Bedeutung einer einzigen Sekunde
"Zwischen zwei Welten": Ein Theaterprojekt zum Nachdenken
Auf dem Weg? Fortgegangen? Heimgegangen? Angekommen? Noch da? Schon weg? Wieder zurück? Der Tod eines Jedermanns. Er schließt ein letztes Mal die Augen. Die Zeit steht still, bis seine Geschichte zu Ende erzählt ist. Es kann die Geschichte unseres Nachbarn, unseres Freundes, unseres Vereinskameraden, unseres Chefs sein.
Es gibt kein Wort, das die Schwelle zwischen Leben und Tod treffend beschreibt. Es ist eine einzige Sekunde. Ein Moment zwischen dem Diesseits und dem Jenseits. Es heißt, dass im Moment des Sterbens noch einmal das ganze Leben an uns vorbei zieht. Es entsteht ein Moment, der eigentlich nicht existiert. Ein Moment, über den wir so gut wie
nie nachdenken. Ein ergreifender Moment. Ein Moment, der uns unerwartet – schmerzlich und heilend zugleich – so viel offenbart. Über uns, den Menschen im Kosmos. Über den Sinn unseres Daseins. Was bleibt? Der leere Blick, hinter dem ein ganzes Leben wie in einem Kinofilm noch einmal vorbei zieht. Hier läuft genau dieser Film ab. Schöner und ehrlicher, wichtiger und wahrhaftiger als jeder Hollywood-Streifen.
Inspiriert von El Greco
Theater ist für das Ensemble der Lichtbühne ein Suchen und Finden von Erkenntnissen: Maximilian Sachsse und Guido Verstegen setzen sich in ihrer Stückentwicklung mit dem Tod und mit dem Sterben auseinander. Viele Menschen sind zurückgekommen, waren einen Moment lang auf der anderen Seite. Was ist da? Was kommt da? Viele Menschen sterben allein, angeschlossen an lebenserhaltende Apparate. Wie kann man helfen? Wie kann man
dafür sorgen, dass Sie nicht nur in Frieden sterben, sondern auch bis zuletzt leben können?
Als Inspiration für ihre Stückentwicklung diente Maximilian Sachsse und Guido Verstegen das Bild „Laokoon“ von El Greco (eigentlich Domínikos Theotokópoulos, 1541-1614). Es zeigt einen unendlichen Moment, der nicht durch den Ort oder das Licht zeitlos bzw. überzeitlich wird, sondern durch die Menschen in dem Bild: Ihre angestrengten und überstreckten Körper sind fast tot. Der Künstler findet den Nullpunkt zwischen Leben und Tod, zwischen Liebe und Hass, zwischen Gott und Teufel, zwischen dem Diesseits und dem Jenseits.
Die Uraufführung des Stücks findet am Freitag, 25. September, um 19.30 Uhr in der Pasinger Fabrik (August-Exter-Str. 1) statt. Weitere Vorstellungen: Samstag und Sonntag, 26. und 27. September, jeweils um 19.30 Uhr, Freitag bis Sonntag, 2. bis 4. Oktober, jeweils um 19.30 Uhr. Karten kosten 16 Euro (erm. 11 Euro) und können unter Tel. (089) 82929079 reserviert werden. Weitere Infos gibt es unter www.pasinger-fabrik.com im Internet.
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