Kleine Schritte zur Integration
Pasinger Monsignore-Bleyer-Haus beschäftigt rund 170 Behinderte in mehreren Werkstätten
„Jeder hat das Recht auf Teilhabe am Arbeitsprozess“, betont Werkstättenleiter Thomas Heilmann, wenn er durch die Werkstätten des Pasinger Monsignore-Bleyer-Haus führt. Seit zwanzig Jahren ist der studierte Sozialpädagoge dort beschäftigt, seit 2002 ist er Werkstättenleiter. „Vorher hatte ich eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner gemacht. Die praktischen und die theoretischen Erfahrungen kommen mir in meiner Tätigkeit hier hervorragend zugute.“
Das Monsignore-Bleyer-Haus ist eine der großen Wohn- und Arbeitseinrichtungen für behinderte Erwachsene in ganz Bayern. 130 Wohnheimplätze beherbergt das Haus, hinzu kommen Plätze in ambulant betreuten Wohngemeinschaften für geistig behinderte Erwachsene. Die angeschlossenen elf Werkstätten können 170 Beschäftigte mit wesentlicher geistiger und auch körperlicher Behinderung aufnehmen. Geführt werden die Werkstätten von Facharbeiter mit Meisterqualifikation und sonderpädagogischer Zusatzausbildung.
Praktikumsplatz auch beim FC Bayern
Auch externe Praktika vermittelt Heilmann, wenn es der Wunsch seiner Beschäftigten ist und es für die aufnehmende Firma passt. Schließlich sind derartige externe Arbeitsplätze der entscheidende Schritt zur Aufnahme in den ersten Arbeitsmarkt. „Und dies ist und bleibt unser großes Ziel. Doch leider geschieht die Integration in den ersten Arbeitsmarkt in ganz kleinen Schritten. In meiner ganzen Tätigkeit hier habe ich es vielleicht vier oder fünf Mal erlebt, dass sich einer unserer Beschäftigten dauerhaft auf dem ersten Arbeitsmarkt behaupten konnte.“
Heilmann freut sich, dass die Bereitschaft, behinderte Menschen in den Firmenalltag aufzunehmen, wächst. „Seit 2008 können wir ausgelagerte Arbeitsplätze anbieten. Meist schließen wir eine Vereinbarung von sechs Monaten, in denen unser Beschäftigter in Ruhe der Tätigkeit nachgehen kann, die er möchte. Für die Unternehmen stehen wir als Unterstützer im Hintergrund und beraten beim Anlernen und bei eventuellen Schwierigkeiten. Der Weg zurück in unsere Werkstätten ist immer sicher. Das entspannt die Unternehmen und schafft die Basis für eine langfristige Zusammenarbeit.“
Gemeinsam testen
Ein ausgelagerter Arbeitsplatz bedeutet nie eine Vollzeitstelle, zumeist arbeiten die Beschäftigten für drei Tage außerhalb und kommen für zwei Tage zurück in die Werkstatt. So wie zum Beispiel Eckbert, der beim Autohaus Mehnert in Gräfelfing Reifen wechselt und Ölwechsel vornimmt. Oder Florian, der bei „Dynamo Fahrradservice“ Fahrräder repariert. „Fahrräder sind meine große Leidenschaft. Ich habe eine große Sammlung davon“, schwärmt er.
Neben Dynamo Fahrradservice und dem Autohaus kann Heilmann einige seiner Schützlinge als Hausmeistergehilfen bei der Gemeinde Gräfelfing oder in der Gastronomie unterbringen. Sein „Vorzeigebeschäftigter“ ist allerdings Georg, der beim FC Bayern selbstständig Getränkeautomaten bestückt und dabei viel Anerkennung erfährt.
Doch auch wenn die Behinderten ihre „Traumarbeit“ außerhalb der Werkstätten gefunden haben, freuen sie sich immer wieder auf die Arbeit im Monsignore-Bleyer-Haus. „Das gibt die nötige Sicherheit, um sich auf dem ersten Arbeitsmarkt unter fremden Kollegen in einem stressigen und leistungsbezogenen Umfeld zu behaupten“, so Heilmann. „Außerdem haben sie hier Freundschaften und es geht bei uns einfach viel ruhiger und geschützter zu. Integration per Vereinbarung funktioniert einfach nicht. Unsere Beschäftigten sollen sich wohlfühlen. Wir müssen immer gemeinsam testen, wie weit Integration möglich ist.“
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