Hürden endlich senken
Handel kann von Flüchtlingszuzug profitieren
Asylbewerber können helfen, den großen Fachkräftemangel im bayerischen Einzelhandel zu lindern, machte der Präsident des Handelsverbands Bayern (HBE), Ernst Läuger, auf dem Neujahrsempfang des Verbands in München einmal mehr deutlich. Er fordert eindringlich Taten von der Politik: Die Politik müsse Einstellungshürden durch Gesetzesänderungen und Integrationsmaßnahmen senken. Menschen, die bleiben dürfen, sollten möglichst schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden: "Ausbildung und Arbeitsplätze sind ein wichtiger Baustein für die Integration der Flüchtlinge und Asylsuchenden."
Bürokratie blockiert schnelle Integration
Der Einzelhandel hat - verschärft durch den demografischen Wandel - einen hohen Bedarf an Auszubildenden und Fachkräften. Viele Einzelhandelsunternehmen seien deshalb auch bereit, Flüchtlingen ein Praktikum, eine Ausbildung oder Beschäftigung anzubieten. "Allerdings schreckt viele Betriebe der bürokratische Dschungel aus unterschiedlichen Regelungen und Vorgaben ab", warnt Läuger. Damit das Potenzial der Flüchtlinge für den Arbeitsmarkt genutzt werden kann, müssten Asylverfahren beschleunigt werden. Läuger: "Außerdem darf es keine Abschiebung in und nach der Ausbildung geben. Damit würden unsere Unternehmen mehr Planungssicherheit bekommen."
Einzelhandel zieht mit
Für die Gesellschaft sei die Integration der Flüchtlinge eine Mammutaufgabe, so Läuger. "Hier müssen alle an einem Strang ziehen. Da ist auch der Einzelhandel mit gefordert." Deshalb würden viele Handelsunternehmen bei der Erstversorgung der Flüchtlinge schnell und unbürokratisch mit Sachspenden oder Lebensmittellieferungen helfen. Der Handel sei sich seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung sehr wohl bewusst. Ein dauerhafter Zuzug von Flüchtlingen in der gegenwärtigen Größenordnung sei jedoch organisatorisch und gesellschaftlich kaum zu bewältigen, so Läuger. "Wir müssen aus humanitären Gründen Flüchtlinge aufnehmen, die wirklich in Not sind. Bürgerkriegsflüchtlinge brauchen unsere Hilfe. Doch die Integration in den Arbeitsmarkt ist umso schwieriger, je höher die Flüchtlingszahlen liegen." Läuger forderte die Gesellschaft auf, gegen jede Form von Intoleranz, Hass und Gewaltbereitschaft deutlich Stellung zu beziehen. Aufgabe des Staates sei, in solchen Fällen mit aller Entschiedenheit und Härte vorgehen: Egal, ob es sich um radikale Islamisten oder um Neonazis handelt.
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