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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Kunst gegen Quali-Stress
Gemeinschaftsprojekt der Lochhamer Mittelschule und der Schule der Phantasie
Zum zweiten Mal bereits war eine neunte Klasse der Lochhamer Mittelschule in der Gräfelfinger Schule der Phantasie für mehrere Tage zu Gast. „Im letzten Jahr haben wir diese Kunstkooperation begonnen“, erinnert sich Gabriele Listl, Lehrerin an der Mittelschule. „Damals haben die Schüler Radierungen angefertigt und waren unglaublich begeistert von der Atelieratmosphäre und den vielen wundervollen Arbeiten.“
Heuer gab´s eine Neuauflage des Projektes, „wieder mit Neuntklässlern“, so Listl. „Die Klassenstufe ist derzeit wirklich sehr gefordert, weil es in Richtung Quali-Prüfungen geht.“ Jede Auflockerung des Schulalltags komme daher recht.
„Fachgerechtes Kopieren“
Diesmal standen „Alte Meister“ auf dem Plan. „Es ging darum, sich auf das Abenteuer Staffelei und Leinwand einzulassen und sich mit einem Kunstwerk zu beschäftigen, das überhaupt nichts mit unserer eigenen Zeit zu tun hat“, erklärt Lilli Plodeck von der Schule der Phantasie. Klamotten, Linienführung, Hintergründe, Ausdrucksformen seien den Neuntklässlers zuerst fremd gewesen.
Zur Auswahl stand eine lange Liste von Meistern aus mehreren Jahrhunderten von Giotto aus dem 13. bis Goya aus dem 19. Jahrhundert, die alle aufs „fachgerechtes Kopieren“ warteten. „Faszinierend war für mich zu sehen, dass sich fast alle Jugendlichen Figuren aus der Renaissance zum Malen ausgesucht haben. Die Renaissance steht bekanntlich für Selbstausdruck und Selbsterwachen, da sahen sich die Jugendlichen wieder“, bemerkt Plodeck.
Sensationeller Erfolg
Listl lobt die durchgängige hohe Konzentration. „Das war eine wunderbar intensive Zeit. So eine Konzentration habe ich bei meinen Schülern noch nie gesehen.“ Die fertigen Werke seien einfach sensationell geworden. „Ich bin restlos begeistert.“ Auch die Schüler staunten nicht schlecht über ihre Fähigkeiten.
„Ich habe das erste Mal an der Staffelei gestanden“, meint Mateusz, „und es hat totalen Spaß gemacht.“ Für Lara steht nun fest, dass sie später unbedingt etwas mit Kunst machen will. Und auch Kunstmuffel waren begeistert. „Sonst mag ich Kunst nicht“, gibt Melis zu, „aber das hier war super.“
Für Listl steht fest: „Wir müssen unbedingt eine Vernissage im Schulhaus mit allen Akteuren und Eltern machen, damit die Kunstwerke gebührend gewürdigt werden.“ Sie freue sich, dass der Atelierbesuch bei den Jugendlichen ins Schwarze getroffen hat. „Der mal ganz andere Unterricht sollte den Jugendlichen die Möglichkeiten geben, Kunst und Handwerk zu erfahren, ihre Kreativität kennenzulernen und damit Vertrauen in ihre vielen Stärken zu bekommen.“
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