
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