Was passiert im Schulwald?
Erfolgreiches Bürgerbegehren gegen Sport- und Schwimmhalle in Lochham

Bürgerbegehren gegen die Sport- und Schwimmhalle im Schulwald Lochham: Bürgermeister Peter Köstler nimmt die 1.100 Unterschriften von den Bürgerbegehren-Initiatoren Dieter Kubisch, Christian Barske und Raimund Messmer (v.l.) entgegen. (Foto: us)
In den letzten Wochen waren in Gräfelfing immer mehr Plakate der Befürworter und Gegner der Bebauung im Schulwald zu sehen. Nun haben die Projektgegner mehr als die nötigen 1.100 Unterschriften gesammelt, um die Projektplanung zunächst erst einmal zu stoppen. Doch was genau hat die Gemeinde Gräfelfing im Lochhamer Schulwald vor?
Auf einer Fläche von 3.000 Quadratmetern planen die Architekten des Büros Dietrich/Untertrifaller mit den Landschaftsarchitekten adlerolesch basierend auf dem Gutachten des Starnberger Landschaftsplanungsbüros Terrabiota einen Sportkomplex mit Dreifachturnhalle, Boulderwand, Sprintertunnel und einer Schwimmhalle mit 25-Meter-Bahnen. Sozialräume und ein großzügiger Eingangsbereich, der auch für Veranstaltungen herhalten kann, komplettieren das Ensemble.
Plan A? Plan B?
Gebaut wird nach Prinzipien der Nachhaltigkeit. Das heißt eine Dachbegrünung auf 2.900 Quadratmetern, die Regenwasserrückgewinnung und eine Holzfassade sind eingeplant. Für genügend Tageslicht sorgen die drei Lichtkuppeln. Das neue Gebäude soll höhenmäßig noch unterhalb der Baumkronen enden und soll eigentlich die alte, viel zu kleine Sport- und Schwimmhalle an der Mittelschule ersetzen. Dennoch müssten 8.500 Quadratmeter des insgesamt 30.000 Quadratmeter großen Schulwaldes gerodet werden.
Alternativen Überlegungen zufolge könnte die neue Turn- und Schwimmhalle auf der heutigen Sporthalle entstehen. Die Abwägung der Varianten war lange Zeit Thema im Gemeinderat. „Keiner fällt gerne freiwillig Bäume. Es handelt sich aber hier um ein Stück des Schulwaldes, nicht um den ganzen!“, erklärte Bürgermeister Peter Köstler.
Für die nächsten Generationen
Mit großer Mehrheit stimmte der Gemeinderat noch vor der Sommerpause der Bebauung im Schulwald zu. Bei Plan B müsste neu überlegt werden. „Wenn wir uns dafür entscheiden, muss wieder ganz neu geplant werden und die Schulkinder hätten während der dreijährigen Bauzeit keinerlei Sport- und Schwimmunterricht. Also: Es geht sicherlich anders als mit der jetzt in Planung befindlichen Variante, allerdings in anderer Qualität.“
Die Notwendigkeit der neuen Anlage stellt keiner in Frage. Sowohl die stets wachsenden Schulfamilien im Gymnasium sowie in Grund- und Mittelschule, die vielen Vereine und nicht zuletzt private Sportbegeisterte können später die Anlagen nutzen. Köstler: „Wir setzen ein Zeichen für die nächsten Generationen. Wir wollen ein echtes Zukunftsprojekt für die nächsten 50 Jahre schaffen.“
Kritik trotz Nachhaltigkeit
Zum Rückhalt in den Vereinen und Schulen kam allerdings Gegenwind der Grünen, des Bund Naturschutzes (BN) und der Gräfelfinger FDP. In den vergangenen Wochen sammelten sie über 1.100 Unterschriften und erreichten damit die Hürde, um ein Bürgerbegehren gegen den Bau zu starten. „Grundsätzlich sind wir für einen Neubau einer Schwimm-/Dreifachsporthalle. Leider widerspricht der gewählte Standort im Schulwald diametral den Vorgaben des Regionalplans und des Störungs- und Tötungsverbots im Rahmen des Bundesnaturschutzgesetzes“, erläuterte Initiator Dieter Kubisch vom BN. Und Mitinitiator Raimund Messmer (Grüne) meinte: „Im Zentrum unserer Kritik steht die CO2-Frage – es ist schlichtweg keine Zeit mehr für Versiegelung. Wir plädieren für eine Aufstockung der alten Halle.“
Die Unterschriftenübergabe bedeutete nun erst einmal Planungsstopp fürs Projekt. Innerhalb eines Monats muss der Gemeinderat über die Tatsache informiert werden und diskutiert das weitere Vorgehen. „Wir werden die Unterschriften unverzüglich und gründlich prüfen“, so Bürgermeister Köstler. Wie es im Schulwald weitergehen kann, ob das Bürgerbegehren stattfindet oder sich der Gemeinderat zu einem Ratsbegehren entscheidet oder Plan B weiter vorangetrieben wird, lässt sich noch nicht sagen. „Wir werden uns Zeit für eine ausführliche rechtliche Prüfung nehmen. Generell spielen jetzt die Faktoren Zeit und vor allem auch Geld eine große Rolle“, meinte er. „Es gibt nicht die Wahl zwischen A und B, sondern jede Variante des Baus einer Sport- und Schwimmhalle muss gesondert betrachtet, diskutiert und geplant werden.“
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