„München braucht frischen Wind“
Josef Schmid auf Schmidsprechen-Tour in Laim
„So lebenswert ist das nimmer. Das kann nicht die Antwort auf die Wohnungsproblematik sein“, erklärte CSU-Oberbürgermeisterkandidat Josef Schmid (44) als er mit seinem blauen Bully in Laim vor dem Neubau in der Helmpertstraße Halt machte. Das dort neugebaute Mehrfamilienhaus steht für viele Laimer Bürger exemplarisch für die negativen Folgen der Nachverdichtung im Stadtbezirk 25. Die Themen Zuzug, Wohnungsbau wie auch Baumschutz sind in Laim vielfach diskutiert, denn die Stadtteilbewohner fürchten um den Erhalt des Gartenstadtcharakters in ihrem Viertel. So nutzten viele Mitglieder der Bürgerinitiative „Lebenswertes Laim“ die Gelegenheit, um am vergangenen Mittwoch Schmid bei einer seiner vier Stationspunkte in Laim zu sprechen und auf die baulichen Entwicklungen im Stadtteil aufmerksam zu machen. Man fürchte, dass zunehmend eine „Betonwüste“ entstehe, in der Überlegungen zum Baumschutz und kleinteiligen Wohnstrukturen verdrängt würden, erklärte Professor Carsten Trinitis, Gründungsmitglied der Bürgerinitiative.
Gartenstädte erhalten und zugleich Wohnungsbau voranbringen
Aufmerksam hörte sich Schmid die Sorgen der Anwohner an und ließ sich spontan auf einen außerplanmäßigen Spaziergang ein, um sich die Situation in der Neuburger Straße anzusehen. Wie einstmals in der Helmpertstraße steht auch hier ein altes Haus auf einem großen Grundstück. Die Befürchtung der Laimer ist groß, dass auch dieses Grundstück maximal bebaut und mit profitablen Wohnungen zubetoniert wird, statt auf Bau- und Baumsubstanz Rücksicht zu nehmen. Schmid erklärte: „Ich bin der Meinung, dass wir die Gartenstädte nicht anrühren dürfen. München hat seinen Charme, seinen Charakter dadurch, dass es verschiedene Wohnformen gibt.“ Dennoch bestehe aber auch kein Zweifel daran, dass mit mehr Zuzug zu rechnen ist. „Gar nix zu bauen halte ich auch nicht für richtig. Wer meint, dass, wenn wir nichts tun, die Zustände besser werden, der irrt“, ergänzte Schmid. Ein Verfallen in Extreme lehnt er ab. Man müsse sowohl die Gartenstädte erhalten als auch das Wohnungsproblem lösen. Hierfür hat Schmid einige Ideen: Freiflächen, wie etwa brachliegende Industrie- oder Gewerbegebiete könnten dem künftigen Wohnungsbau dienen. Auch könnte die Einhausung belastender Verkehrsachsen genutzt werden. „Wo man eh nichts kaputt machen kann“, könnten neue Wohnungen entstehen. „Enorm viel Wohnungsdruck ließe sich wegnehmen, zum Beispiel auch durch eine Änderung der Stellplatzsatzung.“ Und schließlich müsse das Umland mehr aktiviert werden. Dafür müsse man jedoch Anreize setzen. So befürwortet Schmid, dass Umlandgemeinden für Wohnungsbau belohnt werden und aus einem Geldtopf schöpfen können, wenn sie in Sachen Wohnungsbau kooperieren. Aber auch eine größere Bürgerbeteiligung solle geschaffen werden, so dass Anwohner von Anfang an mehr Mitspracherecht bei Neubauvorhaben bekommen.
Autobahn-Süd-Ring muss kommen
Das Thema Wohnungsbau wurde auch beim Besuch des ehemaligen Trambahndepots an der Zschokkestraße diskutiert. Das riesige, freie Areal, das seit Jahren brach liegt, stehe symbolisch für die ganze Stadt München, erklärte Schmid. Hier müsse endlich mit dem Wohnungsbau begonnen werden und Lösungen für neue Schuleinrichtungen und auch für die Verkehrsführung gefunden werden. Um Laim vom starken Pendler- und Durchgangsverkehr zu befreien, müsse aber endlich der Autobahn-Süd-Ring-Schluss umgesetzt werden. Auch sei die U-Bahnverlängerung der U5 nach Pasing der richtige Weg für die wachsende Großstadt München. Eine weitere Lösung, um die Verkehrssituation für Anwohner deutlich zu verbessern, sieht Schmid im Überbauen verkehrsreicher Achsen. Tunnel seien die nachhaltige Lösung, um den Verkehr unter der Erde zu führen und somit oberirdisch mehr Platz zu schaffen. Die Tram-West-Tangente hingegen lehnt Schmid weiterhin entschieden ab.
Sauberkeit am Laimer Bahnhof
Dass die Laimer aber noch viele andere Brennpunkte in ihrem Stadtteil sehen, machte die Abendveranstaltung im Laimer Kino deutlich, zu der neben Parteikollegen auch Laimer Bürger zahlreich erschienen waren. Zu den Problemen in Laim gehört unter anderem der schlechte Zustand der Laimer Röhre, wovon sich Schmid selbst ein Bild machte. „Wenn sich jeder ein wenig zusammenreißen würde, wäre vieles schöner“, erklärte er dazu und appellierte damit auch an die Bürger, ihren Müll nicht achtlos wegzuwerfen. Zugleich aber sei es notwendig den S-Bahnhof mit mehr Mülleimern auszustatten, so dass den Bürgern ein ordnungsgerechtes Wegwerfen auch möglich gemacht wird.
Thema Schulen ist eine „Herzensangelegenheit“
Verständnis zeigt Schmid gegenüber den Laimern vor allem beim Thema Senioren und Schulen. In fast allen Stadtvierteln, die Schmid bisher auf seiner Tour besuchte, ist das Thema der maroden Schulen angesprochen worden. „Eine Schande für die reichste Stadt Deutschlands“ sei es, dass allerorts der schlechte Zustand der Schultoiletten, der Turnhallen und Schulgebäude beklagt werde. „Es ist eine meiner Herzensangelegenheiten“, so Schmid. Vieles will Josef Schmid in Angriff nehmen, wenn er im März 2014 zum Oberbürgermeister gewählt würde. „München braucht frischen Wind und kein weiter so“, erklärt der OB-Kandidat, und für den wolle er sorgen. Und auch in Sachen Senioren sei vieles zu tun. Besonders die Einsamkeit vieler älterer Menschen sei ein Zeichen der modernen Zeit. Wo Großfamilien kaum mehr bestehen, müsse die Stadtgesellschaft einspringen. „Jung und Alt über Familiengrenzen hinaus zusammenbringen“, sieht Schmid als Zukunftsmodell. So könnte auch der Wohnungsbau, mit der Schaffung von Mehrgenerationenhäusern, zu einer solidarischen Stadtgesellschaft beitragen.
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