U wie unmöglich
MVG-Geschäftsführer Herbert König in Bürgersprechstunde zu Fragen nach dem ÖPNV und U-Bahn
Der Pasinger SPD-Ortsverband sorgte für einen ganz besonderen Gesprächsknüller im Umfeld der Tram-Eröffnung und der Diskussionen über den optimalen Nahverkehr im Münchner Westen. Sie lud den MVG-Geschäftsführer Herbert König und den MVG-Abteilungsleiter für Regie und Steuerung Burkhard Hüttl zu sich ins Bürgerbüro an der Alten Allee ein. Das Gesprächsthema: „Kommt die U-Bahn nach Pasing?“ lockte nicht nur Parteimitglieder an, sondern auch viele aus der CSU Laim, Pasing und Obermenzing sowie interessierte Bürger. „So ein Andrang war hier selten“, kommentierte der SPD-Ortsvorsitzende Richard Roth.
König und Hüttl kamen mit Prognosen und Fakten. „Wir sind keine Politiker. Wir entscheiden nichts, sondern stellen nur die Entscheidungsgrundlagen zur Verfügung“, wiegelte König eventuelle Grundsatzdiskussionen schon zu Beginn ab. Fakt sei, dass die Münchner U-Bahn einen Modernisierungsbedarf von 1,7 Milliarden Euro habe. „Damit halten wir nur den Status Quo.“ Fakt sei auch, dass der Neubau der U5 von Laim mit über 50 Millionen Euro Bundesförderungen erhalten müsse, „anders geht es nicht“.
Doch sei der Bundestopf bis 2019 verplant, danach liefen die Förderungen aus, weil sich die große Koalition bisher negativ zur Weiterführung des Topfes ausgesprochen habe. „Was das bedeutet, kann sich jeder selber ausrechnen“, so König. Sollten in Zukunft Fördergelder bereitstehen, dann komme die ganze Flut bundesweiter Begehrlichkeiten auf einmal zur Sprache. „Und die U-Bahn nach Pasing hat zwar einen Kosten-Nutzen-Faktor von eins, aber da sind viele Projekte in München wichtiger.“
Erst innen oder erst außen?
Nämlich sei die Nahverkehrsversorgung der Münchner Innenstadt an ihrer absoluten Kapazitätsgrenze. „Wir können bei der U2 keinen Takt verdichten oder Rolltreppen schneller laufen lassen. Da haben wir alle Möglichkeiten schon ausgeschöpft.“ Seine Konsequenz: erst die Innen ausbauen und zukunftsfähig machen, dann sich ums Außen kümmern und mehr Leute in die Innenstadt fahren lassen.
„Moment!“, kam es aus den Zuhörerreihen. „Ist das nicht die falsche Reihenfolge?“, fragte zum Beispiel Sven Wackermann von der CSU Pasing. „Könnte man sich nicht zuerst um leistungsfähige Ringverbindungen kümmern? Das entlastet das Zentrum doch viel mehr! Viele wollen überhaupt nicht ins Zentrum, sind aber dazu gezwungen, um von A nach B in den Außenbezirken zu kommen.“ Auch könne man sich auf Zweisystem-Fahrzeuge stützen, die U- und S-Bahngleise gleichermaßen befahren könnten. „Wir haben einfach die regionale Brille auf“, so Wackermann. „Wir sorgen uns um funktionsfähige Umsteigebeziehungen und sehen Pasing über die Maßen belastet.“
Tram als Verteiler
Pasing stehe mehr als gut da, so König. „Hier fahren täglich über 800 Züge in die Innenstadt.“ Von Pasing komme man hervorragend weiter. Nach der S-Bahn mit 1.400 Passagierplätzen rangiere zwar die U-Bahn mit 900 Plätzen, Platz drei belege aber schon die Tram mit knapp 250 Plätzen gefolgt vom Bus mit 100 Plätzen. „Die Tram nach Pasing zu bringen, war folglich eine richtige Entscheidung“, so König weiter. Auch in Weiterfahrt nach Freiham habe sie eine essentielle Verteilfunktion. Das gleiche gelte für die Westtangente in Laim. „Das bringt keine U-Bahn!“
Den größten städtischen Nachholebedarf gebe es in der Nord-Süd-Achse, betonte König weiter. Die Ost-West-Verbindung funktioniere. „Hier können wir uns am ehesten eine Entlastung durch die zweite Stammstrecke erhoffen.“ Doch auch deren Finanzierung stehe in den Sternen.
Für die anwesenden Pasinger und Laimer war dieses Gesprächsende alles andere, als was sie erhofft hatten. „Wir brauchen die U-Bahn als Entlastung, als Umsteigemöglichkeit, als schnelles Verkehrsmittel. Und wir brauchen Ringverbindungen für die Stadt München!“ forderte Wackermann. Es könne nicht angehen, dass die Pasinger die ganze Verkehrsproblematik der ganzen Region West auf ihren Schultern tragen müssten und mit Verantwortlichen derart aneinander vorbei diskutiert würde. „Nehmen Sie uns ernst!“
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