Teurer Schatten
Diskussion um Sonnenschirme für den Bahndeckel
Unerträglich heiß kann es im Sommer auf dem Quartiersplatz Theresienhöhe werden. 2010 wurde die bespielbare Landschaftsskulptur auf dem Bahndeckel eröffnet, und schon seit damals fordern viele Anwohner des Wohnquartiers auf dem ehemaligen Messegelände eine Beschattung. Doch so einfach ist das nicht auf der 300 Meter langen und 50 Meter breiten Betonbrücke, die sich über die Eisenbahnlinie nach Rosenheim spannt. "Man kann da nicht einfach einen Augustiner-Sonnenschirm aufstellen", erklärte Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne) bei der Juli-Sitzung des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8). Nach einem Ortstermin hat das städtische Baureferat nämlich nun einen Vorschlag erarbeitet: Drei große Sonnenschirme sollen zunächst installiert werden, mit einem Durchmesser von jeweils drei bis vier Metern und einer Höhe von zweieinhalb bis vier Metern. Der Preis der geplanten Konstruktionen sorgte allerdings für eine hitzige Diskussion im Stadtteilparlament: Das Baureferat veranschlagt 30.000 Euro. Pro Stück.
Die Rahmenbedingungen seien schwierig, betont das Baureferat. Berücksichtigt werden muss der Urheberrechtsschutz der Wettbewerbsgewinner (also der Planer der Spiellandschaft). Die statischen und sicherheitstechnischen Anforderungen sind komplex. Die Beschattung soll zudem wartungsfrei und vandalismussicher sein. Die vorgelegte "erste Projektidee" sieht nun eine Oberfläche der Schirme aus gelochtem Metall vor, die Pfosten seitlich etwas geneigt, und befestigt werden sie auf einer "massiven Unterkonstruktion". Alle drei Schirme sollen laut Vorschlag in Höhe des Eingangs zum Hort innerhalb der Rieselfläche aufgestellt werden.
Kleiner Teil der Gesamtkosten
"Wir haben ein Problem mit dem Preis für die Dinger", sagte SPD-Fraktionschef Willy Mundigl, der den BA-Bauausschuss leitet. Sein Fraktionskollege Holger Henkel meinte jedoch, im Verhältnis zu den Gesamtkosten der Bahndeckel-Bebauung seien die Schirme nur ein kleiner Anteil. Die Brückensanierung hatte damals 5,4 Millionen Euro gekostet, das Anlegen des Quartiersplatzes weitere vier Millionen Euro. Dieser Argumentation schloss sich Anja Kaiser (Grüne) an: Die Beschattung sei bei der Planung wohl schlicht vergessen worden und mache nur einen relativ geringen Prozentsatz aus.
In ein ganz anderes Verhältnis setzte CSU-Fraktionssprecher Thomas Hofstätter die Kosten: Für 30.000 Euro bekomme man einen ganzen Innenhof-Spielplatz. Auch Daniel Günthör (Grüne) erschienen die Kosten viel zu hoch: "90.000 Euro für drei Sonnenschirme auszugeben – wenn man bedenkt, was man im sozialen Bereich mit dem Geld machen könnte!" Dem hielt Ulrike Boesser (SPD) entgegen: "Das kann man nicht mit sozialen Projekten aufrechnen. Das sind doch völlig unterschiedliche Töpfe." Allerdings, wandte Ulrike Grillo (Grüne) ein, sei es derselbe Topf, aus dem Spielgeräte für Kleinkinder bezahlt würden, und die würden an anderer Stelle fehlen.
Treffpunkt des Umfelds
Wem es am Bahndeckel zu heiß sei, der könne ja 200 Meter weiter in den Bavariapark gehen, meinte Florian Kraus (Grüne). Holger Henkel dachte an die Eltern mit mehreren Kindern: Da möchte man den Kleinen in den Schatten setzen, während der Große sich auf der Spiellandschaft durch den Klettertunnel hangelt. Ulrike Grillo fand, dass man sich nicht an jedem Tag mit jedem Kind an jedem Ort aufhalten müsse. Der Quartiersplatz, argumentierte Holger Henkel dagegen, sei allerdings der Treffpunkt der Bewohner der umliegenden Häuser und werde "vom sozialen Wohnungsbau massiv genutzt."
Das Baureferat kalkuliere immer "worst case", rechne also mit dem schlimmsten Fall, erklärte Ulrike Boesser, die auch Mitglied des Stadtrats ist. In den veranschlagten Kosten sei ein Puffer, der oft gar nicht ausgeschöpft werde. "Es ist einfach irre viel Geld, und die Frage ist, ob's nicht günstiger geht", sagte BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr. "Logisch brauchen wir den Schatten", meinte Willy Mundigl, und schlug einen Prüfauftrag an die Verwaltung vor. Am Ende war sich der Bezirksausschuss einig: Die Verwaltung wird beauftragt, eine günstigere Lösung zu erarbeiten.
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