Alte Straße, neuer Name
Paul-Lagarde-Straße wird umbenannt
Die Paul-Lagarde-Straße wird es in Laim nicht mehr geben. Sie wurde „entnannt“ und soll künftig Ilse-Weber-Straße heißen. Die Ehrung, die Paul de Lagarde durch die Straßenbenennung seit 1925 zuteil wurde, wird damit aberkannt. Der Grund: Eine durchgeführte wissenschaftliche Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass Paul de Lagarde „als wichtiger Vordenker und Wegbegleiter des modernen Antisemitismus gilt“, so heißt es im Beschluss des Kommunalausschusses im Stadtrat, der für die Umbenennung von Straßen zuständig ist. „Die fortbestehende Ehrung durch eine Straßenbenennung war dadurch nachhaltig in Frage gestellt. Aus diesem Grund muss die Straße neu benannt werden.“
Neue Adresse
Auf Initiative des Laimer Veteranen- und Kriegervereins Laim 1890/ 2010 überprüfte der Geodatenservice des Kommunalreferats den Namen Paul de Lagarde eingehend und ließ ein Gutachten durch das Stadtarchiv München erstellen. Lagarde gilt demnach als Antisemit, was vor allem durch Passagen in seinen Schriften nachzuweisen ist. Stadtrat und Bezirksausschuss Laim befürworteten daher die Entnennung der Paul-Lagarde-Straße. Mit Hilfe des Historischen Archivs Laim wurde ein neuer Straßenname gesucht und – nach einem längeren Abstimmungsprozess mit den Lokalpolitikern – gefunden: Ilse-Weber-Straße lautet nun die neue Adresse für rund 170 Privatpersonen sowie das Pfarrheim „Zu den heiligen zwölf Aposteln“. In der Straßen, die die Schrobenhausener Straße mit der Friedenheimer Straße verbindet, konnten sich 22 Eigentümer der betroffenen Anwesen zur Neubenennung äußern. Drei Eigentümer sprachen sich dabei gegen die Umbenennung aus. Nun aber steht es fest: Nach über 90 Jahren, bekommt die alte Straße einen neuen Namen.
Ehrung der deutsch-jüdischen Schriftstellerin
Ilse Weber wurde 1903 in Witkowitz (Österreich-Ungarn) geboren und gilt als eine der wichtigen deutschsprachigen jüdischen Schriftstellerinnen. Bereits im Alter von 14 Jahren schrieb sie Märchen und Theaterstücke für Kinder, die in deutschen, tschechischen und österreichischen Zeitungen veröffentlich wurden. 1942 wurden sie und einer ihrer Söhne ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Auch im Konzentrationslager schrieb Ilse Weber weiter Gedichte und Geschichten, mit denen sie die dortigen Kinder unterhielt. Im Oktober 1944 wurden sie und ihr Sohn in Ausschwitz ermordet. Fortan soll nun die Straße in Laim an Ilse Weber erinnern und sie postum ehren. Mehrheitlich erklärten sich die Politiker aus dem Laimer Bezirksausschuss mit dem neuen Straßennamen einverstanden. Das Stadtarchiv begrüßt die Neubenennung ausdrücklich und auch der Ältestenrat stimmt der Benennung nach Ilse Weber zu.
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