Literaturreihe im Gautinger bosco
Erzählerisches über die fortgeschrittene Liebe
In der Reihe „Die Liebe höret nimmer auf“ geht es um das älteste Thema der Menschheit – und das ist die schönste Sache der Welt, oder? Leider nicht, nicht nur. Oder auch Gott sei Dank nicht. Wäre die Geschichte nicht eine so schön komplizierte, gäbe es auch nicht so viele wunderbare Texte auf dieser Welt. Der dritte Teil der Literaturreihe steht unter dem Motto „Alte Liebe rostet nicht – Die fortgeschrittene Liebe“ und findet am Mittwoch, 12. Februar, um 20 Uhr, im Gautinger Bürger- und Kulturhaus (Oberer Kirchenweg 1) statt
Die fortgeschrittene Liebe
„Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle“, so steht es in 1.Korinther 13,1. Und wer möchte schon „tönendes Erz“ werden oder „klingende Schelle“? Auch im fortschreitenden Alter? Gerade da nicht! Alte Liebe rostet nicht, wenn sie denn eine Liebe war und ist. Viel wird bemüht, was man braucht, um „gemeinsam alt“ werden zu können: Toleranz, die Fähigkeit, Kompromisse zu schließen und Humor, viel Humor, so viel man nur aufbringen kann, rundum Geduld. Geduld, um auch das Vertrauen in hochfliegende Visionen nicht zu verlieren. „Du bist der einzige Mensch, der fliegen kann“, schreibt die „wilde Gräfin“ Franziska zu Reventlow, dem Philosophen Ludwig Klages: „Und ich möchte noch einmal fliegen. Und unsere Flügel sind noch nicht lahm, wie wir manchmal glauben. Du mußt nur sehr viel Geduld mit mir haben.Es wird aber auch unsere Stunde kommen, wo wir miteinander fliegen.“
„Verliebt, verheiratet, verheiratet“ so wurde in längst vergangenen oder vielleicht auch nie vorhandenen Zeiten eine scheinbar natürliche Abfolge festgeklopft. Inzwischen müsste man in etwa der Hälfte der Fälle noch „geschieden“ hinzusetzen. Nicht alle Paare kommen in den Genuss des seltenen Glücks, eine silberne Hochzeit feiern zu können. Auch wenn es selbst zu diesem Fest leicht der Fall sein kann, dass gestritten wird, wie der Weltweiser Karl Valentin einmal mehr weiß: „Muss denn immer an meiner silbernen Hochzeit gestritten werden?!“ Weise Paare wissen, dass die Liebe nicht ohne Leid bleiben kann, das war so und das wird so bleiben, das war schon so in dem Minnelied des Dietmar von Eist „Lieb ohne Leid, das kann nicht sein“. Liebende, denen dies schon mitten in der schönsten Erfüllung klar ist, haben eine echte Chance, ein altes glückliches Paar zu werden.
Auf die Formel „Bis dass der Tod euch scheidet“ haben große Liebespaare gar keine Lust, Philemon und Baucis zum Beispiel. Ovid beschreibt die beiden in seinen Metamorphosen. Sie wollen gemeinsam sterben, wenn es so weit ist, oder genauer gesagt: in einen anderen Zustand übergehen. Sie waren Hüter eines Tempels, bis Baucis ihren Philemon mit Laub bedeckt erblickt, und der alte Philemon, dass Baucis mit Laub bedeckt ist. „Und als schon über beider Antlitz ein Wipfel wuchs, sagten sie zugleich: „Leb wohl, Gemahl!“, da bedeckte und verbarg das Geäst ihre Münder. Jetzt noch zeigt der Bewohner Thyniens dort nebeneinander stehende Baumstämme, die aus den beiden Leibern entstanden sind.“
Durch den Abend führt als Sprecher Hans-Jürgen Stockerl.
Karten und Bestellung
Karten zur Veranstaltung kosten 15 Euro pro Person, ermäßigte Tickets sind zu acht Euro erhältlich (bis 25 Jahre). Kartenreservierungen können per E-Mail an kartenservice@theaterforum.de oder telefonisch unter der Rufnummer (089) 45238580 vorgenommen werden. Weitere Informationen gibt es unter bosco-gauting.de/bestellung im Internet.
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