Unternehmer aufgepasst!
Potentiale sinnvoll nutzen: Die Werbe-Spiegel-Redaktion stellt vier gut ausgebildete Migranten und ihre Berufswünsche vor
Wasfa Pirzada, 41 Jahre, aus Pakistan (Sprachniveau C1)
Wasfa Pirzada hat in Pakistan ihren Bachelor in Pädagogik und Geschichte gemacht. Rund fünf Jahre lang arbeitete sie danach in einer Werbeagentur, bevor sie sich beruflich neu orientierte und sich auf die Beratung von Auswanderern nach Kanada spezialisierte. 2001 hat Wasfa Pirzada ihren Mann geheiratet und ist nach Deutschland gezogen. „Im April bin ich gleich in die Schule gegangen und habe einen Deutsch-Intensiv-Kurs gemacht, den ich mit Niveau B1 abgeschlossen habe“, erzählt sie. Für ein Jahr hat sie danach als Verkäuferin in einem internationalen Einzelhandelsunternehmen gearbeitet, bevor sie die Münchner Niederlassung eines Aichacher Reisebüros gründete: „Hier habe ich den ganzen Datenverkehr und auch die Bezahlung abgewickelt.“ Wasfa Pirzada hat inzwischen einen Sohn und eine Tochter im Alter von sechs und acht Jahren. Nach ihrer Elternzeit wollte sie sich beruflich wieder auf neue Beine stellen: „Ich habe eine einjährige kaufmännische Qualifizierung mit Schwerpunkt Tourismus gemacht.“ Nachdem es mit dem Job in der Touristikbranche aber nicht wie erwartet geklappt hat, ist sie jetzt auf der Suche nach einer Anstellung als Büroassistentin in Teilzeit. In ihrem sechswöchigen Praktikum wird sie als Schulbegleiterin für Kinder mit Behinderung tätig sein. Eine Übernahme wurde ihr hier in Aussicht gestellt. Daneben könnte sie sich auch vorstellen im Bereich Integration tätig zu werden: „Jetzt habe ich zehn Jahre lang eigene Erfahrungen gesammelt und ich würde gerne Menschen helfen, denen es genauso geht, wie es mir am Anfang ging.“
Rita Tihanyi, 36 Jahre, aus Ungarn (Sprachniveau C1)
Rita Tihanyi hat in Ungarn ihr Studium der Psychologie mit Diplom abgeschlossen und rund vier Jahre lang als psychologische Beraterin in einem Habilitationszentrum für Alkoholkranke gearbeitet. Rund drei Jahre lang hat sie sich noch auf die Klinische Psychologie spezialisiert, die Weiterbildung jedoch nicht beendet. Stattdessen hat Rita Tihanyi anschließend Marketing studiert und den Studiengang ebenfalls mit Diplom abgeschlossen. Mit ihrem Mann hat sie danach drei Jahre lang in London gelebt, bevor sie nach Deutschland gezogen sind: „In England konnte ich meine Englisch-Kenntnisse sehr verbessern“, sagt sie. In Brandenburg hat Rita Tihanyi dann in der Marktforschungsabteilung eines Satellitenunternehmens gearbeitet. Ein Job, den sie sehr interessant fand und der ihr viel Spaß gemacht hat. Aufgrund der beruflichen Situation ihres Mannes, der eine Stelle in München angeboten bekam, musste sie jedoch die von ihr sehr geschätzte Stelle aufgeben. In München sucht sie nun wieder Arbeit im Bereich Marktforschung und Marketing und hofft hier auch ihre Psychologie-Kenntnisse gewinnbringend einsetzen zu können. „Am liebsten wäre es mir, wenn man dort viel auf Englisch sprechen könnte“, sagt Rita Tihanyi. Ihr Praktikum wird sie voraussichtlich in der Marketing-Abteilung des Werbe-Spiegel-Verlags machen.
Sanela Bukvić, 38 Jahre, aus Bosnien und Herzegowina (Sprachniveau C1)
Sanela Bukvić hat in ihrem Heimatland die Wirtschaftsschule besucht, bevor der Krieg ausgebrochen ist. Fünf Jahre lang hat sie dann ehrenamtlich im Krankenhaus und in der Küche gearbeitet. Nach dem Krieg hat sie BWL mit Schwerpunkt Finanz- und Rechnungswesen studiert und währenddessen bei einem Bauunternehmen gejobbt und dort Bürotätigkeiten erledigt. 2002 ist sie nach Deutschland zu ihrem Mann gekommen, der hier inzwischen schon seit 20 Jahren lebt und als Autohändler tätig war. „In der LMU sagten sie mir, dass mein Studium hier nicht anerkannt wird“, erzählt Sanela Bukvić. Da auch schon ihr erstes Kind auf der Welt war, konnte und wollte sie nicht mehr von vorne anfangen und hat stattdessen im Betrieb ihres Mannes ausgeholfen. Jedoch wurde das Unternehmen durch die Einführung der Abwrackprämie im Jahr 2010 relativ hart erwischt, so dass sich Sanela Bukvić doch noch einmal nach neuen Möglichkeiten umsehen musste. Im Arbeitsamt hat man ihr eine Weiterbildung als Buchhalterin angeboten, die sie mit sehr guten Noten abgeschlossen hat. „Ich dachte, ich bekomme gleich einen Arbeitsplatz, aber ich musste sehr viele Bewerbungen schreiben“, erzählt sie. 2011 war sie dann drei Monate als Sekretärin und Bürokraft bei einem Bauunternehmer tätig. Heute ist sie auf der Suche nach einem Beruf, in dem sie mit Zahlen und Teilzeit arbeiten kann: Am liebsten wäre ihr eine Arbeitsstelle bei einem Steuerberater. „Ich habe die Zeit und die Geduld, mich richtig in eine Materie einzuarbeiten. Es muss mir nur jemand die Chance geben“, sagt Sanela Bukvić.
Igor Rysin, 44 Jahre, aus der Ukraine (Sprachniveau C1)
Igor Rysin hat in der Ukraine Ingenieurwissenschaften studiert und in einem Projektinstitut für Atomkraftwerke gearbeitet. Vor zehn Jahren ist er mit seiner Familie nach Deutschland gekommen, wo sowohl sein Abitur als auch sein Studienabschluss nicht anerkannt wurden. „Ich habe Zeitungen ausgetragen und etwas Deutsch gelernt“, erzählt der trotzdem immer noch sehr fröhliche Mann und lacht dabei. Gleichzeitig versuchte er sich selbstständig zu machen und einen Münchner Service für russischsprachige Touristen aufzubauen. Auch eine Qualifizierung als Buchhalter hat er abgeschlossen. Eine Rückkehr in seinen Beruf als Bauingenieur hält er dagegen für ausgeschlossen: „Die Bauvorschriften und das ganze Bauwesen haben sich einfach in den letzten zehn Jahren zu stark geändert“, sagt der 44-Jährige, der ein großes Talent für Mathematik hat, aber in seiner Freizeit auch gerne Gedichte für Kinder schreibt. Im Rahmen seines Praktikums wird er bei einem Gebrauchtwagenhändler tätig sein: „Hier werde ich Fotos machen und sie mit den entsprechenden Informationen ins Internet stellen, vielleicht auch ein bisschen schrauben“, sagt Igor Rysin.
Interessierte Unternehmer, die mit den hier vorgestellten Bewerbern in Kontakt treten möchten, wenden sich bitte per E-Mail an das Team der berufsbegleitenden Deutschkurse im BFZ unter bbD@m.bfz.de.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH