Ein Rest von Unsicherheit bleibt
Schule und Eltern fordern mehr Informationen über erhöhte Formaldehyd-Belastung in der Containerschule an der Grandlstraße
Seit Anfang des Schuljahres ist die Grundschule an der Grandlstraße in der Containerlandschaft im Durchblick untergebracht. Die Interimslösung ist notwendig, weil das alte Gebäude durch einen Neubau mit Dreifachturnhalle und Mensa ersetzt wird. Doch so schön die Aussichten für die zukünftigen Grundschüler auch sein mögen, die jetzigen Klassen müssen sich mit der schlechten Luft und der erhöhten Formaldehyd-Belastung in den Containern plagen. Miriam Sailer vom Elternbeirat erklärte dazu: „Seit Schuljahresbeginn sind die Lehrer angehalten, verstärkt zu lüften. Aber das löst das Problem leider nicht. Wir sind generelll nicht zufrieden mit den Lösungen, die uns die Stadt bisher angeboten hat.“
Die große Krankheitswelle vom Herbst mit bis zu 174 Krankheitsfällen unter den Kindern, die alle mit Kopf- und Ohrenschmerzen, Atem- und Kreislaufbeschwerden, Schwindel, Übelkeit, verstärktem Nasenbluten und Nervosität zu tun hatten, sei zwar abgeebbt. „Momentan zählen wir 35 Krankheitsfälle. Aber das ist auch schon viel zu viel“, so Sailer. Die Elternschaft habe vom Referat für Bildung und Sport seit langem einen Inforationsabend gefordert, der nun endlich Anfang Januar abgehalten wurde.
Viele Forderungen, wenig Infos
Rund 200 besorgte Eltern fanden sich zu diesem Infoabend ein. „Wir konnten endlich unsere Fragen loswerden“, so Elternbeiratsvorsitzende Angela Riesner, „wenn auch nicht viele davon beantwortet wurden.“ Hauptforderungen der Eltern blieben nach wie vor eine lückenlose Messung der Werte. Bisher seien nur Stichproben in ausgewählten Räumen durchgeführt worden. Die Container des so genannten Hauses A, die schon seit einem Jahr stehen, wurden ganz außen vor gelassen. „Wir fordern außerdem Messungen im Fußbodenbereich und nicht nur der Norm entsprechend in 1,50 Metern Höhe. Wir wissen ja, dass das Gas zu Boden sinkt und häufig sitzen die Kinder auf dem Boden. Da wollen wir Klarheit haben, wie hoch die Formaldehyd-Belastung tatsächlich für unsere Kinder ist“, so Sailer.
Auch das Tagesheim solle in die Messungen einbezogen werden. „Dort sind die Kinder teils bis 17 oder 18 Uhr untergebracht“, erklärte Sailer. „Es ist unverständlich, dass dort noch nicht gemessen wurde.“ Neben einer lückenlosen Messung und der Transparenz der Ergebnisse fordern die Eltern endlich leistungsstarke Lüfter in allen Räumen, auch den innen liegenden, wie dem Kopierraum. „Damit wollen wir auch für die wärmere Jahreszeit vorbauen. Keiner von uns hat eine Vorstellung, wie sich das Raumklima bei steigenden Temperaturen verändern wird.“
Chefsache im Rathaus
Leider baue sich das Gas in Dekaden ab, so Sailer. Die massiven Forderungen der Elternschaft seien also auch im Hinblick auf die Gesundheit nachfolgender Jahrgänge notwendig. Für Riesner hat sich trotz der vielen Forderungen schon einiges getan. „Wir freuen uns vor allem, dass Bürgermeisterin Christine Strobl endlich mit im Boot ist und die Angelegenheit zur Chefsache erklärt hat.“ Die Planung einer weiteren Messung in allen Räumen werde derzeit im Referat für Bildung und Sport abgestimmt. Genaueres könne erst danach bekannt gegeben werden, hieß es zwar abwiegelnd in einer Presseerklärung. Aber gleichzeitig betonte das Referat, dass die Landeshauptstadt München die Sorgen der Eltern sehr ernst nehme.
„Wir müssen alle genau hinschauen, damit sich die Ungereimtheiten in Zukunft nicht wiederholen“, forderte Stadtrat Max Straßer. „Hier geht es um die Gesundheit unserer Kinder. Es ist fahrlässig, wenn notwendige Maßnahmen auf die lange Bank geschoben werden. Ich persönlich kann den betroffenen Eltern nur empfehlen, sich die Beschwerden bei Ärzten dokumentierten zu lassen. Es geht schließlich auch um Haftungsfragen.“ Die Grandschule sei zudem ein Präzedenzfall im Schulbau-Offensivprogramm, solche Containerschulen sollen bald überall im Stadtbereich stehen. „Es geht also absolut nicht an, dass wir die Sorgen der Eltern und die Beschwerden der Kinder nicht ernst nehmen. Hier ist schnelles Handeln gefragt.“
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