"Noch ein weiter Weg"
An den Planungen für das Alten- und Pflegeheim in der Franz-Nißl-Straße scheiden sich die Geister
Die Diskussionen über den geplanten Bau des Pflegeheims in der Franz-Nißl-Straße reißen nicht ab. Nach wie vor lehnen die Anwohner das Projekt ab und fühlen sich vom Bezirksauschuss Allach-Untermenzing (BA 23) mit ihren Bedenken nicht ernst genommen. Es sei niederschmetternd. „Eine Bauhöhe von E+4, mitten in einem Wohngebiet mit E+1, darf doch nicht richtig sein“, klagen sie. „Ohne auf nähere Einzelheiten wie fehlende Parkplätze, Abstandsflächen, Cafe etc. einzugehen, tritt unseres Erachtens die von der Münchenstift vorgestellte Planung die Gebote zur Einfügung und Rücksichtnahme mit Füßen.“
Bernd Willer vom Planungsreferat weist darauf hin, dass die derzeitigen internen Planungen der Münchenstift keine offiziellen Verfahrensunterlagen darstellen. „Es geht hier im Übrigen nicht um eine Genehmigung für das Vorhaben, sondern um einen Bebauungsplan, mit dem die künftige Bebauung durch Stadtratsbeschluss geregelt wird. Erst nach Satzungsbeschluss könnte ein Bauantrag gestellt und eine Genehmigung erteilt werden“, erklärt er. Derzeit werde das weitere Bebauungsplanverfahren noch abgestimmt. Offizielle Anregungen von Bürgern zum Bebauungsplanverfahren können dann in der öffentlichen Auslegung eingebracht werden. In diesem Verfahrensschritt liege dann auch eine konkrete Planung vor. Derzeit könne noch kein Zeitpunkt für diesen Verfahrensschritt genannt werden.
Auch Heike Kainz, die Vorsitzende des BA 23, betonte auf der jüngsten Sitzung des Gremiums, dass es im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens für die Bürger noch die Möglichkeit gibt, sich zu beteiligen. „Das Pflegeheim als solches soll praktisch schräg ins Gelände gestellt werden – in einer H-Form mit vier Stockwerken. In der Mitte gibt es Freiflächen“, erklärte die CSU-Stadträtin. „Die Bebauung an der Straße soll aus Erdgeschoss und einem Obergeschoss bestehen. Hier wird unter anderem die Verwaltung sowie ein Veranstaltungsraum und die Cafeteria untergebracht werden.“
„Verträglich mit der umliegenden Bebauung“
Und ihr Parteikollege Manfred Gürich ergänzte: „Der höhere Bereich des Baukörpers ist deutlich nach hinten versetzt. Ich finde, das ist sehr verträglich mit der umliegenden Bebauung.“ Die Einwände, die der BA 23 hatte, seien alle in die neuen Planungen einbezogen worden. „Der Entwurf zeigt eine echte Begegnungsstätte mit einer interessanten Architektur“, sagte Gürich. „Es ist eine Bereicherung für den Stadtteil.“ Auch Fritz Schneller empfindet den Entwurf sehr gelungen. „Dass es direkt an der Franz-Nissl-Straße nur mit Erd- und einem Obergeschoss gebaut wird, gefällt mir gut. Dadurch wirkt das Gebäude insgesamt nicht mehr so groß“, betonte der SPD-Politiker. „Das Terrassengeschoss ist für die umliegende Nachbarschaft nicht einzusehen.“
„Das ist deutlich zu hoch“
Anders sieht das Falk Lamkewitz. „Der Entwurf ist sehr gelungen. Das kann man auf dieser Fläche nicht besser machen kann“, meint der Grünen-Fraktionssprecher im BA 23. „Ich bin allerdings der Meinung, dass der Bau dort trotzdem nicht hinpasst. E+4 ist deutlich zu hoch – das halte ich für völlig überdimensioniert.“ Zudem störe ihn, dass im Verhältnis zum Hans-Sieber-Haus in der Manzostraße über 100 Pflegeplätze verloren gehen. „Deshalb würde ich den Bau in der Franz-Nißl-Straße ablehnen.“ Seine Frau Christine äußerte zudem Bedenken aufgrund der Verkehrsbelastung und der Parkplatzsituation in der Franz-Nissl-Straße, die jetzt schon problematisch sei.
„Für die Anwohner ist es sicherlich eine Umstellung, wenn man jetzt das freie Feld sieht. Aber das muss nicht zum Nachteil sein“, erklärte Stefanie Martin, die Vorsitzende des Unterausschusses Bau im BA 23. „Als Grundlage können wir den momentanen Entwurf akzeptieren.“ Ingrid Haussmann (parteilos) wies zudem darauf hin, dass die Münchenstift die Abstandsflächen sogar noch weiter hätte ausreizen können.
„Nicht der Weisheit letzter Ratschluss“
„Wir haben das gesamte Bebauungsplanverfahren noch vor uns und da werden wir alle Bedenken artikulieren“ betonte Heike Kainz. „Das ist jetzt nicht der Weisheit letzter Ratschluss. Vielmehr stellt es ein Konzept dar und da gibt es natürlich noch Stellen, an denen man nacharbeiten muss. Noch kleiner zu bauen, wäre vielleicht schön, aber das würde auch bedeuten, dass wir noch weitere Altenheimplätze verlieren. Das ist meiner Meinung nach nicht vertretbar.“ Die momentane Planung zeige deutliche Verbesserungen, sei aber noch nicht das endgültige Ergebnis. „Sobald wir im entscheidenden Verfahrensschritt sind, werden wir das ohnehin noch debattieren. Insgesamt ist es noch ein weiter Weg.“
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