Mitten im Leben
14 neue Ehrenamtliche für den Malteser Kinder- und Jugendhospizdienst
„Nicht das Sterben, sondern das Leben steht im Zentrum unserer betreuenden Tätigkeit“, erklärt Hanne Rauscher die Arbeit des Malteser Kinderhospizdienstes. Gemeinsam mit Stefanie Froehlich koordiniert sie die ehrenamtlichen Kinderhospizhelfer, die in München und im Münchner Umland Familien mit einem schwerst- und todkranken Kind unterstützen. „Wenn bekannt wird, dass ein Kind nicht erwachsen werden wird, dann nehmen wir Kontakt auf und helfen über diese schwere Zeit hinweg. Wir kümmern uns auch, wenn ein Elternteil im Sterben liegt und Kinder als Angehörige Unterstützung brauchen“, so Rauscher.
Im Erstgespräch erfahre sie meist schon so viel, dass sie abschätzen könne, welcher Ehrenamtliche in die Familie passe. „In 99 Prozent der Fälle liegen wir Koordinatoren damit auch richtig. Manchmal ist es wie Liebe auf den ersten Blick zwischen dem Helfer und der Familie. Das ist wunderbar. Wenn die Beziehung eher weniger gelingt, dann wechseln wir natürlich.“
Den Familien zur Seite stehen
30 ehrenamtliche Kinderhospizhelfer stehen dafür zur Verfügung. Gerade haben weitere 14 ihre einjährige Ausbildung abgeschlossen und ihr Zertifikat erhalten. In 120 Ausbildungsstunden verteilt über ein Jahr wurde ihnen das nötige Wissen zur Betreuung und Begleitung von unheilbar kranken und sterbenden Kindern und Jugendlichen vermittelt. Auch nonverbale Kommunikation, Rituale, Spiritualität und medizinische Aspekte spielen in der Ausbildung eine Rolle. Damit endet die Ehrenamtlichen-Ausbildung aber noch lange nicht, auch im Weiteren werden die Helfer regelmäßig Fortbildungen und Vorträge bekommen.
Pflegerische Versorgungen leisten die Helfer nicht, können aber auf Einrichtungen verweisen und Kontakte knüpfen. „Wir versuchen, ein Stück Normalität in den Familienalltag zu bringen. Ich würde es Familienbegleitung nennen, weil wir ganz flexibel schauen, wer von den Familienmitgliedern momentan die meiste Unterstützung braucht. Für diejenigen sind wir da. Das kann das kranke Kind sein oder aber ein Geschwisterkind, mit dem wir Hausaufgaben machen oder spielen“, erläutert Christel Westphal, eine der „dienstältesten“ Kinderhospizhelfer im Team. Die gelernte Hebamme nahm 2006 am allerersten Ausbildungskurs teil und blieb bis heute „mit Herzblut und viel Liebe“ dabei.
Raus aus dem Alltag
Die Einsätze können ganz flexibel sein. „Von einmal bis mehrmals in der Woche“, so Westphal. „Darauf stellen wir uns als Ehrenamtliche ebenfalls ein.“ Für die Geschwisterkinder werden die Helfer wie große Freunde gesehen. Einmal im Jahr geht’s für die betroffenen Familien und ihre Helfer zum Gut Schörghof bei Weilheim, das macht schon seit fünf Jahren die Firma Goetzpartners in München möglich.
Wie jedes Jahr gab es auch diesmal ein spannendes Programm zum Seele-Baumeln lassen: Schnitzeljagd, im Flying Fox, Kletterparcours und Lagerfeuer. Am Schluss setzte sich Schauspielerin und Schirmherrin des Malteser Kinder und Jugendhospizdienstes, Ulrike Kriener, dazu und las zum Runterkommen nach dem Toben eine Geschichte vor. „Dieser gemeinsame Tag ist für die Kinder etwas ganz Besonderes. Sie können sich untereinander austauschen und sehen dann, dass nicht sie allein so ein schweres Schicksal haben und es auch andere gibt, die ähnliches erleben“, sagt Rauscher.
Ohne Ehrenamt nicht möglich
Die Ehrenamtliche Christel Westphal zollt den beiden Koordinatorinnen viel Lob. „Sie haben ganz, ganz feine Antennen dafür, was die Vermittlung von uns Ehrenamtlichen in die Familien und auch was die psychische Belastung von jedem von uns betrifft. Sie sorgen dafür, dass niemand überfordert ist. Das ist immer auch Thema bei unseren regelmäßigen Treffen, bei denen wir einfach mal „Abladen“ können.“ Jeder der Ehrenamtlichen bringe schließlich etwas anderes an Vorstellungen, Erfahrungen und Temperament mit. „Toll, dass die Koordinatorinnen ein so gutes Auge für uns und unsere Fähigkeiten und Grenzen haben.“
Und ohne die vielen engagierten Ehrenamtlichen wäre die Arbeit des Hospizdienstes nicht möglich, betont Ina Weichel, die Leiterin des Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes der Malteser. „Sie leisten Großartiges. Das ist nicht hoch genug zu würdigen.“
Und Koordinatorin Stefanie Froehlich ergänzt: "Ich bin immer wieder dankbar dafür, dass es Menschen gibt, die bereit sind ihre Zeit Menschen zu schenken, für sie da zu sein, um sie in einer schwierigen Lebenssituation zu unterstützen. Die 'neuen Ehrenamtlichen' im gerade abgeschlossenen Kurs haben sich so ehrlich und intensiv auf die Vorbereitung eingelassen. Vor allem die Eigenreflexion zu den Themen Krankheit, Sterben, Tod, Trauer, Helferrolle, Helferhaltung, usw ist sehr wichtig. Wenn man ein Bewusstsein darüber hat, wo stehe ich, was sind meine bisherigen Erfahrungen, die mich prägen, dann hilft das, um offen die Situation der Familien, deren Regeln und Bedürfnisse wahrzunehmen. Zwei von den 'Auszubildenden' haben schon während der Ausbildung mit einer Begleitung begonnen und mit so viel Herzenswärme, Fein- und Mitgefühl sich auf die zu begleitenden Menschen eingelassen, so dass in kürzester Zeit ein Vertrauensverhältnis entstehen konnte. Für mich und meine Kollegin Hanne Rauscher als Koordinatorinnen ist es ein Geschenk zu wissen, wir haben ein so tolles Team."
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