„Der Bau ist scheußlich“
Bezirksausschuss ist mit Pflegeheim-Planung nicht unbedingt einverstanden
Die Konzeption für das Pflegeheim an der Franz-Nißl-Straße, das als Ersatzstandort für das Hans-Sieber-Haus (Manzostr. 105) geplant ist, wird allmählich Wirklichkeit. „Es wird fünf Vollgeschosse geben. Im Zentralbereich gibt es einen Aufbau, der auf sechs Geschosse hinaufgeht. Dort ist auch der zentrale Erschließungs- und Verkehrsbetrieb für den Pflegebetrieb“, erklärte Architekt Hermann Wille, der die Planung auf der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23) unter anderem zusammen mit Vertretern des Bauträgers, WOB Immobilien GmbH, vorstellte. Zudem soll im Zentralbereich ein Veranstaltungs- und Mehrzweckraum in einer Größenordnung zwischen 85 und 100 Quadratmetern zuzüglich Nebenräume entstehen.
Das Haus bietet neben den 209 Pflegeplätzen auch einige Appartements. „Im südlichen Gebäudebereich werden die Küche und die Cafeteria sein, an der Franz-Nißl-Straße im Norden ist der Verwaltungsbereich situiert“, so Wille weiter. „In den beiden linken Fingern sind die Pflegegruppen untergebracht. Pro Pflegebereich werden zehn bis 13 Bewohner untergebracht sein.“ Auch ein geschützter Garten ist geplant. „Unsere architektonische Planung erfüllt alle Anforderungen an einen modernen Pflegebetrieb“, betonte der Architekt.
Auch Pkw-Stellplätze werden entstehen – nach Willes Angaben zum Teil vor dem Haus an der Franz-Nißl-Straße, zum Teil auf der Nordseite des Gebäudes. Eine Tiefgarage sei nicht geplant. „Es wird insgesamt zirka 17 Parkplätze geben“, sagte Wille. Die Anzahl der Mitarbeiter- und Besucherparkplätze entspreche dem Stellplatzschlüssel der Stadt München. „Die Anfahrt für die Anlieferung wird von Norden stattfinden – über das Grundstück.“ Ein Durchstich der Lewaldstraße sei momentan nicht geplant, ergänzte Bernd Willer vom Planungsreferat.
„50 Stellplätze zu wenig“
Beim BA 23 stieß die vorgestellte Planung jedoch auf wenig Gegenliebe. Vor allem die Größe des Baus und die Anzahl der zur Verfügung stehenden Parkplätze gefiel den Lokalpolitikern überhaupt nicht. „Da sind mindestens 50 Stellplätze zu wenig ausgewiesen“, erklärte Josef Feig (CSU). Und Fritz Schneller (SPD) sagte: „Das wird ein gewaltiger Bau, auch was die Höhe des Gebäudes betrifft. Da kommt man ohne Tiefgarage gar nicht aus.“ Auch Falk Lamkewitz konnte sich mit der vorgestellten Planung nicht anfreunden: „Was mich wundert ist, dass die Sache in dieser Größenordnung überhaupt genehmigungsfähig sein soll“, meinte der Grünen-Politiker. „Das Gebäude ragt an dieser Stelle extrem heraus. Ich finde den Bau ehrlich gesagt scheußlich. Dieser Koloss und diese Hässlichkeit stören mich. Wir verlieren die Plätze in der Manzostraße und bekommen in der Franz-Nißl-Straße in einer umliegenden Bebauung, die flach ist, diesen Klotz.“ Der Parkdruck in der Franz-Nißl-Straße sei jetzt schon hoch, sagte Manfred Gürich (CSU). „Das wird Probleme in der näheren Umgebung hervorrufen. Der Bau ist klobig und groß. Aber man darf natürlich nicht vergessen, dass wir natürlich schon auch einen erhöhten Bedarf an Pflegeplätzen haben.“
Planung optimieren
Die vorgestellte Planung nicht ganz so dramatisch fand Henning Clewing. „Wir sollten uns nicht allzu viel den Kopf der MünchenStift zerbrechen. Sie weiß schon, welchen Raum sie braucht“, erklärte der FDP-Politiker. „Ich finde nicht, dass der Bauklotz unnatürlich groß und abgrundtief hässlich ist. Die rund 200 Plätze müssen irgendwie untergebracht werden.“ Clewing plädierte dafür, dass sich das Gremium auf eine Optimierung der Planung konzentrieren solle. Dazu gehöre die Aufstockung der Parkmöglichkeiten. „Das ist ein Schwachpunkt, den man so unmöglich stehen lassen kann.“
„Eine Tiefgarage ist unerlässlich“
Auch Heike Kainz, CSU-Stadträtin und Vorsitzende des Gremiums, betonte, dass die Anzahl der Stellplätze zu wenig sei. „Eine Tiefgarage ist unerlässlich.“ Sie schlug vor, die Tiefgarage größer als geplant zu bauen, „um noch zusätzliche Parkplätze für die Anwohner zu schaffen.“ Auch den aus ihrer Sicht „massiven Baukörper“ kritisierte Kainz.
Man werde im Zuge der Verfahrensprüfung die Anregungen des BA 23 aufnehmen und versuchen, „das Ganze in die Planungen einzuarbeiten“, betonte Architekt Wille. Zumindest die Tiefgarage wurde am Ende der Sitzung von Seiten des Bauträgers schon einmal zugesichert. Wann die Bauarbeiten für das Altenheim in der Franz-Nißl-Straße starten, steht noch nicht fest.
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