Es grünt so grün
Seit 95 Jahren bewirtschaften die Pflanzenliebhaber im Kleingartenverein SW 52 ihre Gärten
Stolze 95 Jahre ist der Kleingartenverein SW 52 in Laim geworden. Anlass für die Gartler dieses besondere Jubiläum im Rahmen ihres diesjährigen Sommerfestes gemeinsam mit Freunden, Bekannten und prominenten Gästen gebührend zu feiern. Viele befreundete Gartenvereine erschienen am vergangenen Sonntag auf dem Vorplatz der Anlage in der Wilhelm-Riehl-Straße 50, um den begeisterten Hobbygärtnern zu gratulieren und inmitten der grünen Oase in Laim auf viele weitere Vereins-Jahre anzustoßen.
Jeder hilft mit
Die Gartler besitzen Gemeinschaftssinn und halten zusammen – das bewiesen sie am vergangenen Sonntag zum wiederholten Male. Alle haben angepackt und dazu beigesteuert, dass das Jubiläumsfest ein großer Erfolg werden konnte. Die gesamten Speisen, die beim Fest angeboten wurden, haben die Gartler selbst zubereitet, gebrutzelt und gebacken. Und die Gäste dankten es ihnen. Die Zahlen sprechen für sich: 150 „Rote“ und dazu noch 50 helle Bratwürste wurden vertilgt. Nach Kaffee und Kuchen, wurde am frühen Abend die legendäre Gulaschsuppe nach Walter Korgers Rezept kredenzt und am Abend gab es Fisch-Semmeln mit Bismarck-Hering. Und auch der feurige Peperoni-Schnaps von Vorstandsvorsitzenden Klaus-Dietrich Lübbe (65), der den heißen Namen „Fuego de Diaboli“ (Feuer des Teufels) trägt, durfte nicht fehlen. Für gute Stimmung sorgte „Toni“, der Gartler der „die kleinste Bigband der Welt“ bildet. Besonderes Highlight war die groß angelegte Tombola, die aufgrund großzügiger Spenden von Geschäftsleuten und Privatpersonen mit vielen Sachpreisen aufwarten konnte, wobei jedes zweite Los ein Gewinn-Los war. Neben Zollstöcken, Präsentkörben und Kameras gab es als ersten Preis eine Schifffahrt auf der Altmühl und Donau zu gewinnen. „Feuer und Flamme“ lautet das Motto des Hauptgewinns, denn ein großes Abschlussfeuerwerk krönt die Reise. Stolz blickt der erste Vereinsvorstand Klaus-Dietrich Lübbe in die zufriedenen Gesichter der Gäste und Gartler, ebenso wie auf eine lange und bewegte Historie des Kleingartenvereins.
Früher und heute
Gegründet wurde der Verein 1917 unter dem Namen „Friedenheim W 5“, nach dem damaligen Ortsteilnamen. 42 große Gärten waren damals in unmittelbarer Nähe zum Kaninchenzüchterverein angelegt. Weit und breit konnte man aus dem Garten auf freie Fläche blicken, da der Stadtteil hier kaum bebaut war. In der Nachkriegszeit beherbergte die Gartenanlage Flüchtlinge, die in den kleinen Baracken Obdach fanden. Nutzgemüse wurde angebaut, ebenso wurden Tiere gehalten.
Der gut betagte Kleingartenverein baut auf eine bewegte Vereins-Historie auf und birgt zugleich bis heute zahlreiche spannende Lebensgeschichten. „Gründungsmitglieder haben wir keine mehr“, witzelt Gartler Walter Korger (72). Dafür gibt es aber viele „Alteingesessene“. So bewirtschaftet beispielsweise die 83-jährige Marianne Kufer seit knapp 60 Jahren ihren Garten, den sie einst gemeinsam mit ihrem Ehemann bepflanzte. Und auch Vereinsmitglied Walter Korger gehört seit nunmehr 38 Jahren zu den passionierten Gartlern. Im Vergleich zu den Gründungsjahren hat sich im Kleingartenverein freilich viel verändert. Wo einst freies Feld zu sehen war, wird der Blick aus der Gartenanlage heute durch große Wohnhäuser begrenzen. Umso paradiesischer erscheinen da die Gärten, die inmitten der Großstadt eine nahezu immergrüne Idylle bieten. War früher noch der Gebrauch von Kunstdünger und Spritzmitteln erlaubt, herrscht heutzutage scharfes Chemie-Verbot in den Gärten. Nun gedeihen hier Bio-Tomaten, - Karotten und andere heimische Gemüsesorten, alte Apfelbäume zieren viele der 45 Gärten in der Anlage. Aber auch exotische Früchte wie Kiwis wachsen hinter mancher Gartentür und prächtige Blumen schmücken die Eingänge. Damit es auch weiterhin in der Wilhelm-Riehl-Straße blüht und duftet, wünscht sich Lübbe vor allem eines: „Wir möchten gerne eine Daueranlage werden“. Noch ist der traditionsreiche Kleingartenverein nämlich auf begrenzte Zeitabschnitte angelegt und somit jederzeit kündbar. Bis die Stadt München den Gartlern diesen Wunsch erfüllt, freuen sich diese erst einmal auf die nächste große Feier, die in fünf Jahren ansteht: „Wir fiebern schon dem 100-jährigen entgegen“, so Lübbe. Ein runder Geburtstag, den die Gartler sicherlich mit gewohntem Feier-Eifer begehen werden.
Weitere Informationen gibt es online unter http://sw52-muenchen.beepworld.de/seite1.htm.
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