„Gleisharfe“ ohne „Lasso“
Bürger fordern eine weitere Anbindung im Neubaugebiet
„Gleisharfe“ nennen die Planer das Bebauungsgebiet in Neuaubing Süd. Der südliche Teil wurde von dem Immobilienunternehmen „Aurelis“ bereits für das Gewerbe entwickelt, im nördlichen Teil sollen 500 Wohnungen entstehen. Die Pläne stellten die Vertreter des Planungsreferats Julianna Günther und Steffen Kercher dem Unterausschuss des BA 22 und der Bevölkerung vor. Insgesamt sollen auf dem 8,5 Hektar großen Areal Wohnungen für 1200 Einwohner errichtet werden. Zwei Kindertagesstätten mit fünf Krippen- und fünf Kindergartengruppen sollen das Ganze abrunden. 30 Prozent der Wohnungen werden von der Stadt gefördert.
Es sind langgezogene und geschwungene Häuserzeilen, die die Planer den Aubingern zeigten. 145 Meter misst das längste Gebäude. In der Architektensprache handelt es sich um „kaskadenartige Baustrukturen“ mit „spannungsvollen Knicken“. Es sind „für München etwas ungewöhnliche organische Formen“, erklärte Kercher den Entwurf der Sieger des Architektenwettbewerbs. Die Flachdächer sollen begrünt werden und auch zwischen den drei- bis siebenstöckigen Häusern soll viel Grün angepflanzt werden. Insgesamt wird die Grundfläche der Wohnungen 50.000 Quadratmeter betragen. Die alte Toranlage und die Mauer des ehemaligen Ausbesserungswerks der Bahn stehen unter Denkmalschutz. Sie sollen erhalten bleiben. Trotz der blumigen Bezeichnung für das Neubaugebiet blieben die Aubinger skeptisch. Vor allem der künftige Verkehr bereitet Sorgen. Immerhin soll das Gebiet wegen der „lassoartigen Erschließung“ nur von der Papinstraße aus erreicht werden können.
Überlastetes Straßennetz
Bereits jetzt leiden die Anwohner unter dem starken Verkehr, der wegen der S-Bahn-Schranke immer wieder zum Stocken kommt. Die Bürger monierten ein fehlendes Verkehrskonzept, in dem alle Aubinger Baugebiete miteinbezogen seien. „Der Verkehr steigt und steigt und das Straßennetz ist 100 Jahre alt und dafür nicht ausgelegt“, klagte ein Anwohner. Den Vorwurf wollte Kercher nicht auf seinem Referat sitzen lassen. Er versicherte, dass alle prognostizierten Verkehrsströme bis zum Jahr 2025 in einem Verkehrsgutachten berücksichtigt worden seien. „Die Straßen können den Verkehr aufnehmen“, lautete sein Fazit. Das sehen die Bürger anders. CSU-Stadtrat Johann Sauerer sieht die Verkehrsanbindung der Gleisharfe nur von einer Seite aus als „problematisch“. Er regte an, dass es eine weitere Alternative geben müsse, um den Verkehr zu entzerren. Es habe bereits Gespräche mit Aurelis gegeben, „wir wollen vernünftige Lösung und keinen Aufstand wie in Aubing-Mitte“, so Sauerer. Dies werde der Bezirksausschuss auch in seiner Stellungnahme betonen. „Die angestammte Bevölkerung hat auch ihre Bedürfnisse“, erklärte Sauerer in Richtung der vom Verkehr leidgeprüften Anwohner. Einen Durchgangsverkehr durch die „Gleisharfe“ dürfe es allerdings nicht geben, mahnte Kercher. Den Vorschlag einer weiteren Erschließungsstraße werde sein Referat mit Aurelis besprechen, versprach Kercher. In diesem Jahr stehen verschiedene Verfahrensschritte zur Planbilligung der Gleisharfe auf der Agenda. Mit den konkreten Planungen soll 2015 begonnen werden. Wenn alles schnell geht, dann könnten die ersten Bewohner bereits 2017 einziehen. Bis dahin sollen auch die neuen Schulen in Freiham fertig sein.
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