Was für ein Theater!
Gautinger Abiturientinnen bringen mit Schulprojekt ihren Mitschülern die Münchner Theaterwelt näher
"Was für ein Theater!" Unter diesem Motto stand vor Kurzem am Gautinger Otto-von-Taube-Gymnasium ein Projekt-Seminar zur Studien- und Berufsorientierung (kurz: P-Seminar), bei dem zehn Abiturienten aus der Q12 ihren Mitschülern aus der Unterstufe das Münchener Theaterleben näher gebracht haben. Das Seminar wurde im Fach Deutsch angeboten und vermittelte auch Einblicke hinter die Kulissen des Theaters in Gesprächen mit Theatermitarbeitern der Münchner Kammerspiele.
Junge Menschen für die Theaterwelt begeistern
Für Elisabeth Holländer aus der Q12 stand zu Beginn die einfache Frage: „Was können wir tun, um jungen Menschen das Theater näher zu bringen und ihnen die Wichtigkeit von Theater in einer oft nicht sehr kunst- und lustvollen Welt zu vermitteln? Theater ist ja auch ein Gegengewicht zu der fortschreitenden Technologisierung des Alltags (weg von den Bildschirmen). "Wir wollten mit diesem Projekt eine Möglichkeit aufzeigen, sich auszutauschen, die Fantasie zu fördern und in den jungen Schülerinnen und Schülern eine vielleicht noch unbekannte Begeisterung für ein noch fremdes Medium wecken", erklärte Abiturientin und Mitorganisatorin Elisabeth Holländer.
Theaterluft schnuppern
Zuerst konnten die zehn Abiturienten des Gautinger Otto-von-Taube-Gymnasiums allerdings erst einmal selbst erkunden, was auf den Münchener Bühnen so alles für den Nachwuchs auf die Beine gestellt wird.
Im Residenztheater beispielsweise bietet das „Junge Resi“ viele Workshops und Lehrerfortbildungen rund um das Theater an. In Anbindung an Stücke des aktuellen Spielplans können Kinder und Jugendliche ihre Körpersprache, Kreativität und Ausdruckkraft stärken, sie entwerfen selbst Bühnenbilder, schreiben kurze Szenen oder trainieren ihre Schlagfertigkeit.
Das Volkstheater ermöglicht beim Abo „Jung ganz vorne“ für 15 Euro drei Vorstellungen zur Wahl auf den besten Plätzen. Und in den Kammerspielen gibt es für 100 Schülerinnen und Schüler zum Beispiel in den Osterferien ein Ostercamp, bei dem die Teilnehmer, gecoacht von Mitgliedern des Ensembles, gemeinsam Theater machen. Auch dort werden kostenlose Lehrerfortbildungen und Workshops rund um das Theater angeboten.
Bei allen Münchener Theatern einschließlich der Oper gibt es übrigens Schülerkarten zum Preis von maximal zehn Euro. Angesichts dieses Angebots ist es allerdings erstaunlich, dass man außer in den Kinder- und Jugendtheatern oft nur älteres Publikum sieht. Und auch die meisten Kinder aus den beiden fünften und der neunten Klasse waren vorher noch nie in einem der großen Münchner Theater gewesen. „Nicht selten liegt das auch daran, dass die meisten Stücke erst ab circa zwölf Jahren empfohlen werden oder die Eltern einfach auch kein Interesse an Theater haben“, so Elisabeth Holländer.
Besuch des Residenztheaters
Zusammen mit ihrer Mitschülerin Katja Mayer aus der Q12 hat Holländer sich daher für „Alice im Wunderland“, dem bekannten Kinderbuchklassiker von Lewis Carroll entschieden, der seit Ende 2017 sehr erfolgreich am Residenztheater läuft, oft auch in Schulvorstellungen am Vormittag. „Karten dafür zu bekommen, war gar nicht so einfach“, meinte Katja Mayer. Aber die beiden hatten Glück und konnten so vor den Weihnachtsferien mit „ihrer“ 5b eine Schulvorstellung besuchen. Die beiden Abiturientinnen haben die Kinder gezielt auf diesen Besuch vorbereitet. In einem selbst gestalteten Workshop haben sie während zwei Schulstunden Impro-Theater und Rollenspiele organisiert, es wurde ein Film über Theaterberufe gezeigt und die Kinder konnten Fragen rund um das Thema Theater stellen. Die jungen Zuschauer waren dank der engagierten Vorbereitung dann auch begeistert von dem Stück und dem Ambiente im Theater, das die meisten doch zum ersten Mal erlebten.
Und auch die Teilnehmer des P-Seminars – einige von ihnen wirken auch in der Theatercompagnie des Otto-von-Taube Gymnasiums Gauting mit – haben beschlossen, jetzt öfters ohne ihre Eltern das Abenteuer „Theater“ zu wagen und sich gegenseitig zu Weihnachten ein Schülerabo am Volkstheater geschenkt. Die nächste Vorstellung von „Romeo und Julia“ wollen sie im Januar zusammen anschauen.
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