Kein Zuschuss für Deutschkurs
Minderjährige Flüchtlinge müssen auf beliebtes Angebot verzichten
„Man müsste überall gleichzeitig sein“, stöhnt Dagmar Mosch. Das Grünen-Bezirksausschussmitglied kümmert sich seit ein paar Monaten um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Gemeinsam mit anderen Helfern und Mitarbeitern Aubinger sozialer Einrichtungen werden Projekte auf die Beine gestellt, um die „Jungs“, wie Mosch die jungen Flüchtlinge bezeichnet, aus ihren Quartieren zu holen und zu beschäftigen. Die Ehrenamtlichen helfen gerne, „es macht Spaß und die Jungs sind total dankbar und nett“, freut sich Mosch. Genervt ist sie aber über die bürokratischen Hürden, an denen vor kurzem sogar ein Deutschnachhilfekurs gescheitert ist.
Begonnen hatte das Ganze im vergangenen Winter. Mosch besuchte die jungen Männer in ihrem damaligen Quartier. Es waren Kellerräume, in denen diese untätig ausharrten. „Schrecklich“, erinnert sich Mosch. Rund vier Monate dauert es normalerweise bis die Anträge in den Erstaufnahmelagern bearbeitet sind und die Jugendlichen in Wohngruppen in ganz Bayern verteilt werden. Für die Wartezeit haben sich die Helfer deswegen Freizeitangebote überlegt, aber es läuft längst nicht so rund wie erwartet.
Deutschunterricht wurde eingestellt
Anfang des Jahres hatte ein Ehrenamtlicher auf Initiative von Jugendtreff-Leiterin Zübeyde Yilmaz-Dursun im Neuaubinger Jugendtreff zweimal die Woche einen Deutschkurs für die Kinder und Jugendliche angeboten. Für den Unterricht sollte der Lehrer eine kleine Aufwandsentschädigung bekommen. Allerdings scheiterten die Initiatoren daran, den schier undurchschaubaren Paragrafendschungel zu durchdringen, um den richtigen Zuschussgeber zu finden.
Ein Antrag wurde an das Jugendpflegebudget des regionalen Netzwerks für soziale Arbeit, Regsam, gestellt. Von dort gab es einen abschlägigen Bescheid. Die Nachhilfe entspreche nicht den Förderrichtlinien, hieß es. Der Deutschunterricht musste eingestellt werden. „Dadurch bleibt ein Stück wichtiger Integration auf der Strecke“, so Mosch. Dies bedauerte auch der Bezirksausschuss 22, an den Mosch gemeinsam mit Franz Federmann von der CSU einen Antrag gerichtet hatte. Einig war sich das Gremium, dass die Stadt „dafür sorgen soll, dass die begonnene Hausaufgabenhilfe weiter finanziert wird“. Derzeit werden Alternativen gesucht, um das Angebot aufleben zu lassen.
Statt sich mit bürokratischen Dingen zu beschäftigen, würde sich Mosch viel lieber um die jungen Menschen selbst kümmern. Denn der Aubinger Helferkreis ist mit gerade mal einer Handvoll Engagierten äußerst klein. „Wir bräuchten Ehrenamtliche ohne Ende“, so Mosch. In nächster Zeit werden weitere Jugendliche erwartet. Sie bräuchten Ansprechpartner, die sie zum Arzt begleiten, mit ihnen Deutsch lernen oder mit ihnen etwas unternehmen.
Helfer und Flüchtlinge reparieren Radl
Ein voller Erfolg war beispielsweise die Fahrradaktion. Nach einem Aufruf in der Öffentlichkeit hatten die Aubinger 40 Fahrräder für Flüchtlinge gespendet. Manche waren tipptopp, anderen fehlte die Beleuchtung oder sie mussten repariert werden. An zwei Sonntagen trafen sich Ehrenamtliche im Jugendtreff Neuaubing und reparierten die Räder gemeinsam mit den minderjährigen Flüchtlingen. Das Ganze lief unter dem Motto „Willkommen in München“, einem Projekt des Kreisjugendrings. Nach der Bastelaktion folgte ein Radlkurs; nicht jeder Jugendliche konnte Radfahren und kannte die Verkehrsregeln. „Es ist beeindruckend wie schnell die Jungs Radln gelernt haben“, staunte Mosch.
Um die Situation der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge im Münchner Westen zu verbessern, wurde von Regsam ein Arbeitskreis „Flüchtlinge“ gegründet, der sich in dieser Woche zum ersten Mal trifft. Dabei hofft Mosch auch auf Ideen, um Ehrenamtliche zu gewinnen. Interessierte, die Zeit haben, um sich um die Jugendlichen zu kümmern, können sich bei Wolfgang Eichinger (Koordination Ehrenamt für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge) melden unter wolfgang.eichinger@condrobs.de oder Tel. (089) 230691433.
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