Vom Schulhaus zum Arthaus
Gymnasiasten zeigen ihre Seminararbeiten
Das Carl-Spitzweg-Gymnasium in Germering hat sich in den letzten Wochen verändert. Kahle Wände, öde Flure und phantasielose Grünanlagen sind Vergangenheit. Unter dem Motto „Mehr Kunst in die Schule“ haben die Schüler des P-Seminars Wandmalereien und Skulpturen angefertigt. Bei einer Vernissage stellten sie ihre Kunstwerke aus.
Mitschüler, Freunde und Verwandte waren gekommen. Sie ließen sich von den Künstlern die Aussagen ihrer Werke erläutern und gingen auf Entdeckungstour durch das Schulhaus. Außerdem präsentierten die Schüler des W-Seminars ihre Arbeiten zum Thema „Zeit“. Mit den praktischen und wissenschaftlichen Seminaren sollen die Gymnasiasten gegen Ende ihrer Schullaufbahn ihre Fähigkeiten zum selbstständigen und problemlösenden Arbeiten unter Beweis stellen. Planung und ein sogenanntes Portfolio, in dem die Arbeiten und ihr Entstehungsprozess dokumentiert werden, fließen in die Benotung mit ein.
Die Schüler hatten sich ein Jahr lang mit ihren Projekten beschäftigt. „Ich habe mich als Kind immer für Holzschwerter interessiert“, erklärte Tim Grünert. Aus einem Holzklotz hatte er mit der Kettensäge das in einem Fels steckende Schwert Excalibur aus der Arthus-Sage gefertigt. Seine Skulptur bekommt nun einen Platz im Schulhof.
Eine Beziehung zwischen den in Sichtweite ihrer Wandmalerei liegenden Biologie- und Sporträumen hat Alexandra Pluta hergestellt. „Der letzte Lauf“ hat sie das Bild genannt, auf dem ein überdimensionierter Läufer zum Spurt ansetzt. Aus seiner Seite entspringt ein lustiger Comic-Pluto, „eine Anspielung auf meinen Nachnamen“, verriet die Künstlerin über die Hundefigur, aber auch auf ihre kindliche Seite. „Volle Punktzahl“ habe er ihr dafür gegeben, freute sich Kunstlehrer Feiber.
Kontroverse Diskussionen hatte es im Vorfeld über Michael Jaschkos Masken gegeben. Die drei ausdrucksstarken weißen Gesichter, die an blutroten und schwarzen Farbstreifen aufgehängt werden sollen, schienen manchen zu verstörend, um an einer Schulwand zu hängen. Den Besuchern der Vernissage gefielen die „Seelen“ jedenfalls. „Ändere bloß nichts daran“, hieß es immer wieder, bestärkt wurde er auch von seinem Kunstlehrer, dem die Arbeit ausnehmend gut gefallen hatte.
Zeitraffer und Zeitlupe
Multimedial hatten die Schüler des W-Seminars rund um das Thema „Zeit“ gearbeitet. Herausgekommen sind sehr intensive und beeindruckende Ergebnisse, die sich mit den unterschiedlichsten Medien im Bereich der Bildenden Kunst und der Zeitwahrnehmung beschäftigten. Marijam Bach hatte beispielsweise einen Film gedreht. In ihren „Impressions of India“ setzte sie die verschiedensten Stilmittel wie Zeitraffer und Zeitlupe ein, kombinierte ruhige Landschaftsidyllen mit hektischen Großstadtszenen. Julia Greiners Film zeigte das Entstehen ihres Gemäldes, Man sah die Künstlerin die vielen Farbschichten auftragen und feine Konturen zeichnen. Franziska Harter hatte die Vergänglichkeit von Früchten dokumentiert. Andere hatten verschiedene Zeitepochen der Architektur, der Mode oder der Handtasche visualisiert oder den Begriff der Zeit aus unterschiedlichen Blickwinkeln untersucht.
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