"Ich schenk Dir meine Faust"
Ausstellung zum Thema Gewaltlosigkeit im Jugendhaus
Wo fängt Gewalt eigentlich an? Welche Szenarien empfinden Jugendliche als besonders bedrohlich? Und wo stecken junge Erwachsene ihre körperlichen Tabuzonen? Unter dem Motto „Ich schenk Dir meine Faust“ veranstaltete das Karlsfelder Jugendhaus in Zusammenarbeit mit „Streetwork Karlsfeld“ Mitte April eine Aktionswoche zum Thema Gewaltlosigkeit. Bei unterschiedlichen Aktionen tasteten sich die Jugendlichen mal kreativ, mal sportlich, an das Themenfeld heran. Die Ergebnisse der Aktionswoche können in einer kleinen Ausstellung im Jugendhaus besichtigt werden.
Prävention statt Strafe
„Wir hatten vor einiger Zeit einen Fall von Mobbing im Jugendhaus“, berichtet die Sozialpädagogin Daniela Klemens. „Statt Sanktionen zu verhängen, entschieden wir uns, präventiv zu handeln." Die Idee für eine Aktionswoche zum Thema Gewaltfreiheit war geboren. In Zusammenarbeit mit der Karlsfelder Streetworkerin Christiane Hagitte fanden in den Räumlichkeiten an der Jahnstraße an sechs Tagen unterschiedliche Aktionen statt, die den Jugendlichen neue Perspektiven zum Thema Gewalt eröffnen sollten. Mal ernst und konfrontativ, mal lustig und sportlich, wurden die jungen Erwachsenen an das Thema herangeführt. Im Mittelpunkt standen dabei immer die Diskussion und der Dialog.
"Jungs wollen sich messen"
Beim Sumoringen in gepolsterten Ganzkörperanzügen und Jiu Jitsu, einer japanischen Kampfsportkunst, lernten die Teilnehmer ihre körperlichen Grenzen, und die ihrer Gegner, besser kennen. „Es ist wichtig einen Rahmen zu schaffen, in dem die Jugendlichen ihre Kräfte messen können“, so Christiane Hagitte. Unter professioneller Anleitung konnten sich die Jugendlichen richtig austoben, ohne andere in Gefahr zu bringen. „Jungs wollen sich messen, das ist ganz normal. Wenn das Ganze mit Regeln abläuft, funktioniert das gut“, erklärt Daniela Klemens.
Grenzen ziehen und die der anderen respektieren - darum ging es auch beim Projekt "Tabuzonen". Diese visualisierten die Jungen und Mädchen getrennt voneinander anhand körpergroßer Zeichnungen. In mehreren Kreativ-Workshops näherten sich die Jugendlichen dem Thema Gewaltprävention zudem künstlerisch an und durften dabei ganz offiziell ihre Fäuste zeigen. Dem Motto "Ich schenk Dir meine Faust" entsprechend, gossen sie ihre geballten Fäuste in Gips und verpassten ihnen im Anschluss einen individuellen Anstrich.
Rege Diskussion
Auch die Frage, wo Gewalt beginnt, wurde unter den Jugendlichen rege diskutiert. Wie gewaltverherrlichend sind eigentlich Computerspiele und zählt psychischer Druck auch schon als Gewalt? Wie subjektiv das Gewaltempfinden sein kann, zeigten die Mädchen und Jungen anhand einer "Gewaltskala", der sie Bilder mit unterschiedlichen Motiven ihrem Gewaltgehalt nach zuordneten. „Es war interessant zu sehen, welche Szenarien als bedrohlich eingestuft wurden und welche als völlig harmlos“, so Daniela Klemens über den Entstehungsprozess.
Unter den rund 40 teilnehmenden Jugendlichen der Aktionswoche fanden sich auch einige neue Gesichter. "Wir haben den Bekanntheitsgrad des Jugendhauses vergrößert und genau das wollten wir mit der Aktion erreichen", so Christiane Hagitte. "Die Rückmeldung der Jugendlichen war durchwegs positiv", freut sie sich.
Mit wie viel Freude und Engagement die Jugendlichen das Thema Gewaltprävention erarbeiteten, ist während den Osterferien im Jugendhaus in der Jahnstraße 10 zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Montag, von 14 bis 18 Uhr sowie Dienstag, Mittwoch und Freitag von 17 bis 21 Uhr. Eine Ausstellung, die zum Nachdenken anregt und nicht nur Eltern und Lehrern interessante Einblicke gewährt.
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